Kritik am MSCI World

Wie riskant ist der Welt-Index wirklich?


Der MSCI World gehört seit Jahren zu den beliebtesten Indizes bei Privatanlegern – und das nicht ohne Grund: Er ist breit gestreut, über ETFs einfach zugänglich und hat langfristig attraktive Renditen erzielt. Dennoch steht der Weltaktienindex immer wieder in der Kritik. Vor allem die starke Gewichtung von US-Aktien, die Konzentration auf wenige große Technologieunternehmen und das Fehlen von Schwellenländern werfen bei vielen Anlegern Fragen auf.

Ist der MSCI World wirklich so global, wie sein Name verspricht? Welche Risiken birgt die hohe Konzentration auf den US-Markt? Und wie lässt sich das eigene Portfolio sinnvoll ergänzen, wenn eine noch breitere Diversifikation angestrebt wird?

In diesem Ratgeber beleuchten wir die wichtigsten Kritikpunkte, ordnen sie ein und zeigen sinnvolle Alternativen zum klassischen MSCI-World-ETF auf.

Das Wichtigste in Kürze:
Was ist dran an der Kritik zum MSCI World?

  • Der MSCI World ist stark USA-lastig – rund 70 - 75 % entfallen auf US-Aktien, vor allem Tech-Giganten wie Apple, Microsoft und Nvidia.

  • Keine Schwellenländer enthalten – China, Indien und andere Wachstumsregionen fehlen komplett. Es wird “nur” in Aktien aus 23 Industrieländern investiert.

  • Nur begrenzte Diversifikation – trotz 1.400 Aktien sind Branchen und Regionen ungleich verteilt.

  • Kritik am MSCI World ist berechtigt, aber lösbar – gezielte Ergänzungen verbessern die Streuung deutlich.

  • Viele Alternativen für mehr Diversifikation – etwa der MSCI ACWI, FTSE All-World, MSCI World ex-USA oder eine Kombination mit Emerging Markets ETFs.

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MSCI World einfach erklärt

Der MSCI World Index umfasst rund 1.400 Aktien aus 23 Industrieländern und ist der beliebteste Referenzindex für ETF-Anleger. Seine Zusammensetzung erfolgt nach Marktkapitalisierung, sodass größere Unternehmen automatisch stärker gewichtet sind. Mit einem ETF auf den MSCI World investieren Anleger bequem und breit gestreut in die bedeutendsten börsennotierten Konzerne der Industrieländer, häufig im Rahmen eines ETF-Sparplans.

Der MSCI World Index ist besonders attraktiv, weil viele weltweit bekannte US-Technologieriesen wie Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia oder Meta zu den größten Positionen gehören. Kein Wunder also, dass sich ETFs auf den MSCI World als Kerninvestment in unzähligen Depots von Privatanlegern wiederfinden. Ein prominentes Beispiel ist der iShares Core MSCI World ETF mit einem Fondsvolumen von fast 100 Milliarden Euro, der seit seiner Auflage am 25.09.2009 eine durchschnittliche Rendite von etwa 12 % pro Jahr erzielen konnte (Stand 06.06.2025).

Entwicklung des iShares Core MSCI World ETF 

Warum gibt es Kritik am MSCI World?

Der MSCI World gilt als Klassiker-Index für ETFs: Er ist breit gestreut, unkompliziert und seit Jahren solide rentabel. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Der „Welt-Index“ ist längst nicht so global aufgestellt, wie sein Name vermuten lässt.

Die Kritikpunkte reichen von einer zu geringen regionalen Streuung über eine Branchenkonzentration bis hin zur Abhängigkeit vom wirtschaftlichen Erfolg der USA. Zudem stellt sich immer häufiger die Frage nach Alternativen, sei es durch zusätzliche Schwellenländer-ETFs oder eine gezielte Beimischung von Regionen wie Europa oder Asien.

Kurzum: Die Kritik am MSCI World ist kein kurzfristiger Trend, sondern Ausdruck eines wachsenden Bedürfnisses nach echter globaler Risikostreuung – insbesondere in einer sich wirtschaftlich immer weiter vernetzenden Welt.

Kritik am MSCI World: berechtigt, aber lösbar

Bild von extraETF Gründer Markus JordanMarkus Jordan, Gründer von extraETF
Diversifikation ist der Schlüssel zu einem stabilen Portfolio – und gerade Einsteiger sollten verstehen, dass der MSCI World allein nicht die ganze Welt abbildet. Wer gezielt Schwellenländer, Small Caps oder europäische Titel ergänzt, schafft sich ein robusteres Fundament für langfristigen Vermögensaufbau.
Markus Jordan, Gründer von extraETF

Die 5 häufigsten Kritikpunkte am MSCI World

Die häufigste Kritik am MSCI World lässt sich auf fünf zentrale Aspekte zurückführen. Diese schauen wir uns im Folgenden genauer an – und ordnen sie sachlich ein.

1. Zu hoher USA-Anteil – berechtigt oder bedenklich?

Mit einem Anteil von 70 - 75 % machen US-Unternehmen den mit Abstand größten Teil des MSCI World aus. Besonders stark vertreten sind bekannte Tech-Giganten wie Apple, Microsoft, Nvidia und Amazon. Diese Dominanz sorgt jedoch für ein gewisses Klumpenrisiko, das viele Anleger unterschätzen: Gerät der US-Markt oder speziell der Technologiesektor ins Straucheln, schlägt sich das überdurchschnittlich stark im Index nieder.

Wichtig ist jedoch: Dieser hohe US-Anteil ist nicht willkürlich, sondern das Ergebnis einer jahrelangen, überdurchschnittlichen Kursentwicklung amerikanischer Technologieunternehmen. Angetrieben von der zunehmenden Digitalisierung und ihren marktbeherrschenden Positionen konnten diese Konzerne massive Börsenwerte aufbauen. Viele von ihnen sind heute aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Ihr wirtschaftlicher „Burggraben” macht sie schwer ersetzbar.

Zudem agieren diese Unternehmen weltweit. Ein Großteil ihrer Umsätze stammt aus Europa, Asien oder anderen internationalen Märkten – der US-Sitz bedeutet also nicht, dass es sich um rein nationale Geschäftsmodelle handelt.

Der Kritikpunkt der USA-Lastigkeit ist somit grundsätzlich berechtigt, aber nicht so dramatisch, wie er oft dargestellt wird. Letztlich bildet der MSCI World die Marktkapitalisierung der Aktienmärkte in Industrieländern ab – und in dieser Hinsicht sind US-Unternehmen derzeit klar führend.

2. Branchenkonzentration auf Tech – zu wenig Streuung?

Ein weiterer häufig genannter Kritikpunkt am MSCI World ist dessen hohe Branchenkonzentration, insbesondere im Technologiesektor. Rund 25 - 30 % des Index entfallen auf technologiegetriebene Unternehmen. Dabei werden Konzerne wie Alphabet (Google) oder Meta (Facebook) zwar offiziell der Kommunikations- oder Konsumbranche zugeordnet, inhaltlich sind sie jedoch eindeutig dem Tech-Bereich zuzuordnen. Dadurch entsteht eine Verzerrung, die vielen Anlegern auf den ersten Blick nicht bewusst ist.

Diese Konzentration ist vor allem in Krisenzeiten riskant, wenn technologielastige Geschäftsmodelle oder bestimmte Marktsegmente unter Druck geraten. Die branchenübergreifende Diversifikation, die sich viele vom MSCI World versprechen, ist also nur eingeschränkt gegeben.

Gleichzeitig gilt auch hier: Die starke Gewichtung von Technologieunternehmen ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines strukturellen Wandels. In den frühen 2000er-Jahren dominierten Telekommunikationsfirmen, vor der Finanzkrise waren es Banken und Finanzwerte. In den letzten zehn Jahren haben sich diese Branchen abgeschwächt, während Tech-Unternehmen ihre Marktführerschaft ausgebaut haben.

Der MSCI World spiegelt somit stets die wirtschaftlichen Realitäten der jeweiligen Zeit wider. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass man mit einem ETF auf diesen Index aktuell sehr technologieorientiert investiert und nicht branchenneutral. Wer das nicht möchte, hat gute Möglichkeiten zur Ergänzung. Einige davon stellen wir später im Ratgeber vor.

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3. Keine Schwellenländer im MSCI World – ein großer Nachteil?

Der MSCI World bildet ausschließlich Industrieländer ab. Wachstumsmärkte wie China, Indien oder Brasilien, die zu den bedeutendsten Volkswirtschaften der Welt zählen, sind darin nicht enthalten. Damit bleibt ein wesentlicher Teil der globalen Wirtschaftsentwicklung außen vor.

Aus unserer Sicht ist das der gewichtigste Kritikpunkt am MSCI World. Der Name suggeriert eine weltweite Abdeckung, doch ein ganzer Wirtschaftsraum fehlt vollständig. Wer also wirklich global investieren und von der Dynamik der Schwellenländer profitieren möchte, kommt um eine Ergänzung nicht herum.

Möglich ist entweder der Umstieg auf breiter aufgestellte Indizes wie den MSCI ACWI, den MSCI ACWI IMI oder den FTSE All-World oder die gezielte Ergänzung des MSCI World ETFs um einen Emerging Markets ETF. Letzteres ist besonders beliebt und lässt sich leicht umsetzen, zum Beispiel im Verhältnis 70 % MSCI World und 30 % Emerging Markets.

Das Beste daran: Für beide Ansätze stehen heute hunderte ETFs zur Auswahl, viele davon mit niedrigen Kosten und als Sparplan verfügbar. So wird aus einem auf den MSCI World begrenzten Investment im Handumdrehen ein echt global diversifiziertes Weltportfolio – mit Chancen auf höhere Renditen durch breitere Streuung.

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4. Echte Diversifikation? Fehlanzeige bei Small- und Mid-Caps

Mit über 1.400 Aktien scheint der MSCI World auf den ersten Blick stark diversifiziert zu sein. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass der Index sich auf wenige große Märkte und Konzerne konzentriert. Grund dafür ist das Prinzip der Marktkapitalisierung: Je größer ein Unternehmen an der Börse ist, desto stärker wird es im Index gewichtet. Kleinere und mittelgroße Unternehmen (Small- und Mid-Caps) spielen hingegen kaum eine Rolle.

Tatsächlich bildet der MSCI World nur die größten börsennotierten Unternehmen der Industrieländer ab. Wer eine echte Streuung anstrebt, sollte zusätzlich Small Caps ins Depot holen, beispielsweise über einen MSCI World Small Cap ETF. Damit erweitert sich das Portfolio auf über 5.000 Aktien, allerdings weiterhin ohne Schwellenländer.

Noch breiter wird die Diversifikation mit einem ETF auf den MSCI World IMI oder den MSCI ACWI IMI. Diese Indizes enthalten sowohl Large-, Mid- als auch Small Caps und je nach Variante auch Unternehmen aus den Emerging Markets. So lässt sich eine umfassende Risikostreuung über Regionen, Länder, Branchen und Unternehmensgrößen erreichen.

Das Beste daran ist, dass es hierfür zahlreiche kostengünstige ETFs gibt, die sich bequem per Sparplan besparen lassen. Auf extraETF findest du passende Guides und Vergleiche, um dein Weltportfolio Schritt für Schritt breiter und robuster aufzustellen. 

5. Schwankungen und gefühltes Risiko – nichts für Anfänger?

Gerade Börsenneulinge empfinden Kursrückgänge im MSCI World häufig als verunsichernd, insbesondere, wenn ihr Depot zwischenzeitlich deutlich im Minus ist. Dabei ist Volatilität ein ganz natürlicher Bestandteil der Aktienanlage.

Zwischen 2009 und 2025 erzielte der MSCI World eine durchschnittliche Rendite von beeindruckenden rund 12 % pro Jahr. Doch diese positive langfristige Entwicklung war nicht ohne Rückschläge. So verlor der Index im Corona-Crash 2020 ab dem 23. März kurzfristig über 33 % (maximaler Drawdown). Auch in den Jahren 2011, 2016 und zuletzt 2025 kam es zu Korrekturen von rund 20 %.

Diese Schwankungen sind jedoch kein spezifisches Problem des MSCI World, sondern typisch für Aktienmärkte allgemein, ganz gleich, ob global, regional oder thematisch investiert wird.

Anleger, die solche Rücksetzer nicht gut aushalten können, sollten über eine konservativere Portfoliostruktur nachdenken. Dies kann beispielsweise durch die Beimischung von Anleihen-ETFs oder Geldmarkt-ETFs erfolgen. Wichtig ist, dass das Portfolio zur persönlichen Risikotoleranz passt.

Je länger man am Kapitalmarkt investiert ist, desto geringer wird das Risiko, mit Aktien Geld zu verlieren. Wer 10 bis 15 Jahre oder länger investiert ist, hat historisch betrachtet sehr gute Chancen auf einen positiven Gesamtertrag – auch mit einem volatilen Index wie dem MSCI World.

MSCI World Alternativen für mehr Diversifikation

Wer die genannten Kritikpunkte nicht ignorieren möchte, hat heute viele Möglichkeiten, sein ETF-Portfolio gezielter und ausgewogener aufzustellen. Ob mit zusätzlichen Regionen, verschiedenen Unternehmensgrößen oder einer anderen Gewichtungsmethodik – es gibt für jeden Anlegertyp passende Index-Alternativen.

Wer sein Portfolio gezielt breiter aufstellen oder nach Alternativen zum MSCI World suchen möchte, wird bei extraETF schnell fündig. Über unsere ETF-Suche kann man gezielt nach Indizes wie dem MSCI ACWI, dem FTSE All-World, dem MSCI World Small Cap oder den Emerging Markets filtern und erhält dann Angaben zu Kosten, Performance und Zusammensetzung. Alternativ kann man sich auch von unseren Investment-Guides inspirieren lassen. Hier findet man strukturierte Zusammenstellungen der besten ETFs für das Portfolio. So gelingt der Aufbau eines individuell passenden, breit diversifizierten ETF-Portfolios ganz einfach.

Fazit:
MSCI World sinnvoll nutzen – aber nicht blind vertrauen

Für viele Anleger ist und bleibt der MSCI World ein bewährtes Basisinvestment: Er ist einfach, kostengünstig und langfristig attraktiv. Doch wie jede Anlagestrategie ist auch dieser Index nicht frei von Schwächen. Die USA-Lastigkeit, die Tech-Konzentration und das Fehlen von Schwellenländern sind berechtigte Kritikpunkte, die nicht ignoriert werden sollten.

Wichtig ist, diese Punkte zu verstehen, einzuordnen und bei der Struktur des Portfolios zu berücksichtigen. Wenn man gezielt breiter diversifizieren möchte, gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten: von Komplettindizes wie dem MSCI ACWI oder dem FTSE All-World bis hin zur individuellen Kombination aus MSCI World und Emerging-Markets-ETFs.

Bedenke: Kein Index ist perfekt – entscheidend ist, dass deine Geldanlage zu deinem Risikoprofil, deinem Anlagehorizont und deinen Zielen passt. Mit etwas Wissen, Geduld und einer klaren Strategie kannst du auch mit kleinen Anpassungen ein global ausbalanciertes ETF-Portfolio aufbauen – ganz im Sinne einer modernen, langfristigen Geldanlage.

Häufige Fragen zur MSCI World Kritik

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