"Wenn Verbesserungen möglich sind, setzen wir diese um"
Lyxor kündigte vor kurzem die Umstellung von Aktien-ETFs (Industriestaaten) auf physische Replikation an. Das EXtra-Magazin sprach zu den Hintergründen mit Arnaud Llinas, Head of ETFs & Indexing bei Lyxor Asset Management.
Nach iShares und db x-trackers stellt nun auch Lyxor stufenweise die wichtigsten ETFs auf physische Replikation um. Werden synthetische ETFs von den Kunden gerade bei der Abbildung von Aktien aus Industrieländern aufgrund des Kontrahentenrisikos nicht mehr so gekauft?
Eine solche Entwicklung beobachten wir nicht. Dieses Jahr stieg unser verwaltetes Vermögen bereits um über 7,2 Mrd. Euro, größtenteils durch Zuwächse in unseren ETFs auf den Euro Stoxx 50, den MSCI Europe und den S&P. All diese ETFs nutzten in diesem Zeitraum die synthetische Replikation. Dabei wird das Risiko des Ausfalls einer Gegenpartei so gesteuert und täglich überwacht, dass es am Ende eines Tages bei Null Prozent liegt. Übrigens: Auch bei der physischen Replikation kommt ein Kontrahentenrisiko hinzu, sobald diese auf die Wertpapierleihe zurückgreift.
Sie kündigten dabei gleichzeitig eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität der Replikation an. Was ist darunter zu verstehen und wie gehen Sie die Erreichung dieses Ziels an?
Unser Ziel besteht darin, qualitativ hochwertige Fonds zu kreieren, die den Index präzise nach-bilden und unabhängig von Assetklasse, Region oder Investmentstrategie effizient handeln. Es gibt keine allgemeingültige Replikationsmethode, die den Anlegern in jedem Markt das beste Ergebnis in Bezug auf die Präzision des Tracking und der Liquidität des Handels liefert. 2012 haben wir uns für einen pragmatischen Ansatz bei der Wahl der Replikationsmethode entschieden, indem wir die Vorzüge einer jeden Methodik einschätzen und jede dort anwenden, wo sie aus Sicht des Investors am meisten Sinn macht. Wir betrachten Variablen wie Tracking Differenz, Tracking Error und Bid/Ask-Spread um sicherzustellen, dass unsere Fonds unter Einbeziehung all ihrer Kosten zu den effizientesten gehören. Wenn Verbesserungen möglich sind, setzen wir diese um.
In welchen Bereichen macht Ihrer Meinung physische Replikation Sinn und in welchen nicht, so dass sie diese auch weiterhin synthetisch abbilden werden.
Wir stellen auf die physische Replikationsmethode um, wenn der Swap keinen Mehrwert für die Investoren bietet. Ein Beispiel dafür ist der Lyxor UCITS ETF Euro Stoxx 50. Durch detaillierte Analysen unseres Portfoliomanagements kommen wir zu dem Ergebnis, dass der Swap zukünftig keine signifikanten Performance-Vorteile bieten sollte. Das liegt vor allem daran, dass Swap-Partner im Zuge der Regulierung mit höheren Refinanzierungskosten konfrontiert sind und sich dahingehend die Marktbedingungen verändert haben. Außerdem wollten wir ein klares Rahmenwerk kommunizieren, das für die gesamte Produkt-palette gilt: Einfache Indizes werden physisch nachgebildet. Komplexere oder Nischen-Indizes, wie Entwicklungsländer, High Yield oder Smart Beta, werden synthetisch repliziert, wenn der direkte Kauf der zugrundeliegenden Vermögenswerte schwierig ist und bei einem physischen Fonds zu einem inakzeptablen Tracking Error oder Tracking Differenz führen würde. Diese Herangehensweise ist leicht verständlich und bietet Anlegern eine klare Systematik.
Das Jahr nähert sich dem Ende. Wie ist Lyxor insgesamt mit diesem Börsenjahr und dem ETF-Geschäft des Hauses zufrieden?
Der ETF-Markt profitierte 2015 erneut von einer starken Wachstumsrate mit einem europaweiten Zuwachs des verwalteten Vermögens von fast 60 Mrd. Euro. Für Lyxor ist 2015 ein sehr erfolgreiches Jahr mit zahlreichen neuen und erfolgreichen Produktauflegungen. Mit einem Anstieg des verwalteten Vermögens von über 7,2 Mrd. Euro sind wir stärker gewachsen als es unserem aktuellen Marktanteil entspricht.
Welche Trendthemen und Herausforderungen erwarten Sie für die kommenden zwölf Monate neben dieser Umstellung auf physische Replikation?
Wir erwarten, dass der positive Trend für den gesamten ETF-Markt und Lyxor anhalten wird. Bezüglich konkreter Themen sehen wir weitere Entwicklungen im Bereich der Anleihen-Produkte und der Smart Beta Strategien. Von unseren Kunden erleben wir bereits aktuell ein steigendes Interesse an diesen Produkten und erwarten, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren weiter verstärken wird.
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