23. April 2024
Rente: Die private Altersvorsorge muss aktienorientiert sein.

Altersvorsorge: Alles, was du jetzt wissen und tun musst

Generationenkapital und Rentenpaket II – bei der Altersvorsorge tut sich gerade einiges. Wir zeigen Dir, worauf es nun ankommt.

Im Jahr 2035 wird der nächste (letzte?) Kipppunkt erreicht sein. Dann wird es richtig hässlich. Interessiert allerdings niemanden. Merkwürdig, denn genauso wie der Klimaschutz betrifft das Thema Rente uns alle. Allerdings gibt es keine Fridays for Future-Bewegung, die Flagge zeigt. Niemand klebt sich wegen des Rentenpakets II öffentlichkeitswirksam auf die Straße. Dabei betreffen die Konsequenzen der Reformen des Rentenpakets II vor allem die junge Generation. Ab dem Jahr 2035 werden die Rentenbeitragssätze auf 22,3 Prozent gestiegen sein. Derzeit sind es 18,6 Prozent. Bedeutet: Es wird richtig teuer. 

Warum ist das Interesse an der Altersvorsorge so gerin? Sie scheint in den Augen Vieler eine freudlose Sache zu sein. Wer sich damit beschäftigt, ist in der Regel dem Lebensanfang näher als dem Renteneintritt. Das ist zeitlich sehr weit weg. Warum jetzt damit anfangen? Warum heute einen großen Teil des Gehalts für ein vages Versprechen auf Erhaltung des Lebensstandards im Alter zurücklegen? Man will doch im Hier und Jetzt leben. Verständlich, aber schlau ist das nicht. Wir wollen dir mit diesem Text zeigen, welche Änderungen bei der Rente im Allgemeinen und der gesetzlichen Altersvorsorge im Speziellen anstehen und was du selbst für deine private Altersvorsorge tun kannst. Vor allem möchten wir dir zeigen, wie viel Spaß Altersvorsorge machen kann. Hierzu verlinken wir dir alle hilfreichen Tools wie unseren extraETF Finanzmanager, unsere Finanzrechner sowie unsere umfassenden Wissenstexte, die bei einzelnen Themen noch stärker in die Tiefe gehen.

Gesetzliche Altersvorsorge: Team Beitragszahler verliert an Playern

Dass Norbert Blüms (ehemaliger Arbeitsminister, CDU), „die Rente ist sicher“ Unsinn ist, dürfte klar sein. Dass immer weniger Beitragszahler auf eine stetig wachsende Gruppe an Rentnerinnen und Rentnern trifft, ist ebenfalls nicht neu. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente, die geburtenschwachen Jahrgänge müssen übernehmen. Derzeit stehen einem Altersrentner rund zwei Beitragszahler gegenüber. Anfang der 1960er Jahre betrug das Verhältnis noch 6:1. Sechs versicherte Erwerbspersonen finanzierten einen Altersrentner. Das Team der Beitragszahler verliert also an Mitspielern. Und hier liegt der Systemfehler. Das deutsche Rentensystem ist umlagefinanziert. Bedeutet: Die Beitragszahler bauen den Kapitalbestand nicht für ihre eigene Rente auf – wie beim Kapitaldeckungsverfahren –, sondern finanzieren die Bezüge der aktuellen Rentenbezieher.

Wie funktioniert die Rente? Im Wissensbereich hat sich unser Autor Martin Voigt genauestens mit dem 3-Säulen-Modell der Altersvorsorge befasst. Schau mal rein.  

Was wurde bisher erreicht, um das Untergangsszenario zu umgehen? Nicht viel. Aus dem Jahr 2001 datiert die letzte große Rentenreform. Mit ihr gingen einschneidende Leistungskürzungen einher und die Riester *-Rente wurde eingeführt. Drei wichtige Erkenntnisse gehen damit einher, die nach wie vor ihre Gültigkeit haben und behalten werden. 

  1. Die Leistungseinschränkungen der gesetzlichen Rente müssen durch private Altersvorsorge kompensiert werden – Stichwort Rentenlücke.
  2. Jedes Jahr fließen mehr als 100 Milliarden Euro aus Steuergeldern in die Rentenkasse.
  3. Die Riester-Rente ist (trotz Steuerbegünstigungen) weiterhin kein Erfolgsfaktor in der Rechnung.

16 Millionen Riester-Verträge gab es zuletzt, die Tendenz ist weiter fallend. Problematisch: Auf der einen Seite winkten lange Zeit nur niedrige Zinsen, diesen standen auf der anderen Seite vergleichsweise hohe Kosten gegenüber.

Generationenkapital: Große Chance oder zahnloser Tiger?

Im Sommer 2023 rückte dann eine deutlich aktienorientierte Altersvorsorge in Reichweite. Die Idee: Neben Versicherungsprodukten ohne volle Garantie der eingezahlten Beiträge soll ein neu konzipiertes Altersvorsorgedepot gehören, in dem sich auch Fondsprodukte wie etwa ETFs mithilfe staatlicher Förderung ansparen lassen. So könnten die Bundesbürger im Rahmen der privaten Altersvorsorge aktienlastiger mit staatlicher Förderung anlegen. Zudem geht das Generationenkapital an den Start. Bis Mitte der 2030er-Jahre baut die Bundesregierung einen 200 Milliarden Euro umfassenden Kapitalstock auf, um die Finanzierung der gesetzlichen Rente nachhaltiger aufzustellen. Das Geld fließt hauptsächlich in Aktien. Verwaltet wird es von der Investmentmanagerin Anja Mikus, die für den Staat bereits Mittel zur Finanzierung im Rahmen des Atomausstiegs anlegt. In unserem Interview gab uns Anja Mikus bereits interessante Einblicke zur Anlagepolitik des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo). Robert Halver (Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank) befragten wir jüngst zur Aktienrente. 

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Nun nehmen die weiteren Ideen zu Reformbemühungen weiter Kontur an. So will die FDP nicht nur die Rentenkasse durch das Generationenkapital entlasten. In einem Positionspapier will sie sich dafür einsetzen, dass Geld aus den Rentenbeträgen der Einzahler direkt am Kapitalmarkt angelegt wird. Bürgerinnen und Bürger erwerben somit direkt individuelle Ansprüche. Auch die Idee eines staatlich geförderten ETF-Depots ist Teil der Forderungen. Mit dieser zusätzlichen Option vorsorgen zu können, entstünde eine renditestarke Alternative zu den bisherigen Riester-Produkten. Bis aus den Forderungen allerdings konkrete Maßnahmen werden, ist es noch ein langer Weg. Zudem dürften die Liberalen wenig Fürsprecher innerhalb der Regierungskoalition finden.

Ohnehin gab es bereits zahlreiche kritische Stimmen zum Generationenkapital: „Zu spät, zu wenig“, heißt es häufig. Der Kapitalstock ist zu klein und es dauere zu lange, um die Beitragssätze der Einzahler nachhaltig zu senken. Doch auch hier gilt: Besser spät als nie. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Angst vor einem Börsencrash, der die Rendite des Generationenkapitals schmälern würde. Dabei zeigt sich, dass bei einem langen Anlagezeitraum Aktieninvestments gegenüber Zinsprodukten obenauf liegen und die Gefahr von Rückschlägen abnimmt. Das zeigt besonders eindrucksvoll das Renditedreieck des weltweit anlegenden Aktienindex MSCI World. Die zentrale Erkenntnis: Je länger Anlegerinnen und Anleger im Markt blieben, umso geringer ist das Verlustrisiko (rot gekennzeichnet). Ab 15 Jahren Anlagedauer gab es im vergangenen halben Jahrhundert keine Verluste zu verzeichnen. Wichtigste Erkenntnis: In der Zeit von 1970 bis ins Jahr 2023 brachte ein Investment in den MSCI World eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,2 Prozent.

Renditedreieck des MSCI World: Eine nachhaltige Erfolgsgeschichte.
Renditedreieck des MSCI World: Eine nachhaltige Erfolgsgeschichte. Quelle: Dividendenadel, Christian W. Röhl

Die Altersvorsorge bequem mit extraETF Finanztools managen

Klar ist, wer vorsorgen will, kommt um Aktien nicht herum. Bevor es allerdings an die Zusammenstellung des Depots geht, brauchst du einen Überblick über deine finanzielle Situation. Weißt du bereits, wie groß deine Rentenlücke ist? Mit dem extraETF Rentenlückenrechner hast du sie in wenigen Klicks berechnet. Sechs Angaben reichen bereits aus. Zunächst legst du fest, wie viel Geld du monatlich im Alter benötigst. Eine Faustformel geht von 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens aus. Der Rentenlückenrechner berechnet im Anschluss, wie viel Bruttorente du voraussichtlich vom Staat erhalten wirst. Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben ergibt sich daraus die Nettorente. Diesen Betrag ziehen wird von deinem Versorgungsziel – also dem Betrag, den du nach eigenen Angaben im Alter benötigst – ab. Das Ergebnis ist die Rentenlücke.

Nur 6 Angaben reichen aus: Berechne in wenigen Klicks mit unserem Rentenlückenrechner deine Versorgungslücke.  

Der nächste Schritt führt dich zum Vorsorgerechner. Du kommst mehr und mehr in die Umsetzung. Was kann der Vorsorgerechner für dich tun? Er ermöglicht eine genaue Berechnung der notwendigen Sparrate für deinen monatlichen Kapitalbezug im Alter. Es geht um die Ansparphase, mögliche Wartzeiten und die Entnahmephase. Dabei hast du die Möglichkeit unterschiedliche Parameter zu berechnen: die notwendige Ansparzeit, die benötigte Sparrate, die Rendite und vieles mehr. Am Ende des Prozesses hast du einen umfassenden Überblick mit genauen Werten und klarer Visualisierung für deine persönliche Altersvorsorge.

Umsetzung mit ETF-Suche und extraETF Finanzmanager

Sobald du alle Daten beisammen hast, kannst du dir dein Portfolio zusammenstellen. Ausgangspunkt ist die ETF-Suche. Hier findest du die passenden Produkte für deine Altersvorsorge. Achte dabei vor allem darauf, weltweit anlegenden ETFs – also Welt-ETFs – zu nutzen. Portfolios auf die bekannten Indizes wie MSCI World, MSCI All Country World und FTSE All World sind ein guter Ausgangspunkt. Alle wichtigen Aspekte zur Anlage in Welt-ETFs haben wir dir in einem dezidierten Artikel zusammengefasst. Mit unserem Finanzmanager kannst du deine Geldanlage im Allgemeinen und die Altersvorsorge im Speziellen weiter optimieren. So findest beispielsweise zahlreiche Musterportfolios mit konkreten ETF-Vorschlägen, die du nachbauen kannst. Tiefe Analysen und übersichtliche Visualisierungen helfen dir, stets den Überblick zu behalten und das Beste aus deiner Geldanlage herauszuholen. 

Der Portfoliotracker für Profis: Teste den extraETF Finanzmanager und hole mit hilfreichen Tools und übersichtlichen Visualisierungen mehr aus deiner Geldanlage heraus.

Fazit: Im Rahmen des Rentenpakets II werden die Beitragssätze weiter steigen (ab 2035 auf 22,1 Prozent). Die Rente wird also teurer. Bemühungen der Regierung um eine aktienorientierte Anlage mittels Generationenkapital und Überlegungen zu geförderten ETF-Depots gehen in die richtige Richtung. Klar ist und bleibt, dass die Deutschen sich nicht auf die gesetzliche Rente verlassen können. Sie müssen selbst vorsorgen und das am besten mit aktienlastigen Anlagen. So lässt sich die Versorgungslücke schließen und der Kapitalbedarf im Alter decken. extraETF unterstützt dich bei der Geldanlage und der Altersvorsorge mit Tools, Tipps und News.

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