Nach Gold-Rekordjagd: Deshalb könnte der Bitcoin jetzt steigen
Das vermeintlich langweilige Gold eilt davon und der Bitcoin bewegt sich weit weg vom Allzeithoch. Die Statistik spricht jetzt für die Kryptowährung.
Gold jagt von Rekord zu Rekord. Doch warum eigentlich? „Traditionelle Faktoren, die einst den Goldpreis beeinflusst haben, wie die US-Inflation und die Zinssätze, sind nicht mehr die Haupttreiber. Stattdessen heizen die Unsicherheit über die Zölle und die Sorgen um das globale Wirtschaftswachstum, kombiniert mit der Marktreaktion auf die Kritik an der Fed, die Nachfrage nach sicheren Anlagen an“, sagt Kerstin Hottner, Leiterin der Abteilung Rohstoffe bei Vontobel. „Wenn die Nachfrage nach sicheren Anlagen in den kommenden Monaten stark bleibt, könnte Gold bis Mitte des Jahres, wenn nicht sogar früher, die Schwelle von 3.700 US-Dollar überschreiten“, meint Hottner. Sichere Häfen könnten also gefragt bleiben.
Anders als Gold befindet sich Bitcoin noch in der Pubertät
Ob nun die größte Kryptowährung ein sicherer Hafen ist, darüber lässt sich streiten. Bei den jüngst hohen Schwankungen erscheinen Zweifel zumindest berechtigt. Grundsätzlich spielen die Inflationsrisiken und Turbulenzen an den Märkten der Kryptowährung in die Karten. „Denn ähnlich wie Gold ist die Angebotsmenge begrenzt, es existieren maximal 21 Million Bitcoin. Gleichzeitig ist Bitcoin dezentral, anders als beim US-Dollar hat die Zentralbank keinen Einfluss auf die Menge der zirkulierenden Bitcoins“, sagt Jens Chrzanowski, Deutschland-Chef XTB.
Tipp: André Dragosch, Leiter Research bei Bitwise in Europa, über den alten und neuen sicheren Hafen. |
In der Preisentwicklung zog der Bitcoin in den vergangenen Wochen der Kürzeren. Zwar zeigt Bitcoin nach Dafürhalten Chrzanowskis trotz starker Schwankungen an den Aktienmärkten eine bemerkenswerte Resilienz, insbesondere vor dem Hintergrund eines schwächelnden Dollars und der zunehmenden Skepsis gegenüber staatlich kontrollierten Finanzsystemen. Dennoch werde die Kryptowährung von vielen Anlegern weiterhin nicht als klassischer sicherer Hafen betrachtet. Bitcoin scheine vielen eher als Vermögenswert in der „Adoleszenz“ zu gelten, als ein Asset, das sich noch in seiner Reifungsphase befinde. In der langfristigen Perspektive könnte sich das jedoch ändern.
Bitcoin rückt in den Fokus staatlicher Akteure
„Bereits jetzt wird Bitcoin von einigen größeren Akteuren als Wertspeicher eingestuft, was mitunter auf derzeitige Handelskonflikte und die Schwäche des US-Dollar zurückzuführen ist. Die weltweite Suche nach Alternativen zum US-Dollar, etwa durch China und Russland, die offenbar erste Energiegeschäfte mit digitalen Vermögenswerten abwickeln, deutet darauf hin, dass Bitcoin als geopolitisches Gegengewicht zum Greenback allmählich an Bedeutung gewinnt“, so Chrzanowski. Auch in den USA zeichne sich ein wachsendes Interesse ab: Nach der Einrichtung einer strategischen Krypto-Reserve hält der XTB-Fachmann weitere Bitcoin-Käufe möglich, etwa in Form von Bit-Bonds, also Bonds, die sowohl US-Staatsanleihen als auch Bitcoin-Käufe miteinander kombinieren. Das wiederum könnte im Anschluss andere Staaten auf den Plan rufen.
Steigt der Bitcoin bald wieder?
Nach der bisherigen Statistik könnte die Antwort lauten: ja. „Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Bitcoin häufig rund 100 Tage nach Beginn einer Goldrallye ebenfalls zulegt. Aus dieser Perspektive könnte sich bald ein Blick auf den Bitcoin-Kurs umso mehr lohnen“, meint Chrzanowski.
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Davon abgesehen dürfte Gold seinen Platz als „ultimativer sicherer Hafen“ in der kommenden Zeit kaum verlieren. Experten rechnen vorerst weiter mit Unsicherheiten, was die Nachfrage nach Gold, gerade auch seitens der Zentralbank auf hohem Niveau belassen könnte. Jüngst bestätigte etwa die People’s Bank of China, dass sie ihre Goldreserven zuletzt aufgestockt hat. Zudem beginne der Markt derzeit, ein Stagflationsszenario einzupreisen, was Gold gegenüber anderen Vermögenswerten begünstige.
„Das heißt jedoch nicht, dass Anleger den Bitcoin nicht ins Depot aufnehmen sollten. Vielmehr haben beide Vermögenswerte, Bitcoin und Gold, das Potenzial, sich in einem fragilen globalen Finanzsystem als wichtige Säulen im Portfolio zu etablieren“, sagt Chrzanowski, der Gold als traditionell sicheren Hafen ansieht und in Bitcoin einen aufstrebenden Wertspeicher mit wachsender geopolitischer Relevanz sieht.