Die Aktienkurse purzeln: So solltest du dich jetzt verhalten
Japan erlebt den heftigsten Absturz seit 35 Jahren. Weltweit rauschen die Aktienkurse nach unten. Wichtig ist jetzt, dass du ruhig bleibst und die passende Strategie wählst.
Der Blick ins Depot macht derzeit wenig Spaß. Negative Vorzeichen dominieren. Die Aktienkurse in Japan sind nach unten gerauscht, wie seit 35 Jahren nicht mehr. Die Rede ist jetzt schon vom „schwarzen Montag“. Bei einem Tagesverlust von zwölf Prozent ist die Bezeichnung nicht so abwegig. Und auch hierzulande gibt der Blick auf die Kurstafel keinen Anlass zur Freude. So musste auch der Dax Federn lassen. Und selbst denkbar breite Weltindizes mussten für ihre Verhältnisse starke Rücksetzer hinnehmen. Fast acht Prozent Rückgang in weniger als einer Woche stehen bei vielen Welt-ETFs. Auch beim ohnehin schwankungsintensiven Bitcoin ging es deutlich nach unten.
Was zwingt die Aktienkurse in die Knie?
Wenn du dir diverse Welt-ETFs näher ansiehst, wirst du feststellen: Der weltweite Aktienmarkt wird von den USA dominiert. Doch die scheinbar vor Kraft strotzende US-Wirtschaft bekam Blessuren ab. Denn die Arbeitsmarktdaten fielen zuletzt relativ schlecht aus. Das wiederum könnte den bevorstehenden Wirtschaftsabschwung unterstreichen.
Zudem scheint die Luft für die Zugpferde dünner zu werden. Denn der US-Markt wurde jahrelang von den großen Tech-Konzernen, den „Glorreichen Sieben“, angetrieben. „Die großen US-Tech-Konzerne, die als Magnificent Seven oder die Glorreichen Sieben bezeichnet werden, haben 2024 bisher rund 54 Prozent zur Wertentwicklung des S&P 500 beigetragen. Das bedeutet, die übrigen 493 Aktien hatten eine geringere Auswirkung auf die Index-Performance“, sagt Lukas Ahnert, Xtrackers Senior Product Specialist – Index Strategy & Analytics. Die Bewertung erscheint mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 38 relativ hoch und auch die fernöstliche Konkurrenz schläft nicht. „Die Konkurrenz von Shein und Temu übt Druck auf das Einzelhandelssegment von Amazon aus“, meint Andrew Ye, Investment Strategist von Global X.
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„Besonders bei Microsoft hat sich bei der Vorlage der aktuellen Zahlen bestätigt, dass der Software-Konzern weiterhin stark in Künstliche Intelligenz investieren muss“, mahnt Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF. Daneben kam jüngst die Meldung heraus, dass Starinvestor Warren Buffett seine Apple-Position extrem senkte. Er stieß fast die Hälfte seines Bestands ab. Die US-Tech-Sparte hat sicher weiterhin riesiges Potenzial, doch es zeigt sich immer wieder, dass keine Branche ewig nur nach oben zeigt. Und auch Branchenrotationen sind völlig normal und in einem breit gestreuten Depot ohnehin kein Problem, womit wir gleich im Mutmacherteil dieses Beitrags angekommen sind.
Die Aktienkurse fallen: Was sollte ich jetzt tun?
Wir wollen dir mit diesem Artikel keinesfalls den Sommer vermiesen. Im Gegenteil: Wir zeigen dir, wie du problemlos durch solche Krisen kommst und sie vielleicht sogar noch gewinnbringend nutzen kannst. Der heftige Absturz Japans und die möglicherweise eingeläutete Normalisierung der Bewertungen der „Glorreichen Sieben“ ist einmal mehr ein guter Beweis für die Wirksamkeit der breit gestreuten Geldanlage.
Setzt du nur auf ein Land, nimmst du solche Talfahrt wie in Japan voll mit. Baust du nur auf eine Branche, gilt das Gleiche. Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass es immer einen Wechsel der dominierenden Branchen gab. „Vor der globalen Finanzkrise waren Finanzwerte (mit 22 % des MSCI ACWI IMI Index) und Energie (11 %) die größten Sektoren am Aktienmarkt. Die Bedeutung beider ist jedoch in den letzten zehn Jahren relativ und sukzessive geschrumpft. Finanz- und Energiewerte machen nun 15 Prozent beziehungsweise weniger als fünf Prozent des Index aus. In der Zwischenzeit war der Aufstieg von Technologieunternehmen in den USA und darüber hinaus einer der wichtigsten Performancetreiber für globale Aktien und spiegelt sich im aktuellen Sektor-Mix wider“, sagt Markus Weis, Leiter SPDR ETFs Deutschland und Österreich.
In einem Welt-ETF passen sich die dominanten Branchen automatisch an und du läufst nicht Gefahr, abgehängt zu werden. Und das gilt auch für Länder. Hierzu ist das bereits erwähnte Japan ohnehin ein hervorragendes Beispiel. Der Überflieger der 1980er Jahre konnte 34 Jahre lang nicht mehr sein Allzeithoch erreichen. Das kann dir bei – bewusst oder unbewusst – eingegangenen Wetten auf einzelne Länder theoretisch immer passieren. Einzelne Länder können immer ins Stock geraten, einzelne Unternehmen können sogar komplett in die Bedeutungslosigkeit abrutschen oder pleite gehen.
Sehen wir uns dazu als Risikoindikator den sogenannten Maximum-Drawdown an. Dieser drückt den größten Verlust aus, den ein Portfolio vom Höchst- bis zum Tiefststand erlitten hat. Er wird als Prozentsatz vom Höchststand berechnet und gibt an, wie viel Geld im schlimmsten Fall mit diesem Portfolio verloren werden konnte. Vergleichen wir hierzu einen breit streuenden Welt-ETF, der sowohl Industrie- als auch Schwellenländer umfasst mit dem Dax. Auf Sicht der vergangenen drei Jahre lag damit der Verlust des Welt-ETFs im ungünstigsten Fall bei -16,6 Prozent. Beim Dax beträgt dieser Wert -26,8 Prozent.
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Die erste und zentrale Erkenntnis lautet also: Nutze die Kraft der globalen Aktienmärkte und hole dir einen Welt-ETF oder bau dir selbst ein ETF-Portfolio. So optimierst du das Chance-Risiko-Verhältnis. Klumpenrisiken gehören dann der Vergangenheit an. Übrigens: Ein bekannter Welt-ETF wurde jüngst günstiger. So reduzierte sich beim SPDR MSCI ACWI UCITS ETF (WKN: A1JJTC) die Gesamtkostenquote (TER) zum 1. August 2024 von 0,40 auf 0,12 Prozent.
Wie viel Risiko vertrage ich?
Das ist eine ganz wesentliche Frage. In Zeiten von Eitelsonnenschein an der Börse, kann jeder Risiken aufnehmen, solange sie sich eben nicht manifestieren. Die wahre Risikoneigung zeigt sich erst im Kurseinbruch. Frag dich also ganz ehrlich: Tut dir der jüngste Kursrutsch schon weh oder denkst du dir, es handelt sich langfristig eh nur um eine kleine Delle? Das ist ganz entscheidend, denn nur wer, seine Geldanlage langfristig durchhält, wird mit Erfolg gekrönt. Doch wir möchten dich gar nicht so im Ungewissen lassen. Nutze gleich unseren Risikorechner, um zu erfahren, welcher Risikomix für dich auf lange Sicht tragbar ist.
Bleibe ruhig
Du hast nun das für dich passende ETF-Portfolio bestehend aus globalen Aktien und vielleicht auch Anleihen. Damit hast du deine Hausaufgaben fürs erste gemacht. Bei einem Kursrutsch ist der Impuls, jetzt schnell verkaufen zu wollen nur allzu verständlich. Hast du jedoch das für dich passende Chance-Risiko-Verhältnis gefunden, ist dieser Impuls im Optimalfall kleiner als die Vernunft. Denn Studien zeigen immer wieder, dass Buy-and-Hold, also kaufen und dann halten, die überlegene Vorgehensweise ist. Denn der ausschlaggebende Aspekt ist: Du kannst zwar vielleicht kurzfristig den Rückgang etwas abfedern, doch die Wahrscheinlichkeit ist viel höher, den danach einsetzenden Anstieg zu verpassen. Studien zeigen, dass bei Verpassen der besten Handelstage kaum noch Rendite übrigbleibt. Selbst professionelle Fondslenker können den Markt auf lange Sicht nur ganz selten schlagen. Wieso sollten sich also Privatanleger diese Mühe machen?
Eher nachkaufen, als verkaufen
Wenn du Geld übrig hast, kannst du in Krisenzeiten sogar nachkaufen. So kannst du dir langfristig günstige Aktienkurse sichern. In diesem Zug kannst du sogar dein Depot reinigen, indem du Rebalancing betreibst. Damit ist die Anpassung an die ursprünglichen gewählten Gewichtungen gemeint. Ist also zum Beispiel deine Schwellenländer-Position unterhalb deiner Zielgewichtung und die Industrieländer-Komponente darüber, kannst du etwa den Schwellenländer-ETF überproportional nachkaufen. Schau dir hierzu einfach mal den Rebalancing-Rechner an.
Ebenso kannst du Einbrüche gelassen sehen, wenn du Sparpläne hast, gerade, wenn du noch relativ am Anfang deiner Anlegerlaufbahn stehst. So verbilligt sich dein durchschnittlicher Kaufkurs.
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Fazit: Wähle ein passendes Portfolio und behalte dann die Ruhe
An der Börse muss es immer auch nach unten gehen – ohne Risiko, keine Chance. Wichtig ist nur, dass du das Chance-Risiko-Verhältnis optimierst – und das geht mit breiter Streuung. Besonders günstig ermöglichen dies Welt-ETFs oder du wählst eine Kombination aus Industrie- und Schwellenländer-ETFs. Ermittle dein Mischverhältnis aus risikointensiven Asset-Klassen, wie Aktien, und risikoärmeren wie Anleihen. Denn nur, wenn du keine schlaflosen Nächte hast, wirst du das für den Erfolg so wichtige Durchhaltevermögen haben können. Mutige Anleger können die gegenwärtige Schwäche sogar für Nachkäufe nutzen und dies gegebenenfalls mit Rebalancing verbinden.