Kapital aufbauen für Kinder: So wird dein Baby zum Millionär
So, wie sich unser Leben immer wieder ändert, ändern sich auch unsere finanziellen Bedürfnisse und Möglichkeiten. Egal ob Altersvorsorge, Kapital für eine Immobilie oder Führerschein: Kapital aufzubauen ist umso einfacher, je früher wir anfangen. Mit unserer Reihe wollen wir helfen, dass jede und jeder einen Finanzplan für’s Leben hat. Und den Mut, ihn durchzuhalten.
Sie sind süß und für viele von uns die Erfüllung eines Traumes. Aber sie sind auch sehr teuer. 164.808 Euro kostet ein Kind im Schnitt bis zur Volljährigkeit. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt und das heißt: 763 Euro geben Paare im Schnitt pro Monat für ihr Kind aus. Das ist ein Fünftel der gesamten Konsumausgaben. Kindergeld und andere staatliche Leistungen gleichen die Kosten nicht aus. Hinzu kommen mögliche Verdienstausfälle – durch Elternzeit, durch Teilzeitarbeit. Die Zahlen wurden vor Corona erhoben. Mit steigender Inflation durch hohe Lebensmittel- und Energiepreise sind die Kosten inzwischen weiter gestiegen.
Und mit der Volljährigkeit hört die Fürsorge der Eltern nicht auf, auch die finanzielle nicht: Führerschein, eigene Wohnung, Ausbildung: Ein Studium kostet bis zum Abschluss im Schnitt 23.000 Euro für ein Kind. So kommen durchschnittlich fast 200.000 Euro bis zum Ausbildungsende zusammen. Da ist es sinnvoll, früh für die Kinder vorzusorgen und Kapital aufzubauen.
Aktien: langfristig und breit gestreut
Denn Kinder haben Zeit, viel Zeit. Und das ist beim Aufbau von Kapital ein wichtiger Faktor. Von der Geburt bis zur Ausbildung oder bis zum Studium vergehen 16 bis 19 Jahre. Langfristig und breit gestreut sind Geldanlagen an der Börse da sinnvoll. Das heißt, mindestens 10 Jahre. Mindestens.
Wofür will ich sparen und wie lange?
Die erste Frage, die sich Eltern stellen sollten, ist: Wofür möchten wir Geld für unser Kind sparen bzw. investieren? Brauchen wir das Kapital für die Ausbildung oder das Studium? Oder stehen zeitnahe Wünsche wie Laptop oder Führerschein auf der Liste?
Wer Sicherheit bevorzugt und einen sehr kurzen Anlagehorizont hat – das heißt weniger als fünf Jahre – kann Festgeldkonten in Erwägung ziehen. Attraktive Zinsen gibt es allerdings nicht: Das Vergleichsportal Check 24 listet aktuell für Festgeld-Anlagen von 20.000 Euro über fünf Jahre bis zu 1,7 Prozent Zinsen pro Jahr auf bei Anlagen mit guten Bonitäten von BB bis AAA. Diese Zinsen werden von der Inflation mehr als aufgezehrt.
Verschiedene Möglichkeiten
Möglichkeit 1: ETFs: Mit Investments in ETFs, in börsennotierte Indexfonds, verteilt sich das Risiko auf viele einzelne Bestandteile in einem ETF. Breit streuen heißt das in der Fachsprache. Die Kosten sind gering, die Renditen langfristig attraktiv. Wir sehen aktuell, wie schnell und wie tief es an den Börsen aber auch abwärts gehen kann.
Apropos Kosten: Sie schlagen ab 0,12 Prozent der Anlagesumme pro Jahr zu Buche bei einem ETF auf den MSCI World (andere ETFs können deutlich kostenintensiver sein) und sind ein entscheidender Faktor – vor allem bei einem langen Anlagehorizont. Oder bei einer Einmal-Anlage, wenn wir gleich einen größeren Betrag auf einen Schlag für den Nachwuchs investieren. Der zweite wichtige Faktor ist die Rendite.
Kalkulieren wir es doch mal durch:
Nehmen wir als Beispiel den MSCI World. In den vergangenen 20 Jahren lag seine Rendite im Schnitt bei 7 Prozent Rendite pro Jahr. Nehmen wir langfristig 2 Prozent Inflation an. Die ist aktuell viel höher, schon klar, lag aber in den vergangenen 20 Jahren bei 1,5 Prozent. Bleiben im Schnitt vor Kosten 5 Prozent. Machen wir eine einfache Rechnung auf: Wer 18 Jahre lang für’s Kind 50 Euro monatlich anlegt, ohne weiteres Eigenkapital, zahlt insgesamt 10.800 Euro ein. Mit Zinsen hat das Kind bei 5 Prozent Rendite aber vor Steuern im Alter von 18 Jahren 17.533 Euro im Depot. Nach Abzug der Kapitalertragssteuer bleiben 15.955 Euro übrig:
- Sparrate: 50 Euro
- Rendite: 5 Prozent vor Kosten
- Laufzeit: 20 Jahre
- Ausschüttung: ausschüttend
- Einzahlungen: 10.800 Euro
- Zinsen gesamt: 6.733 Euro
- Kapitalertragssteuer: -1577 Euro
- Kapital mit 18 Jahren: 15.955 Euro
Bei 200 Euro Sparrate im Monat ändert sich das Bild schon sehr:
- Sparrate: 200 Euro
- Rendite: 5 Prozent vor Kosten
- Laufzeit: 20 Jahre
- Ausschüttung: ausschüttend
- Einzahlungen: 43.200 Euro
- Zinsen gesamt: 26.931 Euro
- Kapitalertragssteuer: -6.310 Euro
- Kapital mit 18 Jahren: 63.822 Euro
(Quelle: Finanzfluss)
Am Ende der Laufzeit hätte das Kind also mehr als 63.000 Euro an Kapital zur Verfügung. Kein schlechter Start ins Erwachsenen-Leben, oder?
ETFs auf den MSCI World bieten nahezu alle Vermögensverwalter an – hier eine Auswahl. Bei de.extraetf.com sind 17 MSCI World ETFs aufgelistet.
Die am besten performenden MSCI World-ETFs (3 Jahre Performance):
Fondsname |
WKN |
TER (Gesamtkosten) |
Ausschüttung |
Performance 5y |
HSBC MSCI World UCITS ETF (Dist) |
|
0,15% p.a. |
ausschüttend |
75,2% |
Lyxor MSCI World (Lux) UCITS ETF |
|
0,20% p.a. |
ausschüttend |
73,99% |
Invesco MSCI World UCITS ETF |
|
0,1ß% p.a. |
thesaurierend |
73,97% |
Quelle: extraETF.com 05.09.22
Möglichkeit 2: Bei aktiv gemanagten Fonds sorgen Fondsmanager für die Zusammensetzung des Fonds. Sie greifen ein, wenn zum Beispiel die Zusammensetzung ihren Vorstellungen von Rendite und Risiko nicht mehr entspricht. Fondsmanager haben so die Möglichkeit, besser zu sein als der Markt. Und zugleich das Risiko, weniger gut als der Markt zu sein. Allerdings ist es bei Fonds komplizierter, das richtige Produkt zu finden: Wie investiert der Fonds? Welche Rendite erwartet das Fondsmanagement, zu welchen Risiken? Was kostet das Produkt, als Ausgabeaufschlag und laufenden Gebühren?
Grundsätzlich gilt: Aktienfonds oder –ETFs sind vor allem langfristig eine gute Wahl. Und sie müssen zur eigenen Strategie passen.
Tipp: Egal ob Renditerechner, Sparrechner oder Steuerrechner – hier gelangst du zu allen neuen Finanzrechnern von extraETF.com. |
Mit einem Sparplan automatisch und regelmäßig vorsorgen
Wer noch wenig Börsen-Erfahrung hat, aber trotzdem für den Nachwuchs investieren möchte, kann Sparpläne auf ETFs oder Fonds in Erwägung ziehen. Einmal eingerichtet wird ein monatlicher Betrag vom Konto abgebucht und für das Kind angelegt. Das Gros an ETFs und Fonds in Deutschland ist sparplanfähig. Aber natürlich auch Einzelaktien.
Wichtig: Das Depot sollte auf den Namen des Kindes laufen, denn Kinder erhalten einen eigenen Sparerpauschbetrag von 801 Euro pro Jahr. Bis dahin bleiben die realisierten Erträge steuerfrei. Dafür benötigt die Depotbank einen Freistellungsauftrag der Eltern. Wer mehr investiert und den Pauschbetrag überschreitet, sollte eine Nichtveranlagungsbescheinigung beantragen. Dann wird keine Abgeltungssteuer fällig, denn auch Kinder erhalten den steuerlichen Grundfreibetrag auf die Erträge im Depot von 9.984 Euro (2022).
Wichtig: Eltern haben Zugriff auf die Konten und Depots vom Kind. Das Geld gehört aber dem Kind. Eltern dürfen davon nichts abheben (müssten das sonst versteuern). Der Nachwuchs kann die Eltern dafür verklagen, sobald er 18 ist. Außerdem können die Kleinen mit dem Geld machen, was sie möchten, wenn sie volljährig sind. Wenn ein Studium ansteht, zählt das Geld zum Vermögen. Bis 8.200 Euro gibt es einen Freibetrag darauf.
Was gut für’s Kind ist, ist auch gut für die Eltern: Zinseszinseffekt
Das Kind hat also nach 18 Jahren vor Kosten mehr als 60.000 Euro im Depot. Es profitiert hier vom Zinseszinseffekt. Der ist umso größer, je länger die Laufzeit ist. Und da sind wir bei den Eltern: Auch Eltern sollten für sich vorsorgen.
Wichtig ist langfristig durchzuhalten, regelmäßig zu investieren. Wir werden im Laufe dieser Finanzreihe noch sehen, wie viel Geld in unseren unterschiedlichen Lebensphasen bleibt, was wir brauchen und wie viel wir aus schon kleinen Beträgen machen können. Wichtig ist, und das schreibe ich ja oft:
Kapital aufbauen – so geht’s:
- Ziele: Warum will ich investieren? Ziele setzen und durchhalten.
- Dauer: Wie lange will bzw. kann ich investieren? Börse lohnt sich vor allem langfristig.
- Strategie: Wie will ich investieren, mit welchen Renditen und welches Risiko kann ich ab? Je nach Lebensphase soll die Strategie angepasst werden.
- Man investiert nur Geld, das man auf längere Sicht nicht braucht.
- Man legt vorher einen Notgroschen an.
- Nicht mit geliehenem Geld investieren!
- Breit streuen!
Sicherheit – ja, aber
Vielen Eltern ist ein gewisses Maß an Sicherheit – gerade auch in Finanzdingen – wichtig.
Von den meisten Versicherungen, die Geldanlage kombinieren, raten Verbraucherschützer aber ab: Etwa Ausbildungsversicherungen. Laut Verbraucherzentrale Bundesverband würden hier verschiedene Leistungen kombiniert, wie etwa der Schutz vor den Folgen des Todes eines Elternteils und die Geldanlage. Jeder Bestandteil verursacht aber Kosten.
Es ist auch nicht einfach, über das Guthaben vor Vertragsende zu verfügen oder mit dem Sparen längere Zeit auszusetzen. Und falls doch, dann ist es oft mit finanziellen Einbußen verbunden. Zu allem Überfluss zehren auch noch hohe Abschluss- und Verwaltungskosten an der Rendite dieser Verträge.
Auch von Bausparverträgen für die Kinder raten die Verbraucher-Experten ab: Nach Abzug der Kosten läge die Guthabenverzinsung „nur geringfügig über null Prozent“. Auch das Argument eines günstigen Darlehens ziehe nicht mehr, weil viele Bausparkassen in den letzten Jahren Verträge gekündigt hätten, sobald das möglich gewesen war.
Wer trotzdem auf eine Versicherungslösung setzen möchte, findet womöglich eine Alternative in fondsgebundenen Versicherungen, etwa bei größeren Summen aus einer Schenkung. Sie sind meist nicht so teuer wie die Ausbildungsversicherungen und die Kapitalrenditen sind höher als bei Festgeld.
Schenkungen – Verschiedene Obergrenzen je nach Verwandtschaftsgrad
Gerade bei Schenkungen gilt aber eine Obergrenze: Eltern dürfen ihrem Kind innerhalb von 10 Jahren bis zu 400.000 Euro schenken, ohne dass das Kind diese Beträge als Einkünfte versteuern muss. Großeltern dürfen bis zu 200.000 Euro in 10 Jahren schenken – Onkel und Tanten dürfen bis zu einem Freibetrag von 20.000 Euro schenken, ohne das Steuern anfallen.
Übrigens: Wie investieren wir Eltern denn für uns? Wie gehen wir mit unserem Geld um? Können wir gut mit Geld umgehen? Können wir investieren? Und reden wir offen und ehrlich über Geld? Wenn wir ein gutes Beispiel und Vorbild sind, lernen die Kinder von uns automatisch den Umgang mit Geld.
Tipp: Sparen mit bis zu 480 Euro Extra-Geld vom Chef? Hier findest du alle Infos zum VL-Sparen mit ETFs! |
Fazit
Die Börse ist eine Möglichkeit, für die Kleinen vorzusorgen. Vor allem je früher wir Eltern anfangen zu sparen bzw. zu investieren, desto besser für den Nachwuchs. Dabei gilt: Langfristig, breit gestreut und mit Plan. Und das gilt natürlich auch für die Großen!