Dierk Schaffer (Boerse Stuttgart): "Notenbanken bauen Gold-Reserven aus"
Was treibt den Goldpreis? Wie viel Gold sollte ich haben? Antworten von Dierk Schaffer, Geschäftsführer der Boerse Stuttgart Commodities GmbH.
Der Goldpreis bewegt sich immer noch Nahe des Allzeithochs. Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Treiber für den seit Jahren anhaltenden Kursanstieg?
Gold hat von vielen Entwicklungen profitiert – von politischen Krisen, der Inflation, wirtschaftlicher Unsicherheit und sinkenden Zinsen. Zudem waren hohe Käufe zahlreicher Notenbanken zu beobachten, die ihre Goldreserven kontinuierlich ausbauten. Die Investorennachfrage in Europa war im vergangenen Jahr bei Gold zweigeteilt. Privatanleger sind seit dem zweiten Quartal 2024 wieder deutlich auf die Käuferseite getreten. Dagegen gab es im institutionellen Bereich im Vorjahr eher Abflüsse aus Gold. Das hat sich 2025 geändert: Nun waren auch viele Käufe institutioneller Investoren zu beobachten, und die Retail-Nachfrage blieb hoch. Den vorläufigen Höhepunkt der Rallye markierte der April, als die Verunsicherung an den Finanzmärkten nach den Zollankündigungen der US-Regierung am größten war.
Nehmen wir an, der Ukraine-Krieg wird in den kommenden Monaten beendet und die großen Wirtschaftsregionen einigen sich auf eine vernünftige Zollpolitik. Wäre in diesen Szenerien nicht eine Flucht aus sicheren Häfen wie Gold und eine verstärkte Allokation in Aktien zu erwarten?
In der Tat haben geopolitische Entwicklungen derzeit hohen Einfluss auf den Goldpreis. Je nach aktueller Lage haben wir bereits in den letzten Wochen gesehen, dass Anleger aus Gold in andere Anlageklassen umschichten, insbesondere in Aktien. Mittelfristig dürfte aber weiterhin eine relativ starke Nachfrage nach Gold gegeben sein – dieser Trend ist auf Seiten der Notenbanken, bei physischen Goldinvestments und bei Gold-ETCs ungebrochen. Wichtig ist hierbei eine globale Perspektive auf die Nachfragetreiber bei Gold. Durch den hohen Goldpreis bedingte Rückgänge im Schmuckbereich wurden zum Beispiel durch die bereits angesprochene erhöhte Nachfrage von Notenbanken und Investoren überkompensiert. Insbesondere das Kaufinteresse aus Asien dürfte ein wichtiger Faktor bleiben.
Was spricht ganz grundsätzlich für ein Investment in Gold?
Gold gilt in Krisenzeiten seit jeher als „sicherer Hafen“. Es kann bei Turbulenzen an den Wertpapiermärkten die Wertschwankungen anderer Assetklassen ausgleichen und trägt so zu Stabilität und Diversifikation bei. Für Investoren ist die niedrige Korrelation von Gold zu anderen Assetklassen ein wichtiges Element. Grundsätzlich verspricht Gold als Sachwert auch einen gewissen Schutz gegen inflationäre Tendenzen. Zudem hat Gold in der Langzeitperformance der letzten 20 Jahre trotz seines im Grundsatz eher defensiven Charakters als Investment eine jährliche Rendite im Bereich der führenden Aktienindizes erzielt.
In Marktphasen wie zuletzt können Anleger auch von kurzfristigen Preisanstiegen bei Gold profitieren. So haben wir an der Börse Stuttgart in den letzten Monaten einen besonders regen Handel mit Gold-ETCs verzeichnet – es gab viele Käufe, aber auch viele Gewinnmitnahmen.
Worauf sollten Privatanleger in Sachen Gold achten und welcher Anteil am Gesamtportfolio erscheint sinnvoll?
Privatanleger sollten die Aspekte Kosten, Flexibilität und Sicherheit im Auge haben, wenn sie in Gold investieren. Natürlich lässt sich Gold physisch kaufen – allerdings fallen dabei zusätzlich zum aktuellen Marktpreis mitunter erhebliche Aufgelder an. Darüber hinaus tragen Anleger die hohen Kosten für die sichere und oftmals nur niedrig versicherte Verwahrung, beispielsweise in einem Bankschließfach. Kostengünstiger sind in der Regel Gold-ETCs, die sich unkompliziert und flexibel an der Börse handeln lassen. Hier sollten Anleger auf eine möglichst vollständige Hinterlegung mit physischem Gold achten. Auch die Möglichkeit, sich das hinterlegte Gold auf Wunsch ausliefern zu lassen, spielt für viele Anleger eine Rolle. Relevant ist auch, wo der Emittent des Wertpapiers seinen rechtlichen Sitz hat, um im sehr unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz keine Forderungen gegen eine ausländische Gesellschaft zu haben. Zudem ist ein Gold-ETC zu wählen, der in der Regel Gewinne ohne Steuerabzug nach einer Haltedauer von mindestens zwölf Monaten ermöglicht. Dies trifft nur für eine Minderheit der am Markt angebotenen Produkte zu.
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Der Goldanteil im Portfolio hängt von der individuellen Risikoeinschätzung ab und kann deshalb auch je nach Marktlage flexibel gestaltet werden. Für eine sinnvolle Diversifikation wird häufig ein Anteil von fünf bis zehn Prozent genannt.
Sie haben jüngst zwei neue Produkte herausgebracht. Können Sie kurz deren Besonderheiten darlegen?
Mit EUWAX Gold Core (WKN: EWG4CR) und EUWAX Gold Traceable (WKN: EWG4TR) erweitern wir unsere bewährte EUWAX-Gold-Produktfamilie. Die beiden neuen ETCs sind zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt und ermöglichen in der Regel eine steuerfreie Veräußerung nach einer Haltedauer von zwölf Monaten.
Tipp: Lies dir gleich unseren Wissensbeitrag zur Besteuerung von Gold-ETCs durch. |
EUWAX Gold Core richtet sich insbesondere an institutionelle Investoren, aktive Trader sowie Privatanleger, die flexibel bleiben und ihre Positionen bei Bedarf kurzfristig anpassen möchten. Das ETC ist mit einem engen Spread handelbar und hat eine Managementgebühr von nur 0,25 Prozent pro Jahr.
EUWAX Gold Traceable richtet sich insbesondere an Anleger, die Wert auf die Rückverfolgbarkeit der Herkunft des Goldes sowie seines CO₂-Fußabdrucks legen. Der Spread und die Managementgebühr von 0,29 Prozent pro Jahr sind gering für ein Gold-ETC, das die Transparenz für Anleger bei ihrer Goldanlage deutlich erhöht.
Mit unseren neuen Gold-ETCs bieten wir als Emittent mit Sitz in Deutschland eine überzeugende Kombination aus exzellenter Handelbarkeit, attraktiver Kostenstruktur und vollständiger physischer Hinterlegung.