US-Aktien-ETFs vor der Rekordjagd – warum Europa jetzt ins Hintertreffen gerät
2025 stand bisher im Zeichen europäischer Aktien. Doch das könnte sich jetzt ändern. Weshalb der US-Aktienmarkt jetzt aufholen könnte.
Der US-Aktienmarkt ist bereit für die nächste Rekordjagd. Das glaubt zumindest Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management, der jedoch moniert, dass dies auf Kosten der heimischen Währung gehe. Zu dieser Ansicht kommt der Anlagestratege nach der Einigung im Zollstreit, aber auch mit Blick auf die wachsende Einflussnahme der Trump-Regierung auf die Notenbank.
Handelsabkommen ist tendenziell gut für den US-Aktienmarkt
Das Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) haben die Amerikaner klar für sich entschieden. „Trump hat vermutlich mehr erreicht, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Und die EU hat nicht mehr bekommen als die Aussicht, dass es nicht noch schlimmer kommt.“ Dabei wäre die EU-Kommission durchaus auf einen ökonomischen Schlagabtausch vorbereitet gewesen, glaubt der Vermögensverwalter. „Doch das Risiko, dass Donald Trump die Auseinandersetzung auf nicht-wirtschaftliche Bereiche wie die Nato-Mitgliedschaft der USA ausweitet, war letztlich zu groß.“
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Tönnes’ Bewertung des Zoll-Deals: „Die EU ist als Tiger gesprungen und als Kätzchen gelandet.“ Vor diesem Hintergrund hat der Stratege auch nicht die Erwartung, dass die EU entschieden gegen die Praktiken der US-Tech-Konzerne vorgeht. „Ein solches, anti-amerikanisches Verhalten‘ würde höchstwahrscheinlich sofort die Aufkündigung der erreichten Vereinbarung durch die US-Regierung nach sich ziehen.“
Schwacher Dollar, starker US-Aktienmarkt
Hinzu komme, dass sich immer stärker abzeichnet, dass die Trump-Administration auch ihren Einfluss auf die amerikanische Notenbank ausweiten wird. „Vielleicht nicht sofort, aber langfristig sollte dies zu einer lockereren Geldpolitik der Fed führen, als wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind. Dies stellt zwar ein erhebliches Risiko für die amerikanische Währung dar, weshalb wir bei Anlagen in den USA zu einer Währungssicherung raten. Für die US-Aktienmärkte könnte dies jedoch der Treibstoff für ganz neue Höhen sein“, erklärt Tönnes.
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Trumps Einflussnahme auf die Zinspolitik ist keinesfalls eine historische Ausnahme. „Wer dazu neigt, US-Präsident Donald Trumps Sticheleien gegen den Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, als beispiellos zu betrachten, sollte seine Kenntnisse der geldpolitischen Geschichte auffrischen“, sagt Adam Rozencwajg, Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Goehring & Rozencwajg. Die Wahrheit sei: Das Quälen des Fed-Vorsitzenden – sei es durch verbale Angriffe, politische Manipulation oder in mindestens einem bemerkenswerten Fall sogar durch einen tatsächlichen Schubs – sei seit langem Teil der politischen Tradition US-amerikanischer Präsidenten. „In den letzten sechzig Jahren hat dieser eigentümliche Sport keinen Mangel an großem Drama und, was noch besorgniserregender ist, eine katastrophale Inflation hervorgebracht.“
US-Aktien sind dauerhaft attraktiver als europäische
Immer wieder haben wir in der jüngeren Vergangenheit über das Comeback europäischer Aktien diskutiert, zuletzt auch in der Extra-Magazin-Ausgabe 5/2025 – sichere dir gleich im Shop dieses Heft. Im bisherigen Jahresverlauf waren Europa-Aktien tatsächlich vor den USA. Doch das könnte nach Ansicht von Tönnes bald drehen. Nach seiner Auffassung bietet der amerikanische Aktienmarkt perspektivisch deutlich höhere Kurschancen als der europäische – zumal Europa insgesamt weiterhin keine überzeugenden Reformschritte erkennen lasse. „Zwar sprechen vor allem die niedrigeren Bewertungen für die europäischen Märkte, doch in einer dynamischen Welt dürfte das allein nicht ausreichen“, sagt Tönnes.
Es gibt aber auch Gefahren für US-Aktien
Die Liste der Gewinner des diesjährigen US-Aktienmarkts ist nach Ansicht von Vincenzo Vedda, Global Chief Investment Officer bei DWS deutlich ausgewogener als in den vergangenen Jahren, als es fast ausschließlich die als glorreiche Sieben umschriebenen großen Technologiewerte waren, die die Märkte bewegten und alle anderen Werte zu Statisten degradierten. „Etwas mehr Ausgewogenheit ist sicherlich ein Vorteil“, so Vedda.
Doch der DWS-Mann verweist auf einige Faktoren, die zur Vorsicht mahnen. Die von den Märkten erhofften Steuerimpulse hätten sich nicht so realisiert, wie erhofft. Das Thema künftige Staatsverschuldung werde zusehends als Belastung gesehen. Bei den Unternehmensgewinnen der im S&P 500 vertretenen Unternehmen könnte es zu Enttäuschungen kommen, mit Ausnahme in den Branchen Technologie und Finanzen. Die Bewertung an den Aktienmärkten, aber auch bei Unternehmensanleihen spiegele sehr hohe Erwartungen wider. Platz für Enttäuschungen sei da kaum. Soll heißen: Sollten diese kommen, könnte es mit den Kursen auch ganz schnell einmal Richtung Süden gehen.
ETF auf den US-Aktienmarkt
Es ist nicht zwingend notwendig, eine eigene USA-Position aufzubauen, da die Vereinigten Staaten bereits sehr umfangreich in Welt-ETFs vertreten sind. Wer darüber hinaus eine Position auf den US-Aktienmarkt eingehen möchte, sollte sich dann auf marktbreite ETFs konzentrieren. Hier zeigen für dir die Produkte auf MSCI USA-ETFs.