8. April 2025
Zölle richten Börsencrash an: Wie geht es weiter und was soll ich jetzt tun?

Zölle richten Börsencrash an: Wie geht es weiter und was soll ich jetzt tun?

Weltweit brechen die Börsen massiv ein. Die Zölle greifen um sich. Wir zeigen dir, wie du dich jetzt am besten verhalten solltest.

Wenn du derzeit in dein Depot schaust, dürfte das ein schmerzhafter Anblick sein. Dass das Wort „Zölle“ zum Lieblingsvokabular von US-Präsident Donald Trump zählt, ist nicht erst seit wenigen Wochen bekannt. Dennoch sind sie der Auslöser für massiv fallende Aktienkurse. Grund: Die Marktteilnehmer waren zunächst großer Unsicherheit in Bezug auf die US-Zollpolitik ausgesetzt und dann waren sie plötzlich im Rahmen des „Liberation Day“ auch noch negativ über das Ausmaß überrascht.

Mit einem effektiven US-Zollsatz von mehr als 20 Prozent – als Anteil der erhobenen Einfuhrabgaben am Gesamteinfuhrwert – würde dies das höchste Niveau seit über 100 Jahren markieren, falls die US-Regierung die Zölle wie angekündigt einführt. „Die von der Trump-Administration verhängten Zölle haben die globale Wirtschaftslandschaft zusätzlich verunsichert. Sie haben direkte Auswirkungen auf die europäische und die globale Wirtschaft, insbesondere auf zyklische Sektoren wie den Einzelhandel und die Automobilindustrie“, sagt Charudatta Shende, Head of Client Portfolio Management Fixed Income und Fixed Income Stratege bei Candriam.

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Die Zölle – die scheinbar in Abhängigkeit von dem Handelsdefizit eines Landes mit den USA berechnet wurden – sind also deutlich höher als erwartet. „Für Europa, Japan, Indien und insbesondere für China müssen sie als Strafe angesehen werden“, meint Mike O’Sullivan, Chefökonom von Moonfare. Die Antwort aus Peking hat nicht lange auf sich warten lassen. Die chinesische Staatsführung belegt US-Importe nun ebenfalls mit 34 Prozent. Das könnte einen Handelskrieg in Gang setzten, möglicherweise sind wir bereits voll drin. Unsicherheiten und Handelshemmnisse sind naturgemäß das Gift der Börse. „In eine Welt, die ohnehin durch hohe geopolitische Risiken und Konflikte geprägt, hat US-Präsident Trump weitere Unsicherheit gebracht. Niemand kann verlässlich sagen, welche seiner Ankündigungen Bluff sind, Drohgebärden oder Ankündigungen von Maßnahmen, die er tatsächlich umsetzen wird. Diese Ungewissheit zu schüren, ist ja das Wesen seines Vorgehens“, stellt Jan Viebig, Chief Investment Officer bei ODDO BHF, fest. Doch keine Sorge, in diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du dich jetzt verhalten sollst und vor allem, wie du sogar von den massiv gefallenen Kursen auf lange Sicht profitierst.

Die Zölle sind da: Diese Szenerien sind jetzt denkbar

An den Börsen rechnen offensichtlich viele Marktteilnehmer mit einem negativen Szenario. Das könnten in etwa so gehen: Die Anwendung der Zölle von 20 Prozent auf Waren aus der EU und 34 Prozente auf Importe aus China löst eine starke Reaktion beider Regionen aus. China hat bereits, wie erwähnt, deutlich reagiert. „Hier besteht das Potenzial, dass diese Gegenreaktionen das geopolitische Umfeld verschlechtern und einen unerwünschten globalen Nachfrageschock auslösen. Als mögliche Konsequenz dessen könnten andere Länder Koalitionen gegen die USA bilden, was wiederum die Nachfrage nach US-Waren und -Dienstleistungen in Asien und Europa beeinträchtigen würde“, so O’Sullivan. Und die US-Märkte sind in Weltindizes tonangebend.

Schauen wir uns nun das Mutmacher-Szenario an. Zwar droht auf der einen Seite verstärkter Protektionismus, doch Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, gibt Hoffnung: „Wir glauben, dass die wirtschaftliche Realität letztlich die Politik überstimmen wird und dadurch vernünftige Entscheidungen ermöglicht werden.“ Zu massiv könnten die potenziellen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft zurückfallen. Das Risiko einer Stagflation – also einer Stagnation der Wirtschaft bei gleichzeitig steigender Inflation – könnte nun in den Vordergrund rücken. Ein positiveres Szenario wäre daher, dass die hohen Zölle der erste Schritt in einem groß angelegten „Deal“ oder Verhandlungsprozess sind. „Das Problem dieser Annahme ist jedoch, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und anderen Regionen bereits angespannt sind und die Glaubwürdigkeit der USA aufgrund der gerade beschlossenen Zölle angeschlagen ist“, meint O’Sullivan. Die Europäische Union (EU) hat derweil bereits die Hand ausgestreckt und bietet den USA Freihandel mit Industriegütern an, was Trump allerdings ablehnte.

Muss ich jetzt den sicheren Hafen ansteuern?

In Zeiten wie diesen ist der Ruf nach sogenannten sicheren Häfen immer laut. Zwar erlebte Gold zuletzt auch eine Rücksetzer, bewegt sich aber weiter in Schlagweite zum Allzeithoch von mehr als 3.100 US-Dollar für die Feinunze. Auch Bitcoin wird immer wieder als moderner sicherer Hafen dargestellt. „Bitcoin ist nach wie vor ein Risiko-Asset, auch wenn sich der Charakter stetig verändert und die Schwankungen der Kryptowährung langfristig abnehmen werden“, sagt André Dragosch, Leiter Research bei Bitwise in Europa, der sowohl Bitcoin als auch Gold grundsätzlich als sichere Häfen ansieht und darauf aufmerksam macht, dass trotz aller Volatilität die Limitierung von Bitcoin sogar noch ausgeprägter sei. Wer sich eine der beiden Assets zur Absicherung gegen einen Börsencrash zulegen möchte, sollte wohl eher zum Edelmetall greifen. „Statistisch betrachtet bietet Gold einen besseren Schutz gegen Abwärtsrisiken am Aktienmarkt als Bitcoin“, erklärt Dragosch.

Bleib deinem ETF-Portfolio treu

Eine kleine Gold-Position als Versicherung ist durchaus eine Überlegung wert. Hierbei solltest du darauf achten, dass du ein Gold-ETCs mit physischer Auslieferungsoption wählst. Denn dann genießt du Steuerfreiheit.  Bekannte Beispiele hierfür sind Xetra-Gold (WKN: A0S9GB) sowie Euwax Gold II (WKN: EWG2LD). Lies dir hierzu am besten gleich unseren Wissensbeitrag über die Besteuerung von Gold-ETCs durch.

Tipp: Hier erfährst du alles über das Investieren in Gold.

Doch jetzt kommen die Kernbotschaften dieses Textes: Verfolge die Buy-and-Hold-Strategie und setze unbedingt auf ein breit gestreutes ETF-Weltportfolio. Erfahre in unserem Wissensbeitrag weshalb Portfolio-Diversifikation das Risiko von Verlusten bei der Geldanlage minimiert.

Das bedeutet: Du entscheidest dich einmal für eine Strategie, hältst ihr die Treue und achtest auf marktbreite Abdeckung. Nutze dazu den Risikokapazitätsrechner, um festzustellen, welche Aufteilung von Aktien zu Anleihen für dich sinnvoll sind. Falls du nach den jüngsten Kursquerelen schlaflos Nächte hast, solltest du diesen Rechner ebenfalls nutzen und gegebenenfalls defensiver anlegen.

Tipp: Erfahre alles Wesentliche über das Investieren in Welt-ETFs.

Denn – ganz wichtig: Jetzt die Flinte ins Korn werfen und die früher oder später eintretende Aufwärtsbewegung zu verpassen, wäre nicht nur ärgerlich, sondern würde dich beim langfristigen Vermögensaufbau weit zurückwerfen. „Und es ergibt wenig Sinn, dass dieses Repricing über Wochen und Monate stattfindet, es werden vielmehr einige Tage sein“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest. „Oft folgt darauf eine starke Gegenbewegung, die sich dann mitnehmen lässt.“ Studien besagen, dass Anleger, die die besten Handelstage verpassen, abgeschlagen werden – und diese sind genau nach der Erholung eines Börsenkrachs wahrscheinlicher.

Sieh es doch mal positiv: Du bekommst jetzt den globalen Aktienmarkt mit einem Abschlag von fast 20 Prozent gegenüber Mitte Februar. Doch da natürlich auch wir keine Glaskugel haben, ist es sinnvoll ab sofort schrittweise in marktbreite ETFs einzusteigen. Das kannst du kostengünstig über einen Neobroker oder eine Direktbank machen oder bestehende ETF-Sparpläne aufstocken. Denn auch dieser Börsencrash geht irgendwann vorbei und wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im langfristigen Chart irgendwann nicht mehr als eine kleine Delle gewesen sein, genau wie zum Ausbruch der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Krieges.

Tipp: Du willst stufenweise nachkaufen? Nutze gleich den ETF-Sparplan-Vergleich.

Fazit: Bleib cool und sitze den Börsencrash aus

Schau aktuell lieber nicht ständig in deine Broker-App. Das macht es auch nicht besser, die Weltpolitik hast du auch nicht in der Hand. Aber du hast es in der Hand, gestärkt aus dem Börsencrash hervorgehen. Stelle sicher, dass dein globales ETF-Portfolio deinem Chance-Risiko-Profil entspricht und sitze diese Phase aus. Solltest du Geld übrighaben, bieten sich stufenweise Nachkäufe oder Aufstockungen von ETF-Sparplänen an. Denn auch diese Krise wird irgendwann vorbei sein.