Fünf Thesen – das ist mein Ausblick auf das Börsenjahr 2022
Wer exakt vorhersagen will, was 2022 an den Finanzmärkten passiert, braucht schon eine Glaskugel. Jedes Jahr liegen zahlreiche Experten mit ihren Vorhersagen meilenweit daneben – trotzdem endet kein Jahr ohne eine Sammlung von möglichen Börsentrends fürs Folgejahr.
Auch wir in der Redaktion haben uns natürlich überlegt, was Experten wie Investoren in 2022 besonders bewegen könnte. Lest jetzt, was ich für wahrscheinlich halte und warum.
Covid spielt an den Märkten keine Rolle mehr
Noch sind wir mittendrin in der Pandemie und nach den vergangenen zwei Jahren fällt es schwer, an ein baldiges Ende zu glauben. Corona hat nicht nur Individuen und Gesellschaften zum Teil schwer geschadet, sondern auch Spuren an den Börsen hinterlassen. Zumindest das wird sich aus meiner Sicht in 2022 entspannen. Die Impfungen werden stetig weiterentwickelt und das erste Medikament steht kurz vor der Zulassung. Dass es 2022 also nochmal zu flächendeckenden Lockdowns rund um den Globus kommen sollte, halte ich für unwahrscheinlich.
Entsprechend wird es keine verringerte Produktion mehr geben und diejenigen Unternehmen, die die vergangenen zwei Jahre weitgehend unbeschadet überstanden haben, werden auch 2022 überleben und keine gravierenden Umsatzeinbußen mehr haben. Die ersten Monate könnten eventuell noch schwierig sein, doch insgesamt denke ich, dass die Coronakrise zumindest am Finanzmarkt überstanden sein wird.
Die USA bringen eine regulierte Kryptowährung auf den Markt
Es wurde noch nie so viel über Kryptowährungen gesprochen, wie in diesem Jahr. Bitcoin hat ein Rekordhoch erreicht, nur um dann wieder tief zu fallen. Das zeigt die Volatilität von digitalen Währungen, die ein Investment risikoreich machen. Auch werden viele illegale Machenschaften in Darknet und Co. mit Kryptowährungen bezahlt. Regierungen wie China haben ihnen daher in diesem Jahr einen Riegel vorgeschoben und den Handel mit Bitcoin und anderen digitalen Währungen verboten. Dennoch zweifelt vermutlich kaum einer mehr am Siegeszug der Krpytos. Ob diese reguliert werden sollten, darüber sind sich Experten und Investoren uneins. Beispiele gibt es schon, so hat Schweden im Sommer 2021 die E-Krone auf den Markt gebracht, eine staatlich abgesicherte Kryptowährung.
Ich glaube, die USA werden 2022 nachziehen. Erst vor wenigen Wochen wurde der erste Bitcoin-ETF von der amerikanischen Finanzaufsicht freigegeben, es herrschte also viel Skepsis auf der anderen Seite des großen Teichs. Ich sehe das aber als Schritt in Richtung Öffnung gegenüber digitalen Währungen. 2019 gab es schon einmal Planungen, eine staatliche Kryptowährung in den USA und Kanada einzuführen. Nächstes Jahr könnte es nun tatsächlich so weit sein.
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Das Metaverse wird ein riesiger Trend
Wenn man eines Mark Zuckerberg nicht nachsagen kann, dann ist es aufgeben. Facebook ist schon lange auf dem absteigenden Ast und verliert zunehmend an Bedeutung, vor allem für die junge Generation. Instagram scheint ein ähnliches Schicksal zu drohen. Sich nun aber zurückziehen und vom angehäuften Vermögen ein schönes Leben führen? Für Zuckerberg offensichtlich keine Option.
Sein Unternehmen hat er von Facebook in Meta umbenannt – und dadurch das Metaverse ins öffentliche Bewusstsein katapultiert. Das Metaverse soll eine Mischung aus realer und virtueller Welt sein, in der sich Nutzer mittels Avatar wie in der Realität bewegen können. Eine Art Second Life also, mit dem Unterschied, dass das Metaverse kein Spiel ist. Noch ist das alles blanke Theorie. Ich denke, das wird sich zeitnah ändern. Davon werden viele Branchen profitieren, angefangen natürlich von Tech, über Kryptowährungen bis hin zu KI. 2022 werden wir viel davon hören und lesen.
Nachhaltige ETFs sind weniger erfolgreich
Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde, das muss nicht mehr extra betont werden. Und für umweltbewusste Anlegerinnen und Anleger gibt es mittlerweile nachhaltige ETFs in Hülle und Fülle. Die Nachfrage war in diesem Jahr zwar hoch, doch es wurden auch immer mehr kritische Stimmen laut, die Themen wie Greenwashing und dem schwierig nachzuvollziehenden Best-in-Class-Ansatz auf den Tisch brachten. Gleichzeitig entwickeln sich Gegenbewegungen wie die Anti-Woke-ETFs oder die sogenannten Bad ETFs, die den Ansatz verfolgen, dass ESG-Kriterien zu stark die Rendite nach unten drücken.
Zwar glaube ich persönlich daran, dass der Nachhaltigkeitsansatz in der Finanzbranche gekommen ist, um zu bleiben, aber ich sehe auch viel Nachholbedarf bei Transparenz und Renditestärke und damit bin ich nicht allein. Deshalb denke ich, dass Nachhaltigkeit in 2022 nicht mehr so ein großes Thema für Investoren sein wird.
Rohstoffe werden wieder interessanter
Im Zuge der Inflation ist für viele Anlegerinnen und Anleger eine hohe Rendite momentan zweitrangig – es geht vor allem darum, das vorhandene Vermögen so gut wie möglich zu schützen. In meinem letzten Punkt habe ich bereits angesprochen, dass ich glaube, Nachhaltigkeit wird für Investoren weniger entscheidend sein. Dass Rohstoffe als Inflationsschutz wieder an Bedeutung gewinnen könnten, passt auch zu diesem Punkt, denn sie werden als völlig konträr und weitgehend unvereinbar mit ESG-Kriterien gesehen.
Wer sein Geld schützen möchte, wird aber eher auf Gold, Gas oder Öl bauen, als auf Nachhaltigkeit und der erfolgreichste Aktien-ETF dieses Jahres könnte ein guter Indikator sein, wo die Reise in 2022 hingehen wird.
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