27. März 2017
Dividenden: Mehr ist nicht immer besser

Dividenden: Mehr ist nicht immer besser

Bei Dividenden finden viele Anleger: Je mehr desto besser. Unternehmen, die auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten, könnten Aktionäre glücklicher machen, meinen viele Firmenlenker. Wer hat Recht?

Aktiendividenden sind eine feine Sache. Was der Investor als Rendite ausgeschüttet bekommt, kann ihm keiner mehr nehmen. Und je mehr er bekommt, desto besser. Für das ausschüttende Unternehmen ist es nicht ganz so einfach. Wenn es um die Höhe des Dividendenvorschlags geht, muss die Geschäftsleitung abwägen, ob das Geld nicht für Investitionen in das Unternehmen verwendet werden soll.

 

Das Ergebnis auf das eingesetzte Kapital (Return on Capital Employed) oder die Eigenkapitalrentabilität (Return on Equity) könnten dem Gros der Anleger unter dem Strich eine bessere Rendite bescheren. Unternehmen, die auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten, könnten Aktionäre dennoch glücklich machen, argumentieren viele Firmenchefs.
Dieses Argument verfängt nicht ganz. Denn die Dividende ist für Investoren ein verlässliches Signal dafür, dass die in der Bilanz ausgewiesenen Gewinne tatsächlich im Unternehmen ankommen. Eine Ausschüttungsquote von 30 bis 50 Prozent der Gewinne ist damit ein positiver Indikator, dass die Geschäfte gut laufen.

Gelingt es einem Unternehmen zudem, die Dividende über längere Zeit mindestens konstant zu halten, spricht dies für die Robustheit des Geschäftsmodells. Sogenannte Dividenden-Aristokraten schaffen es gar, ihre Dividenden mindestens 20 Jahre lang stetig zu steigern. In diesen Dividenden-Adel können Anleger mittlerweile über verschiedene Dividenden-Aristokraten-ETFs investieren.

Unternehmen können es aber auch übertreiben. Es gibt tatsächlich Firmen, die ihren gesamten Jahresgewinn ausschütten, selbst in schlechten Jahren, und manchmal sogar noch mehr. Häufig besteht ein besonders gieriger Großaktionär auf dem Geld. Bei der Deutschen Telekom ist dies zum Beispiel der deutsche Staat, der immer noch mit 32 Prozent beteiligt ist. Alle Finanzminister haben die Dividende fest in den Bundeshaushalt eingeplant. Bei der Telefonica Deutschland und der Comdirect * sind es die Eigentümer Telefonica und die Commerzbank, die die Gewinne der Töchter bitter nötig haben, um die eigene durchwachsene Bilanz aufzuhübschen.

Hier ist Vorsicht geboten. Mit einer hohen Dividende werden möglicherweise Investitionen unterlassen, die die langfristige Substanz eines Unternehmens gefährden können.

Für Anleger am besten ist die Kombination aus einer komfortablen Dividende und soliden Reinvestitionen in ein florierendes Unternehmen. Bei Fuchs Petrolub etwa sitzen Aktionäre mit der Familie Fuchs in einem Boot. Diese will das Familienunternehmen langfristig bewahren und schüttet dennoch eine maßvolle Dividende von 80 Cent pro Aktie aus. Aktuell beträgt die Dividendenrendite etwa zwei Prozent. Dividendenjäger werden das auf den ersten Blick als zu gering einstufen. Wer aber die Aktie vor zehn Jahren zu einem Kurs von rund zehn Euro erworben hat – damals mit einer Dividendenrendite von 1,6 Prozent, der freut sich heute über eine Dividendenrendite, bezogen auf den Einstandskurs von acht Prozent. Eine stetig steigende Dividende ist also viel mehr Wert als eine hohe optische Anfangsdividende.

Zum Autor: Hubert Thaler

Dividenden: Mehr ist nicht immer besser Hubert Thaler ist Vorstand der TOP Vermögen AG in Starnberg. Jahrgang 1954, über 30 Jahre Berufserfahrung als Vermögensanlageberater und Vermögensverwalter in der Zentrale der Volks- und Raiffeisenbanken München und als Mitglied des Direktoriums der VR Bank Starnberg bis 30.06.2000.

 

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