28. Februar 2023
Juhu! Endlich sind die Zinsen wieder da!

Juhu! Endlich sind die Zinsen wieder da!

Sparbuch und Tagesgeld schienen längst der Vergangenheit anzugehören. Doch derzeit trägt sich ein kleines Wunder zu: Es gibt wieder Zinsen.

Seit März 2016 gab es für die vorsichtigen deutschen Bundesbürger keine Zinsen mehr. Des Deutschen Lieblingskind, das Sparbuch oder Tagesgeld war „plötzlich“ kein Thema mehr, die EZB hatte den Leitzins auf Null gesetzt. Die USA hatten dieses Szenario bereits Ende 2008 vorweggenommen und die Zinsen auf minus 0,25 Prozent gesenkt.

Die Nullzinspolitik hatte nicht nur Auswirkungen auf Spareinlagen, sondern auch auf Rentenpapiere, wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Rentenfonds. Hohe Sicherheiten, gute Bonitäten warfen keinen Ertrag mehr ab. Das defensive Depot mit hohem Rentenanteil und auch das klassische Mix-Depot mit 40 Prozent Renten und 60 Prozent Aktien waren unattraktiv geworden – der risikolose Zins * war plötzlich zum eindeutig kalkulierten Verlust geworden.

Zinsen und Aktien

Für die aktienaffinen Amerikaner war dies weniger „schmerzhaft“, als für die deutschen Sparer. Wer Rendite wollte, war gezwungen in die Aktienmärkte zu investieren oder es unverzinst auf dem Konto liegen zu lassen. Dies führte dazu, dass bis 2020 das Sparguthaben in Deutschland auf fast 600 Milliarden Euro anstieg.

Und mit Eintreten der Pandemie hat sich dieser Trend nochmals verstärkt. Die Unsicherheiten führten dazu, dass die Bundesbürger so viel Geld auf die Bank brachten, wie nie zuvor. Und kaum jemand rechnete noch vor zwei Jahren, dass sich dieser Trend gravierend ändern würde.

Aber exakt vor einem Jahr begann der Krieg in der Ukraine und mit ihm steigende Rohstoff-/Energiepreise, die die Inflation explodieren ließen. Die Notenbanken mussten handeln und taten es auch. Die EZB erhöhte den Leitzins auf zuletzt drei Prozent, mit weiteren Anhebungen ist noch in diesem Jahr zu rechnen, um die Inflation von acht Prozent weiter zu bekämpfen.

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Des Aktionärs Leid ist des Sparers Freud! Auch wenn noch nicht alle Banken die neuen Zinsen an ihre Kunden weiterleiten, so gibt es doch erste Tagesgeldkonten, die wieder mit zwei Prozent locken. Auch bonitätsstarke Anleihen generieren wieder auf Restlaufzeit eine Verzinsung von drei bis vier Prozent. Aber auf die Duration kommt es an. Längere Laufzeiten haben noch das Risiko der Kursabschläge bei weiter steigenden Zinsen; kürzere Laufzeiten bieten zumindest eine mögliche Beimischung für ein konservativ bis ausgeglichenes Portfolio.

Totgesagte leben länger und genauso wie der Bausparvertrag wiederbelebt wurde, werden auch die Zinspapiere wieder an Attraktivität gewinnen. Dennoch, einen Inflationsausgleich schaffen sie nicht und somit führt weiterhin kein Weg an einer soliden Aktienanlage vorbei.

Über den Autor: Petra Ahrens

Petra Ahrens, Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement AG in Köln