
Börse nahe Allzeithoch – ist jetzt eine Stop-Loss-Order für ETFs sinnvoll?
Die globalen Aktienmärkte bewegen sich Richtung Allzeithoch. Dennoch halten geopolitische Krisen an. Wann ist eine Stop-Loss-Order für ETF-Anleger sinnvoll?
Die Zollthematik scheint an der Börse kaum noch eine Rolle zu spielen. Ganz im Gegenteil: Globale Aktienindizes stehen bereits kurz vor einem Allzeithoch. Dennoch halten geopolitische Krisen, etwa mit Blick auf die Ukraine oder Taiwan an. So manch ein Privatanleger macht sich daher vor gröberen Rücksetzern sorgen. Ist es angesichts dessen ratsam, seine ETFs mit einer sogenannten Stop-Loss-Order abzusichern?
Die Frage ist berechtigt. Schließlich sind die globalen Risikoherde immer noch nicht weniger geworden. Börsenprofis, speziell institutionelle Anleger, sichern Teile ihrer Portfolios mit Stop-Loss-Orders ab.
Stop-Loss bedeutet: Anleger bestimmen einen Kurs unterhalb der aktuellen Notierung, zu dem das Wertpapier veräußert werden soll. Auf diese Art soll das Verlustrisiko im Falle einer Marktkorrektur beschränkt werden. Die Stop-Loss-Order hilft dir auch dabei, Gewinne abzusichern.
Wie funktioniert eine Stop-Loss-Order?
Der sogenannte Stop-Preis bestimmt die Kursschwelle für den Verkauf der gehaltenen Position. Sinkt beispielsweise der Wert des iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN: A0RPWH) unter 95 Euro (Stop-Preis), wird automatisch eine Market-Order übermittelt und das Wertpapier zum nächstmöglichen Kurs verkauft. Eine ordentliche Ausführung ist stets gewährleistet.
Anleger sollten hierbei beachten, dass der Verkaufskurs auch unter dem Stop-Kurs liegen kann. Das Risiko ist besonders in illiquiden Märkten groß, weshalb auch die Wahl des Börsenplatzes durchaus von Bedeutung ist.
Auch das Overnight-Risiko solltest du nicht unterschätzen. Wird eine Stop-Loss-Order vor Börsenschluss nicht ausgeführt, weil der Kurs leicht über dem Stop-Level liegt und eröffnet der Markt am nächsten Tag mit einem deutlichen Kursabschlag, so kann es sein, dass der Anleger große Verluste hinnehmen muss.
Wo setzt du einen Stop-Loss?
Die wichtigste Frage für Anleger lautet: Wie groß sollte die Kursdifferenz zwischen der aktuellen Notierung und dem Stop-Preis sein? Besonders dann, wenn Quartalszahlen veröffentlicht werden, setzen Anleger Stop-Loss-Orders, um negative Überraschungen abzusichern. Nicht selten sind Kurseinbrüche nur temporär und innerhalb weniger Stunden wieder aufgeholt. Das kann für Privatanleger sehr ärgerlich sein. Andererseits kann eine Stop-Loss-Order auch zu tief gesetzt werden.
| Tipp: Mit dem extraETF Portfolio Tracker kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher. |
Es gibt keine optimale Faustregel. Kapitalmarktexperten raten grundsätzlich zu einer Spanne von zehn Prozent unter der aktuellen Börsennotierung. Bei schwankungsfreudigeren Wertpapieren wie etwa Schwellenländer-ETFs sollte die Kursdifferenz entsprechend größer gewählt werden – etwa 20 Prozent. Viele Anleger setzen den Stop-Loss-Wert auf ihren ursprünglichen Einstandskurs fest, um auf keinen Fall Verluste zu erleiden. Die Auswahl des passenden Kursabstands ist am Ende des Tages jedoch abhängig von der individuellen Anlagestrategie und Risikotragfähigkeit des Anlegers.
Stop-Loss-Kurs regelmäßig „nachziehen“
Wer eine Stop-Loss-Strategie verfolgen möchte, sollte den Stop-Kurs sukzessive nach oben anpassen, wenn sich das Wertpapier in einem Aufwärtstrend befindet, um den Kursabstand nicht zu groß werden zu lassen. Auch hier sollten Anleger mit Bedacht vorgehen, denn für Anpassungen der Order verlangen Depotbanken nicht selten Gebühren. Eine automatische Orderanpassung bieten sogenannte Trailing Stops, die von etlichen Banken angeboten werden.
Der Stop-Loss-Wert passt sich bei einem Trailing Stop bei steigenden Kursen automatisch nach oben an. Der Abstand kann ein prozentualer oder fixer Wert sein. Steigt der Kurs, so passt sich der Stop-Loss-Preis der Entwicklung an. Der Vorteil von Trailing Stops ist, dass Anleger vollständig an Aufwärtsbewegungen teilnehmen und gleichzeitig die Kursgewinne absichern.
Ist eine Stop-Loss-Order bei ETFs sinnvoll?
Die Frage, ob eine Stopp-Loss-Order für dich Sinn macht, ist abhängig von deiner Anlagestrategie, deinem Anlagehorizont und deiner individuellen Risikotragfähigkeit. Ein sinnvolles Risikomanagement ist für eine erfolgreiche Geldanlage in jedem Fall sehr wichtig. Langfristig orientierte Anleger werden im seltensten Fall von einer Stop-Loss-Strategie profitieren.
Wichtig: Wir raten grundsätzlich zu langem Atem und einem einmal aufgebauten ETF-Welt-Portfolio langfristig treu zu bleiben – man spricht auch von der Buy-and-Hold-Strategie. Schaue dir an dieser Stelle auch den Beitrag ETFs vor Alltzeithoch – warum du jetzt erst recht investieren solltest an.
Ein Blick auf die Entwicklung der größten Indizes zeigt, dass diese kurzfristig zwar stark korrigieren können, langfristig ist die Kursentwicklung jedoch im Durchschnitt positiv. Je kleiner der Anlagehorizont und je größer das Risiko kurzfristiger Kursschwankungen sind, desto sinnvoller ist eine Stop-Loss-Strategie für das Risikomanagement im Portfolio.
Dennoch können Anleger, die sich vor einer heftigen Korrektur oder gar einem Crash fürchten, mit einer Stop-Loss-Order auch Teilverkäufe durchführen. So können zumindest bisher angesammelte Gewinne realisiert und damit entsprechend gesichert werden. Dabei verkauft man also nicht alle Anteile, sondern nur genau denjenigen Teil im Gegenwert der Gewinne, die im Depot sind.
Bei der Wahl des idealen Stop-Loss-Niveaus sollten sich Anleger an der Schwankungsintensität der Wertpapiere orientieren. Am Ende des Tages bleibt die vielversprechendste Strategie, sich breit über mehrere Regionen, Branchen und Anlageklassen aufzustellen und langfristig am Ball zu bleiben. Das Portfoliorisiko sollte über die Asset-Allokation gesteuert werden. Mit der passenden Portfoliogewichtung können Anleger ihrem Risikoprofil gerecht werden, ohne auf weitere Werkzeuge setzen zu müssen. Nutze dazu unseren Risikokapazitätsrechner.