16. Januar 2023
Regulierung treibt Nachfrage nach Green Bonds

Green Bonds: Sind die grünen Anleihen der ETF-Trend des Jahres 2023?

Dank steigender Zinsen sind Anleihen wieder interessant. Auch die festverzinslichen Wertpapiere werden immer nachhaltiger – lohnen sich Green Bonds für Anleger?

Vergangene Woche deutete EZB-Direktorin Isabel Schnabel an, dass man bei der Europäischen Zentralbank künftig stärker auf Nachhaltigkeit setzen könnte. Laut Bloomberg könnte die EZB ihre Unternehmensanleihen-Bestände in naher Zukunft aktiv umschichten, um den Klimawandel stärker in der Geldpolitik zu berücksichtigen. Auch der Bestand an Staatsanleihen soll nachhaltiger werden.

Künftig mehr Green Bonds?

Barclays-Analysten rechnen damit, dass Green Bonds in diesem Jahr kräftig aufholen – es könnten Unternehmensanleihen mit einem Volumen von über 460 Milliarden US-Dollar ausgegeben werden. Im vergangenen Jahr waren es rund 30 Prozent weniger.

Die Äußerungen Schnabels könnten diesen Vorhersagen Rückenwind verleihen – auch Staaten und staatsnahe Banken könnten sie zum Anlass nehmen, verstärkt grüne Anleihen auf den Markt zu bringen. Mit einer höheren Anzahl an Green Bonds steigt natürlich auch das Angebot für interessierte Anlegerinnen und Anleger. So könnten nachhaltige Anleihen in diesem Jahr auch aus Renditesicht spannend werden – bislang waren sie oft nicht als Renditegaranten bekannt. Insbesondere 2022 entpuppte sich für Green Bonds als schwieriges Jahr. Die nachhaltigen Anleihen haben oft sehr lange Laufzeiten. Entsprechend reagieren sie empfindlich auf Zinsanhebungen.

Lohnt sich dieses Investment?

Laut Vermögensverwalter Bantleon könnten die grünen Anleihen in diesem Jahr allerdings „eine deutlich positive Wertentwicklung“ durchlaufen – und besser performen als der allgemeine europäische Anleihemarkt. In fünf der letzten sieben Jahre haben die Green Bonds den allgemeinen europäischen Anleihemarkt demnach outperformt.

Die Renditedifferenz zwischen konventionellen und nachhaltigen Bonds soll laut Bantleon außerdem immer mehr schrumpfen. „Während die deutsche grüne Bundesanleihe mit Fälligkeit im Jahr 2030 zum Jahresbeginn noch 7 Basispunkte unterhalb der konventionellen Zwillingsanleihe rentierte, hat sich dieser Renditeabschlag durch die erhöhte Volatilität vollständig zurückgebildet. Ergo bieten Green Bonds nun wieder eine vergleichbare Rendite und den zusätzlichen Nutzen der quantifizierbaren Nachhaltigkeitswirkung. Damit besteht für Investoren die Möglichkeit, ohne Renditeeinbußen in Green Bonds zu investieren und sogar von einer erneuten Einengung des Greeniums gegenüber konventionellen Anleihen zu profitieren“ schreibt Marcio da Costa, Senior Portfolio Manager SSA & Green Bonds bei Bantleon, auf e-fundresearch.com.

Vorsicht vor Greenwashing

Immer wieder wird über Greenwashing bei Finanzprodukten diskutiert. Ich empfehle daher stets, genau hinzusehen, bevor investiert wird. Anlegerinnen und Anleger sollten sich nicht von Labeln täuschen lassen und lieber auf Nummer Sicher gehen, wenn ihnen Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wichtig ist. Dasselbe gilt auch für Green Bonds. Es gibt bislang keinen Standard, welche Anforderungen für eine als grün zu bezeichnende Anleihe erfüllen muss. So gibt es beispielsweise auch Green Bonds, die von Energiekonzernen ausgegeben werden. Zweck dieser Anleihen ist zwar der Ausbau erneuerbaren Energien, doch oft werden von diesen Konzernen auch etwa Kohlekraftwerke betrieben. Wer das nicht im Depot haben möchte, sollte besser zweimal hinschauen.

Green Bonds-ETF mit kurzer Laufzeit

Ein ETF, der Emittenten aus den Bereichen Waffen, Tabak, Alkohol, Glücksspiel, Atomkraft, genetisch veränderte Organismen, Ölsande und Kraftwerkskohle ausschließt, ist der HSBC Bloomberg Global Sustainable Aggregate 1-3 Year Bond UCITS ETF (WKN: A3DM2C).

Der ETF ist noch sehr jung, wurde erst im Januar 2022 aufgelegt. Er bietet Anlegerinnen und Anlegern Zugang zur Wertentwicklung von festverzinslichen Investment Grade-Anleihen mit einer Laufzeit von einem Jahr bis drei Jahren, die von Emittenten aus Industrie- und Schwellenländern begeben werden. Mit einer günstigen Gesamtkostenquote von 0,18 Prozent ist der ETF ein Produkt, dass interessierte Anleger für 2023 im Auge behalten können.