Ab 2026 schrumpft China – wo kommt dann das Wachstum her?
China hat auch nicht das ewige Wachstum gepachtet. Woher soll in einigen Jahren das Potential im Reich der Mitte kommen?
Die jüngste Volkszählung hat Peking veranlasst, die Geburtenbeschränkung zu lockern und zu einer Drei-Kind-Politik überzugehen. Das allein wird aber nicht reichen, so dass sich China langfristig stärker auf Produktivitätssteigerungen für weiteres Wirtschaftswachstum verlassen muss.
2020 hat die chinesische Bevölkerung die rekordverdächtige Anzahl von 1,41 Milliarden Menschen erreicht. Allerdings verlangsamte sich das Bevölkerungswachstum bereits damals. Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren schrumpfte vom Höchststand von 74,5 Prozent im Jahr 2010 auf 68,5 Prozent im Jahr 2020, während der Anteil der älteren Bevölkerung ab 65 Jahre von 8,9 Prozent im Jahr 2010 auf 13,5 Prozent im Jahr 2020 anstieg. Die Zahl der Neugeborenen sank 2020 auf ein Rekordtief von zwölf Millionen, was aber auch der Pandemie geschuldet sein könnte. Die sogenannte Gesamtfruchtbarkeitsrate – also die mittlere Anzahl von Kindern pro Frau – lag bei 1,3 und gehört nun zu den niedrigsten weltweit. Dieser Trend wird trotz Drei-Kind-Politik schwer umzudrehen sein. Die Bereitschaft, Kinder in die Welt zu setzen, hat unter den gesellschaftlichen Veränderungen, steigenden Wohnungspreisen und den zunehmenden Kosten der Kindererziehung rapide abgenommen.
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Zwar gab die Umstellung von der Ein-Kind- auf die Zwei-Kind-Politik im Oktober 2015 der Geburtenrate einen moderaten Schub. Aber ab 2018 begannen die Neugeburten schnell zu sinken; der Aufholeffekt verpuffte. Die Gesamtbevölkerung wird ihren Höhepunkt etwa 2026 erreichen und dann abnehmen, selbst wenn die Geburtenbeschränkungen bald vollständig gelockert werden sollten. Die Zahl der Neugeborenen könnte in den späten 2020er Jahren auf unter zehn Millionen fallen. Infolgedessen wird sich der Anteil der älteren Bevölkerung (65+) in 20 Jahren verdoppeln und annähernd das Niveau erreichen, das Japan heute hat.
Die Wachstums-„Dividenden“ in China
Die erste demografische „Dividende“ ist also weg. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird weiter abnehmen, was sich in einem geringeren Potenzialwachstum niederschlägt. Die zweite demografische „Dividende“, die durch Investitionen in Sach- und Humankapital erzielt wird, ist aber in der Regel größer als die erste und wird in den Fokus der Politik rücken. Es zahlt sich aus, in Humankapital zu investieren und die Talent-„Dividende“ zu nutzen. Aktuell ist eine Verschiebung des Renteneintrittsalters im Gespräch. Auch erwarten wir eine Verbesserung des sozialen Sicherheitsnetzes und ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Wohnpreisspekulationen. Sie scheint angesichts der Urbanisierung eine wichtige Rolle bei der Senkung der Geburtenrate zu spielen.
Präsident Xi stellte Anfang des Jahres fest, dass Chinas altes Wachstumsmodell angesichts von Umweltproblemen und steigenden Arbeitskosten nicht nachhaltig sei. Er betrachtet Innovation als eine Überlebensfrage und als Schlüssel für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung. So kündigte er Pläne an, das Wirtschaftswachstum durch eine langfristige Steigerung der Produktivität zu erhöhen. Der demografische Gegenwind in China wird also dem Übergang zu einem innovationsgetriebenen Wachstumsmodell noch mehr Gewicht verleihen. Für Investoren wird das attraktive Möglichkeiten bieten.
Über die Autorin: Claire Huang
Claire Huang, Senior Emerging Markets Macro Strategist bei Amundi.
Autor Redaktion
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