2. Dezember 2010
sell_in_summer

Mehr Gewinn mit Plan

Mit ETFs investieren ist einfach. Doch wer es sich zu einfach macht, der muss damit rechnen, dass ihm zum Teil beachtliche Gewinne entgehen. Zur Renditeoptimierung eignen sich verschiedene Anlagestrategien, die das EXtra-Magazin in einer Serie nacheinander vorstellt. Aktien kaufen, schlafen legen und am Ende ist man von der Wertentwicklung angenehm überrascht. Dieses Prinzip von Börsen-Altmeister André Kostolany hat bekanntlich nur noch eingeschränkte Gültigkeit. Dies gilt auch für ETFs. Selbst wenn sie langfristig nur selten von aktiv gemanagten Fonds übertroffen werden, so lohnt sich auch bei passiven Instrumenten ein genaueres Hinschauen auf das Marktgeschehen. Hierbei kommt es jedoch nicht auf hektisches Trading an, sondern schlicht darauf, bestimmte Mechanismen zu erkennen und für sich zu nutzen. Mit der richtigen Anlagestrategie lassen sich deutlich bessere Renditen erzielen.

So setzt etwa die Dividendenstrategie auf Unternehmen, die in der Lage sind, regelmäßig Dividenden auszuschütten. Ausschüttung als Zeichen nachhaltiger Ertragskraft. Bei der Rebalancing-Strategie wird stets die ursprüngliche Risikostruktur eines Portfolios wiederhergestellt, da sie sich durch unterschiedliche Renditen einzelner Portfoliobestandteile im Laufe der Zeit verschiebt. Und wer Sicherheit mit etwas Risikofreude verbinden will, der greift auf die moderne Variante der als Basis aller ETFs geltenden Portfolio-Theorie nach Harry Markowitz zurück: Die Core-Satellite-Strategie, bei der im Gesamtportfolio eine sichere Kerninvestition von einigen renditeträchtigen und zugleich risikoreicheren Satelliten-Investitionen umgeben wird. Mit der saisonorientierten „Sellin- Summer-Strategie werden einfach die schwächsten Börsenmonate ausgeblendet und nur die guten mitgenommen. Die guten ins Töpchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Diese verschiedenen Anlagestrategien lassen sich gerade mit ETFs und ihren spezifi schen Vorteilen relativ leicht und erfolgreich umsetzen.

Teil 1: Sell-in-Summer – Einfache Strategie mit Erfolg

Mit zu den einfachsten Möglichkeiten strategischer Anlagestrategien zählt der Grundsatz: Schlechte Zeiten vermeiden und gute Zeiten mitnehmen. Vor allem August und September sind traditionell meist die schwächsten Börsenmonate. Mit dieser saisonalen Börsenstrategie fahren Anleger in der Regel höhere Gewinne ein. Vorausgesetzt, sie investieren über längere Zeiträume. Auch wenn der Blick in die Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft ist – die Statistik zumindest ist eindeutig: Die Sommermonate ziehen die Börsenkurse nach unten. Dies zeigte bereits in den achtziger Jahren eine Untersuchung, die im amerikanischen Stock Trader´s Almanac veröffentlicht wurde und die eine alte Weisheit zu bestätigen scheint: „Sell in May an go away“. Das Phänomen des schwachen Sommers ist in England seit 1694 bekannt. Und es wird weltweit beobachtet. Zu diesem Ergebnis kam auch der neuseeländische Finanzprofessor Ben Jacobsen, der die Entwicklung an 37 Börsen untersuchte.

Sell-in-Summer

Beim genaueren Hinsehen jedoch zeigt sich, dass sich der problematische Zeitraum eher auf den August und besonders den September bezieht. Dominik Auricht, Experte für Wertpapier- Anlagelösungen der HypoVereinsbank verweist auf eine Statistik, derzufolge beim Euro Stoxx 50 das Septemberminus seit 1987 bei durchschnittlich 2,37 Prozent lag. Der August zeigte einen Negativwert von 1,33 Prozent. Ähnlich das Bild beim DAX. Auricht spricht daher lieber von einer „Sell-in-Summer- Strategie“.

Richtiges Timing

Für Investoren heißt dies, dass er am 1. Oktober kauft, den er dann am 31. Juli des Folgejahres wieder verkauft. Im August und September ist er einfach nicht investiert, um dann den Zyklus wieder von Neuem zu beginnen. Mit diesem Spiel hätte ein Investor mit einem DAX-ETF nach 20 Jahren mehr als doppelt so viel Gewinn einstreichen können wie ein Anleger, der im simplen Buy&Hold-Verfahren die schwachen Monate nicht vermieden hat. Sein Einsatz hätte sich mehr als verzehnfacht. Dies rief nicht nur die Deutsche Börse auf den Plan, die 2005 mit dem DAXplus Seasonal Strategy einen eigenen Index aufl egte, der diese Strategie nachbildet. Ein Jahr später folgte die Hypovereinsbank mit einem Open End Zertifi kat auf den HVB Europa Performance Index dem der Euro Stoxx 50 zugrunde liegt. Der HVB-Index zeigt ebenfalls erhebliche Unterschiede in der Performance. Die liegt beim Saisonindex seit 1992 pro Jahr bei 12,67 Prozent im Vergleich zu 7,85 Prozent beim regulären Stoxx 50-Verlauf.

Nur langfristig

Das Vermeiden schwacher Phasen zahlt sich also aus. Doch Wertpapierexperte Auricht warnt vor uneingeschränkter Euphorie: „Diese Vorgehensweise sollte nur Teil einer breitangelegten Gesamtstrategie sein, denn es kann bei aller Statistik auch mal anders kommen, wie gerade das vergangene Jahr gezeigt hat.“ Tatsächlich lag die Saisonstrategie 2009 deutlich unter der durchgehenden Börsen- Performance 2009, nachdem sie bereits im Jahr zuvor nur wenig besser war. Zumindest jedoch ließen sich mit ihr die teils herben Verluste etwas besser begrenzen. Ausnahmen bestätigen eben die Regel. Der September kann also durchaus besser laufen, als vermutet. Deshalb kann Sell-in-Summer auch nur eine langfristige Strategie sein, die der Anleger am Besten unbeirrt verfolgt. Hektisches Aussteigen, wie es vor einigen Jahren angesichts heraufziehender Krisen zu beobachten war, bewährt sich dabei nicht. Auch das zeigt die Statistik.

 

Was ist die Saison-Strategie?

Anleger deinvestieren in den Börsenmonaten August und September. Die Langzeitstatistik zeigt hier die durchschnittlich größten Verluste im Jahr.

So wird´s gemacht:

1. Steigen Sie im Oktober in den Markt ein

2. Lösen Sie ihre Positionen Ende Juli wieder auf

3. Im August und September halten Sie Bargeld