Ferat Öztürk (DWS): "Das klassische Sparen mit Sparschwein ist nicht attraktiv"
Sparschwein ist out, ETF-Sparpläne liegen im Trend. Was du über wirksames Sparen wissen musst, erklärt Ferat Öztürk, Leiter des digitalen Vertriebs der EMEA-Region bei DWS Xtrackers.
Privathaushalte zum Sparen ist nicht nur am jährlichen Weltspartag hervorzuheben, es ist ein zeitloses Vorhaben. Doch sparen klingt auch nach Verzicht. Mit welchen Argumenten können Sie junge Menschen dennoch zum Sparen motivieren?
Das klassische Sparen mit Sparschwein oder Sparbuch ist gerade für junge Leute nicht mehr attraktiv. Wir können als ETF-Anbieter den Grundgedanken etwas auffrischen und versuchen Hürden abzubauen. ETF-Sparpläne sind bereits ab sehr kleinen Beträgen möglich, oft startet das bei 25 Euro, bei einigen Online-Brokern sogar schon ab 1 Euro Sparbetrag. Außerdem ist das Einrichten eines Sparplans denkbar einfach: (junge) Menschen können dies schnell in ihrer App erledigen und selbst entscheiden, welche Themen sie beim Investieren interessieren.
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Doch bei aller Einfachheit in der Anwendung ist es wichtig, die Grundlagen zu verstehen, warum ein ETF-Sparplan sinnvoll sein kann: Hier wollen wir helfen Verständnis für den Kapitalmarkt aufzubauen – Ansatzpunkte finden sich schon im Alltag, viele Unternehmen aus den großen Indizes begleiten uns jeden Tag. Dieses Bewusstsein kann man dann kombinieren mit grundlegenden Kapitalmarkttipps wie Ruhe bewahren, langfristigen Anlagehorizont setzen und klare Ziele zu verfolgen. Denn Sparen ist kein Selbstzweck, sondern soll einem Ziel dienen wie zum Beispiel der Altersvorsorge. Gerade wenn das Rentenalter bei jungen Menschen noch in weiter Ferne liegt, macht ein früher Beginn des Sparens durch den Zinseszinseffekt viel aus.
ETF-Sparpläne können ein wirkungsvolles Instrument sein. Worauf sollten Interessierte achten, wenn diese ETF-Sparpläne einrichten wollen?
Wenn man einige grundlegende Dinge beachtet, ist man hier gut aufgestellt. Dazu zählt, den passenden individuellen Betrag festzulegen, den man jeden Monat zur freien Verfügung hat. Hinzu kommt das Kostenbewusstsein. Die Gesamtkostenquote (TER) gibt Auskunft über die jährlichen Kosten, die von der Performance des ETF abgezogen werden. Auch die Transaktionskosten beim jeweiligen Anbieter sind zu beachten. Bei den meisten Online-Brokern sind ETF-Sparpläne mittlerweile kostenlos ausführbar.
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Auch Produkt- und strategiespezifische Gedanken sollten bei der Einrichtung eines oder mehrerer Sparpläne einfließen. Darüber hinaus sollte man sich über das eigene Risikoprofil und das Anlageziel im Klaren sein. Ein beliebter strategischer Ansatz ist etwa der Core-Satellite-Ansatz: Ein bis zwei ETFs, die breit streuen und global anlegen bilden die Basis, bzw. den Kern des Portfolios mit höheren Sparbeträgen. Dazu kommen „Satelliten“-Sparpläne z.B. für Sektor-ETFs oder Themen-ETFs mit klarem Fokus.
Gehört auch der Bitcoin ins Portfolio? Vielleicht sogar ebenfalls in Sparplanform?
Vorab: Investments in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum gehen mit deutlich höheren Schwankungen einher als breit gestreute ETFs, diesem Risiko sollten sich Anleger bewusst sein. Wer diese Abwägungen getroffen hat, kann aber durchaus profitieren. Bei entsprechender Risikobereitschaft der Anleger können Kryptowährungen einen Platz im Portfolio haben. Der Markt für Kryptoanlagen macht circa 0,7 Prozent der globalen Marktkapitalisierung aus (Stand 04/24, Quelle: Coinmarketcap.com, DWS).
Damit hat dieses Segment bereits aus Gründen der Diversifikation über verschiedene Assetklassen hinweg einen kleinen Anteil am sogenannten Weltmarktportfolio, welches als Orientierung für Privatanleger dienen kann. Kryptowährungen können also als Teil eines Portfolios für risikofreudige Anleger interessant sein, insbesondere mit Blick auf die potenzielle Performance und Diversifikation. Wie eben beschrieben, sollte der Anteil aber nicht zu groß sein. Wegen der hohen Volatilität und mancher regulatorischen Unsicherheit ist eine sorgfältige Abwägung nötig.
Ob ETFs oder Kryptowährungen, Neobroker sprechen gerade junge Menschen an. Welche Rolle kommt jenen Anbietern zu, wenn es darum geht, Deutschland zu einer Nation der Aktionäre zu machen?
Neobroker haben in den letzten Jahren durch sehr günstige und teilweise sogar kostenlose Transaktionen, sowie einfach zu bedienende Apps viele – insbesondere junge – Menschen überzeugt und einen einfachen Zugang zum Kapitalmarkt ermöglicht. Daher sind diese Anbieter ein wichtiger Akteur, um noch mehr Menschen für die Kapitalmärkte zu gewinnen und diese auch dort zu halten. Klappen kann das neben einer guten App auch durch Zugang zu edukativem Finanzcontent, z.B. in Kooperation mit Finfluencern oder auf Social Media. Mit steigendem Finanzwissen geraten natürlich auch andere Produkte in den Fokus. Um Nutzer und Nutzerinnen auf den Plattformen und in den Märkten zu halten, gilt es natürlich die Dienstleistungen kontinuierlich weiterzuentwickeln und die Produktpalette stetig zu erweitern.
Laufen Neobroker den klassischen Direktbanken langfristig den Rang ab?
Die Grenzen zwischen Direktbanken, Online-Brokern und den sogenannten Neobrokern sind fließend, hier wird sich in Zukunft noch viel bewegen. Viele Vorteile wie vergünstigte und kostenfreie ETF-Sparpläne und -Einmalanlagen sind auch bei Direktbanken und den klassischen Brokern möglich. Was beide unterscheidet sind z.B. eine größere Auswahl an Börsenplätzen, und die Verknüpfung mit weiteren Investmentlösungen und einer persönlichen Beratung. Viele Neobroker haben allerdings gezeigt, wie es gehen kann, die Benutzerfreundlichkeit der Apps steht im Vordergrund und die Nutzer schätzen die einfache Oberfläche. Für eine Prognose wie sich die Nutzerzahlen entwickeln wird entscheidend sein, ob Neobroker die gleiche Kundentreue wie etablierte Banken aufbauen können.
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