6. November 2025
Neuer Anlagezyklus: Setzen die USA jetzt auf Kriegswirtschaft?

Neuer Anlagezyklus: Setzen die USA jetzt auf Kriegswirtschaft?

Die USA befinden sich bereits im Modus der Kriegswirtschaft, wie Experten meinen. Wie solltest du dich nun am besten aufstellen?

Die globale Unsicherheit wächst – und sie hat einen Ursprung: die USA. Unter US-Präsident Donald Trump sind die Wirtschaft und ihre Reindustrialisierung zu einer Frage der nationalen Sicherheit geworden, zu deren Wohl er Zölle, Investitions- und Exportbeschränkungen erlässt. „Das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt sich, weil die Regierung eine Menge Unsicherheit gestiftet hat“, sagt Martin Lück Geschäftsführer das Analysehauses Macro Monkey. Das wiederum schafft global Unsicherheit – und verändert Märkte, Kapitalströme, Investitionschancen. „Wir erleben den Beginn eines neuen Anlagezyklus, der von Sicherheit getrieben ist. Wer Kapital anlegt, muss heute geopolitisch denken“, erklärt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM.

Kriegswirtschaft: Der neue Anlagezyklus ist von Unsicherheit geprägt

Die jüngste Tagung des Internationalen Währungsfonds stand im Zeichen eines Begriffs, der derzeit die ökonomische Debatte prägt: Unsicherheit. Doch gemeint sind damit nicht nur Konjunktur- oder Investitionsrisiken, es herrscht vielmehr eine tiefere systemische Unsicherheit. Ein Zustand, in dem nicht nur einzelne Marktakteure Risiken tragen, sondern das wirtschaftliche System selbst an Stabilität verliert, wie die Experten von Moventum AM meinen.

Amerika im Modus der Kriegswirtschaft?

Treiber dieser Entwicklung sei maßgeblich die Politik der Vereinigten Staaten. „Amerika rüstet ökonomisch auf und stellt zunehmend auf Kriegswirtschaftsmodus um“, sagt Fischer. Das zeigt sich auch in der Arktis. Sehen wir dort schon bald einen Kampf um Seltene Erden? „Ja, vermutlich, und um andere Rohstoffe. Die Vorstellung der US-Regierung, sich Grönland und Kanada einzuverleiben und mit Russland einen Deal zu machen, richtet sich neben strategischen Überlegungen und Schifffahrtsrouten durch die Nordwest- und Nordost-Passage auch und vor allem auf den Kampf um Rohstoffe, der die Welt vermutlich in den nächsten Jahrzehnten prägen wird“, so Lück.

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Das übergeordnete Ziel Trumps dürfte die Reindustrialisierung des Landes sein. Große Finanzinstitute – allen voran JP Morgan – schließen sich dieser Linie an. Das Institut plant Investitionen von bis zu 1,5 Billionen Dollar in Projekte, die die ökonomische Resilienz Amerikas stärken sollen. Äußerungen von CEO Jamie Dimon lassen auf eine enge Abstimmung mit Washington schließen. Beobachter erwarten, dass andere Großbanken folgen werden.

Die großen US-Baustellen in der Industrie

Die strategische Neuausrichtung der US-Industriepolitik zielt auf mehrere Kernsektoren: Im Bereich Energie und Rohstoffe geht es nach Ansicht der Experten von Moventum AM um den Wiederaufbau der Ölraffineriekapazitäten und die Sicherung kritischer Mineralien. Im Pharmasektor wird eine Rückverlagerung der Produktion in amerikanische Werke angestrebt, ähnlich im Maschinenbau und Bergbau. „Das ist ein bisher vernachlässigtes Feld“, sagt Fischer. Zudem zielen die USA auf den Aufbau einer autarken Halbleiterfertigung inklusive vollständiger Zulieferkette. Und schließlich werden strategische Allianzen wie jüngst beispielsweise mit Australien geschlossen, um den Rohstoffbedarf der USA zu decken und die Abhängigkeit von China zu verringern.

Wie wird das alles finanziert?

Offen ist bislang allerdings, wie das ambitionierte Programm trotz der Investitionsabsichten von JP Morgan und Co. finanziert werden kann. Normalerweise emittiert das US-Finanzministerium Staatsanleihen. „Doch die inländischen Banken halten jetzt schon überproportional viele US-Staatsanleihen, wodurch der Spielraum für neue Kreditprogramme überschaubar bleibt“, so Fischer. Das Finanzministerium müsse also neue Kapitalquellen erschließen. Ein verstärktes Engagement ausländischer Investoren wäre denkbar – ist im gegenwärtigen politischen Klima jedoch hochsensibel.

Wie sollten sich Anleger in dieser Lage positionieren?

„Für Investoren eröffnet sich hier ein neues Leitmotiv“, erklärt Fischer. „Economic Security“ sei das Investmentthema der 2030er-Jahre. Der Staat wird zum größten Auftraggeber einer umfassenden Reindustrialisierung. Davon profitieren vor allem Unternehmen aus den Bereichen Energieinfrastruktur, Halbleiterproduktion, Spezialchemie, Bergbau sowie Verteidigungs- und Rohstoffindustrie. 

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Das neue Sicherheitsparadigma hat allerdings seinen Preis. Der enorme Finanzierungsbedarf treibt die Staatsverschuldung, was langfristig zu strukturell höheren Renditen führen könnte. „Ein selektiver, strategisch ausgerichteter Anlageansatz wird daher entscheidend“, sagt Fischer. Langfristig eröffneten sich Chancen für „Hard Assets“ und „Made in America“-Themen. „Kurzfristig sind jedoch Zins- und Refinanzierungsrisiken sorgfältig zu beachten.“