Umstritten und (noch) unverzichtbar: Sollte man jetzt in Öl investieren?
Öl ist definitiv ein kontroverses Anlageprodukt. Wer, wie ich, besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt, wird vermutlich nicht mit dem Gedanken spielen, sein Geld in das sogenannte schwarze Gold anzulegen. Oder?
Ohne Öl wäre ein Großteil unseres derzeitigen globalen Transportwesens nicht möglich. Die Weltwirtschaft ist – zumindest noch – auf den Rohstoff angewiesen. Anlegern kann das gute Renditechancen bieten. Wir zeigen auf, wie ein Investment in Öl gelingen kann und welche Risiken es mit sich bringt.
Warum wir noch immer auf Öl angewiesen sind
Klar ist: Die Förderung von Öl beschleunigt den Klimawandel und es ist dringend nötig, dass man sich weltweit auf den Einsatz erneuerbarer Energien konzentriert. Nichtsdestotrotz gelingt das nicht in kurzer Zeit und wir werden vermutlich noch einige Jahre auf Öl zurückgreifen müssen. Es dient zur Produktion von Treib- und Kunststoffen und noch ist es nicht möglich, stattdessen in Gänze umwelt- und klimafreundliche Alternativen einzusetzen.
Öl war lange eine der lukrativsten Investmentmöglichkeiten und auch heute ist der Ölpreis hoch und stabil. Experten rechnen damit, dass sich das nicht so schnell ändern wird, weshalb der Rohstoff weiterhin für viele Anlegerinnen und Anleger interessant bleiben wird. Für die meisten Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge wird Öl als Grundlage für den verwendeten Treibstoff benötigt. Elektro- und Wasserstoff-Alternativen sind zwar auf dem Vormarsch, doch nur langsamen Schrittes. Öl ist derzeit auch noch essenziell notwendig für die Produktion von synthetischen Stoffen, die sehr sicher auch in Zukunft vielfach benötigt werden. Dass all das unserem Planeten schadet, steht außer Frage. Das schwarze Gold ist schmutzig, denn bei der Verbrennung von Öl entstehen Treibhausgase, die unser Klima schwer schädigen. Vom Müll und den Unmengen an Mikroplastik, die Kunststoffe mit sich bringen, ganz abgesehen. Natürlich sollten wir alles daran setzen, hier so schnell es geht Alternativen zu finden und einzusetzen. Eine Abkehr vom Öl ist ein Muss, nur wird sie eher lang- als kurzfristig allumfassend möglich sein.
Mit ETFs in Öl investieren
Wer daher dennoch auf den Rohstoff Öl setzen möchte, kann das zum Beispiel mit verschiedenen ETFs unterschiedlicher Anbieter tun. Der iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF (DE) (WKN: A0H08M) bietet Zugang zum europäischen Erdöl- und Erdgas-Sektor, klassifiziert nach der Industry Classification Benchmark (ICB). Als Sub-Index des STOXX® Europe 600 Index enthält er Unternehmen mit großer, mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung (Large, Mid and Small Cap) der entwickelten Volkswirtschaften Europas.
Die Mineralöl- und Erdgasunternehmen Shell, Total und BP nehmen zusammen rund 60 Prozent des Gewichts des ETFs ein. Mit dabei sind aber auch Unternehmen wie der weltgrößte Hersteller von Windkraftanlagen, Vestas Wind Systems aus Dänemark, und Snam, ein italienischer Fernleitungsnetzbetreiber für Erdgas. Aktuell ist der physische Fonds 929,15 Millionen Euro groß und umfasst 20 Positionen. Er ist ausschüttend, die Gesamtkostenquote liegt bei 0,46 Prozent. Seit seiner Auflage im Juli 2002 konnte der ETF seinen Wert um durchschnittlich 3,65 Prozent pro Jahr steigern.
Wer sich als Investor für Öl interessiert, kann auch einen Blick auf den Lyxor STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF (Acc) (WKN: LYX02P) werfen, der ebenfalls auf den Sub-Index des STOXX® Europe 600 Index setzt. Der synthetische, thesaurierende Fonds hat aktuell eine Größe von 412,38 Millionen Euro und eine Total Expense Ratio von 0,30 Prozent. Er wurde im Januar 2019 aufgelegt und konnte seine Performance bisher durchschnittlich um 2,86 Prozent pro Jahr steigern.
Risiken beim Investieren in den kontroversen Rohstoff
Wirtschaftliche und politische Änderungen haben massiven Einfluss auf den Ölpreis und damit die Aktienkurse der Mineralöl-Unternehmen. Aus diesem Grund zählt Öl zu den volatilsten Anlageprodukten – dessen sollten sich Anlegerinnen und Anleger bewusst sein. Auch, wenn der Ölpreis seit Jahren hoch ist, sind Schwankungen nicht ausgeschlossen. Auch Ölkatastrophen lassen die Kurse einbrechen und sorgen für hohe Verluste. Wohingegen andere Katastrophen genau das Gegenteil bewirken können, wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine gerade beweist. Im Zuge dessen stieg der Ölpreis auf seinen Höchststand seit über zehn Jahren. Anfang März kostete ein Barrel der Ölsorte Brent aus der Nordsee knapp 130 US-Dollar. Aktuell liegt der Preis wieder bei knapp unter 100 US-Dollar.
Autor Jennifer Fizia
Jennifer Fizia schreibt als freie Mitarbeiterin für extraETF.com. Die gelernte Journalistin war bereits nach ihrem Studium freiberuflich für verschiedene Verlage und Unternehmen tätig. 2013 gründete sie das FinTech-Start-up Lendstar mit und arbeitete danach u.a. als Text-Chefin der Marketingabteilung eines Finanzdienstleisters.