10. Juni 2016
Heike Fürpass-Peter im Interview

Inflations-ETFs: "In den USA ist von Deflation keine Rede"

Vor einigen Tagen legte der ETF-Emittent Lyxor zwei Inflations-ETFs auf. Das EXtra-Magazin sprach mit Heike Fürpass-Peter, die den öffentlichen ETF-Vertrieb in Deutschland und Österreich bei Lyxor leitet.

Im Mai 2016 gingen die Preise in Deutschland laut Statistischem Bundesamt um 0,1 Prozent zurück. Warum legte Lyxor in einer Zeit, in der Politiker eher von einer Deflation ausgehen, zwei Inflations-ETFs auf?

Unsere ETFs beziehen sich sowohl auf den US-Markt  als auch auf Europa. In den USA ist von Deflation keine Rede. Im Gegenteil: Die Inflationserwartungen sind zuletzt gestiegen. Auch unsere Experten vom Lyxor Cross Asset Research erwarten einen Anstieg. Deren Modelle zeigen, dass eine Konsolidierung des WTI –Ölpreises bei $ 45 pro Barrel die US Inflation über die nächsten 12 Monate auf über 2,2 % im Jahresvergleich anheben sollte. Für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate musste zuletzt deutlich über 50 Dollar gezahlt werden. Die Erholung des Ölpreises dürfte sich auch auf die Inflationsentwicklung in Europa und Deutschland auswirken.

Es gibt bereits verschiedenste Inflations-ETFs verschiedenster Anbieter. Was unterscheidet diese ETFs von Produkten anderen Mitbewerber?

Bei den bisherigen ETFs handelt es sich um klassische inflationsgeschützte Anleihefonds. Diese schützen durch die Kopplung an einen Verbraucherpreisindex zwar vor dem Inflationsrisiko, nicht aber vor dem Zins *änderungsrisiko. Unsere neuen ETFs bewahren die Anleger auch vor einem Wertverlust der Anleihe, der dann eintreten könnte, wenn die gestiegenen Inflationserwartungen zu höheren Zinsen führen sollten.

Wie funktioniert dies genau?

Ziel ist es, die  Differenz zwischen der Rendite klassischer Staatsanleihen und der Rendite von inflationsgeschützten Staatsanleihen zu isolieren. Dabei werden vereinfacht ausgedrückt eine Long-Position in klassische inflationsgeschützte Anleihen sowie eine Short-Position in herkömmliche Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit eingegangen. Am Beispiel unseres US Breakeven ETFs heißt dies konkret:  Die Long-Position wird im Markit iBoxx USD 10 Year TIPS Index und die Short-Position im Markit iBoxx USD 10 Year Treasuries Index aufgebaut.

Für welche Zielgruppe eignen sich diese ETFs und worauf sollten Anleger dabei achten?

Unsere neuen ETFs eignen sich grundsätzlich für alle Investoren, die über ein liquides und transparentes Instrument an den Inflationserwartungen partizipieren möchten. Anleger sollten sich aber bewusst sein, dass bei sinkenden Inflations-Erwartungen Verluste im ETF auftreten können.