Altersvorsorge: Das können wir von anderen Ländern lernen

Altersvorsorge: Das können wir von anderen Ländern lernen

Bei der Altersvorsorge haben mittlerweile viele Bürger erkannt: Es geht nur mit Aktien. Auf staatlicher Ebene können wir aber viel von anderen Nationen lernen.

Herzlichen Glückwunsch! Wofür? Als Nutzer von extraETF.com bist du bereits auf dem richtigen Trichter. Denn mit Aktien und Anleihen lässt sich die Altersvorsorge wirksam betreiben. Und hier wiederum sollten unbedingt ETFs zum Einsatz kommen. Was du längst erkannt hast, ist eine Erkenntnis, die sich in der Bundesregierung erst noch verfestigen muss. Denn neben steuerlichen Anreizen und einem Verzicht auf Beitrags- oder Zinsgarantien sind leicht verständliche Anlageprodukte und hohe Aktienquoten in den untersuchten Ländern wesentliche Erfolgsfaktoren, wie Experten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) feststellen. „Aktien erwirtschaften langfristig hohe und stabile Renditen. Sie sind daher ein ideales Instrument für die Altersvorsorge. Im Ausland ist dies vielfach anerkannt. Andere Länder setzen deshalb viel stärker auf Aktien in allen drei Säulen der Altersvorsorge. Dies wäre auch ein guter Weg für Deutschland“, sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.

Altersvorsorge mit staatlicher Unterstützung

Neobroker und Robo-Advisors haben dazu beigetragen, die kostengünstige, effiziente Geldanlage ins Schaufenster zu stellen. So sparen mittlerweile mehr als zwölf Millionen Bundesbürger Aktien, Aktienfonds und ETFs. Das sind 17,6 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren, wie aus DAI-Zahlen hervorgeht. Interessante, aktuelle Zahlen liefert auch das Analysehaus Barkow Consulting: Demnach ist die Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland im ersten Quartal 2024 auf 14,88 Prozent gestiegen. Dies sei ein überraschend deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorquartalen und stellt den höchsten Wert seit Beginn der Datenaufzeichnung dar, mit Ausnahme der Phase der Corona-Pandemie in den Jahren 2020/21. Die Sparquote liegt laut Barkow Consulting damit deutlich über den Werten der beiden Vorjahre und auch über dem Durchschnittswert von 12,01 Prozent, der über den gesamten dargestellten Zeitraum berechnet wurde. 

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Das Thema der effektiven Altersvorsorge ist – wenn auch etwas halbherzig – in der Bundesregierung angekommen. So hat die von der Bundesregierung eingesetzte Fokusgruppe private Altersvorsorge im vergangenen Jahr die Einführung eines staatlich geförderten Altersvorsorgedepots vorgeschlagen. Solche Depots sind in verschiedenen Ländern bereits eingeführt.

„Positive Erfahrungen im Ausland sollten wir als Orientierung für die Einführung von Altersvorsorgedepots in Deutschland verstehen, damit mehr Bürgerinnen und Bürger staatlich gefördert mit einer attraktiven Aktienanlage für das Alter vorsorgen“, so Bortenlänger. Heiko Beck, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wertpapier Service Bank AG, unterstreicht: „Ein Altersvorsorgedepot mit einem hohen Aktienanteil, steuerlichen Anreizen und dem Verzicht auf Beitrags- oder Zinsgarantien ist ein hervorragender Weg, die private Altersvorsorge für breite Bevölkerungsschichten attraktiver und rentabler als bisher zu machen. Ein solches Altersvorsorgedepot müssen wir einfach, flexibel und möglichst unbürokratisch gestalten. Wertpapiersparen ist im Ausland ein Erfolgsmodell, das wir unbedingt für die Altersvorsorge in Deutschland nutzen sollten.“ Aus der Analyse entsprechender Modelle in Australien, Frankreich, Irland, Kanada und den USA leiten die DAI-Experten fünf zentrale Handlungsempfehlungen für den deutschen Gesetzgeber ab.

Diese 5 Punkte kann Deutschland vom Ausland lernen

Die Autoren einer gemeinsamen Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Deutschen Wertpapier Service Bank ergeben sich fünf Aspekte, die sich Deutschland vom Ausland abschauen können:

  • Aktienanlage erleichtern – auf Beitrags- und Zinsgarantien verzichten: Voraussetzung für hohe Aktienquoten ist ein Verzicht auf gesetzlich vorgeschriebene Garantien oder Mindestverzinsungen. Bei Anlagezeiträumen von 20 oder 30 Jahren, typisch für die Altersvorsorge, sind solche Garantien überflüssig. Sie kosten unnötig Rendite, weil sie die Anbieter zwingen, in weniger rentierliche, festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen zu investieren statt in Aktien.
  • Unbürokratisch ein breites Angebot an Altersvorsorgedepots ermöglichen: Ein unbürokratischer Marktzutritt vieler privater Anbieter garantiert einen funktionierenden Wettbewerb zwischen den Anbietern. Da die Anbieter von Altersvorsorgedepots in der Regel hoch regulierte Finanzinstitute wie Banken, Versicherungsgesellschaften oder Kapitalverwaltungsgesellschaften sind, werden keine weiteren Regulierungen speziell für das Angebot von Altersvorsorgedepots benötigt.
  • Standardprodukte anbieten und individuelle Zusammenstellung ermöglichen: Um die Eröffnung eines Altersvorsorgedepots so einfach wie möglich zu machen, braucht es leicht verständliche Anlageprodukte. Sparerinnen und Sparer, die ihre Altersvorsorgedepots individuell zusammenstellen wollen, sollten hierfür die Möglichkeit erhalten.
  • Steuerliche Förderung attraktiver gestalten: Eine ausreichende steuerliche Förderung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wir plädieren deshalb für die Anhebung einer steuerlichen Absetzbarkeit von Altersvorsorgebeiträgen auf 6.000 Euro.
  • Flexibilität in der Auszahlungsphase gewährleisten: Bei flexiblen Auszahlungsplänen bleibt ein Teil der Altersvorsorge über die Rente hinweg in Aktien angelegt und erwirtschaftet so weiter attraktive Erträge. Die Flexibilität, einen Auszahlungsplan ohne eine verpflichtende Verrentung wählen zu können, ist deshalb auch in Deutschland erstrebenswert.

Besser Altersvorsorge für junge Anleger gefordert

Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ging in seinem Podcast jüngst ebenfalls in die Offensive: Junge Menschen unter 30 Jahren sollten die Alternative haben, mit einem Teil ihrer Rentenversicherungsbeiträge eine aktienbasierte Altersvorsorge aufzubauen, meinte dort Sven Ebert, Altersvorsorgeexperte beim Flossbach von Storch Research Institute. Danach hätten die Beitragszahler dieser Altersgruppe die Wahl. Entweder sie investieren die Hälfte des Rentenversicherungsbeitrags in eine Aktienanlage. Wer keine Aktienrente aufbauen möchte, zahlt dagegen wie alle anderen Versicherten weiterhin den kompletten Beitrag ins Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung, so lautete sein Vorschlag.

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Die dadurch im Umlagesystem fehlenden Beiträge sollen mit einer Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 70 Jahre ausgeglichen werden. Nach den Berechnungen von Ebert handelt es sich dabei um 20 Milliarden Euro beziehungsweise 7,5 Prozent des gesamten Beitragsvolumens. Sowohl bei der Kapitalanlage als auch bei der späteren Auszahlung sollten möglichst wenig Regulierung und große Wahlfreiheit herrschen. „Deutschland besitzt einen gut entwickelten Kapitalmarkt. In diesem ist eine private Aktienrente für die junge Generation durch private Anbieter, die im Wettbewerb zueinander stehen, leicht umsetzbar. Der Staat sollte sich auf die Sicherung des Wettbewerbs und die Finanzmarktaufsicht konzentrieren“, so Ebert.

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Nach Vollendung des 30. Lebensjahres fließt dann wieder der komplette Beitrag in die gesetzliche Rentenversicherung. Die Aktiensparer können aber den angelegten Kapitalstock weiter mit zusätzlichen Beiträgen dotieren. Das Flossbach von Storch Research Institute will mit seinem Vorschlag einen neuen Impuls für die kapitalgedeckte Altersvorsorge setzen, nachdem sich die FDP mit ihrem Vorschlag einer Aktienrente in der Ampelkoalition nicht durchsetzen konnte. „Der Vorschlag ist mutig, aber er könnte die Diskussion über eine aktienbasierte Zusatzrente wieder beleben, nachdem die Ampelkoalition mit ihrem Rentenpaket II nur noch auf das sogenannte Generationenkapital setzt, das lediglich eine geringe Beitragsdämpfung innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung bewirken wird“, fügt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern hinzu.

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