USA vs. Europa: ETF-Favoritenwechsel an der Börse? So investierst du clever
Hält der Siegeszug der Europäer an oder schwenkt das Pendel wieder Richtung USA? Experten sind sich uneinig über einen Favoritenwechsel. Was tun?
Dieses Jahr was bisher ein verrücktes Kapitel an der Börse. Europäische und vor allem deutsche Aktien haben sich eindrucksvoll zurückgemeldet und US-Titel teilweise deutlich abgehängt. Das war jahrelang anders. Der deutsche Leitindex Dax hat sich von 2018 bis 2024 deutlich schlechter entwickelt als der globale Aktienindex MSCI World – entsprechend niedrig seien nach Einschätzungen der Experten von DWS die Erwartungen gewesen.
„Wenn die Bewertungen stabil bleiben und die Gewinnschätzungen des Marktes eintreffen, könnten die Unternehmensgewinne ein höheres Kursniveau rechtfertigen“, sagt Philipp Schweneke, DWS-Fondsmanager europäische Aktien. Einen Favoritenwechsel in Richtung USA sieht der Aktienmarktexperte in der nächsten Zeit eher nicht. Aufgrund des Momentums und der attraktiveren Bewertungen bevorzugen die Experten von DWS derzeit europäische Aktien gegenüber US-Titeln. Das betrifft sowohl Standard- als auch Nebenwerte. Erfahre mehr darüber im Beitrag „Von der Durststrecke zum Höhenflug – warum deutsche Nebenwerte glänzen“.
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Oder doch ein Favoritenwechsel?
Wieder andere Experten sehen bereits einen Favoritenwechsel von Europa in Richtung USA. Der US-Aktienmarkt ist bereit für die nächste Rekordjagd. Das glaubt zumindest Kay-Peter Tönnes, Gründer und Geschäftsführer von Antecedo Asset Management, der jedoch moniert, dass dies auf Kosten der heimischen Währung gehe. Zu dieser Ansicht kommt der Anlagestratege nach der Einigung im Zollstreit, aber auch mit Blick auf die wachsende Einflussnahme der Trump-Regierung auf die Notenbank. Das Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) haben die Amerikaner klar für sich entschieden.
„Trump hat vermutlich mehr erreicht, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Und die EU hat nicht mehr bekommen als die Aussicht, dass es nicht noch schlimmer kommt.“ Dabei wäre die EU-Kommission durchaus auf einen ökonomischen Schlagabtausch vorbereitet gewesen, glaubt der Vermögensverwalter. „Doch das Risiko, dass Donald Trump die Auseinandersetzung auf nicht-wirtschaftliche Bereiche wie die Nato-Mitgliedschaft der USA ausweitet, war letztlich zu groß.“ Mehr dazu haben wir im Artikel „US-Aktien vor der Rekordjagd – warum Europa jetzt ins Hintertreffen gerät“ beleuchtet.
Wie kannst du dich positionieren?
Ob Europa oder die USA in den kommenden Monaten die Nase vorne haben wird, ist unklar. Wenn du weltweit anlegen möchtest und angesichts dessen keine übermäßig große Ländergewichtungen eingehen möchtest, bietet sich der gleichgewichtete Ansatz an. Das löst etwa der VanEck World Equal Weight Screened UCITS ETF (WKN: A12HWR) ein.
Der ETF investiert gleichgewichtet in die 250 größten Unternehmen weltweit, die die Grundsätze des UN Global Compact für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln einhalten. Anleger sollten jedoch beachten, dass der ETF trotz breiter globaler Streuung marktbedingten Schwankungen unterliegt. Auf diese Weise sinkt der USA-Anteil auf weniger als 38 Prozent. Zum Vergleich: In konventionellen MSCI-World-ETFs beträgt das US-Gewicht mehr als 71 Prozent.
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„Bei den üblichen weltweit investierenden Aktienindizes hat heute eine kleine Anzahl von US-Unternehmen aufgrund ihrer enormen Marktkapitalisierung einen sehr dominierenden Einfluss auf die Performance der jeweiligen ETFs“, sagt Martijn Rozemuller, Geschäftsführer bei Vaneck Europa. „Das bedeutet, dass diese Indizes ihren Zweck, nämlich die Wertentwicklung des breiten Markts abzubilden, nicht mehr erfüllen.“
Gleichgewichtete ETFs verteilen das Risiko gleichmäßig über den gesamten investierten Aktienmarkt, unabhängig von der Marktkapitalisierung. So ist ihre Performance nicht übermäßig von den Geschicken einiger weniger Unternehmen abhängig. Gleichzeitig erhöht sich auf diese Weise in solchen ETFs der Anteil von kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Solche Unternehmen haben aktuell auch den Vorteil, dass sie häufig weniger von Zöllen betroffen sind als internationale Großkonzerne.
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„Rückblickend betrachtet haben gleichgewichtete Indizes das Potenzial, sich in bestimmten Marktphasen wie der Erholung von Marktkrisen und in frühen Bullenmärkten häufig besser zu entwickeln“, sagt Moritz Henkel, Produktmanager bei Vaneck Europa. „Denn dies sind genau die Zeiten, in denen sich kleinere Unternehmen besser entwickeln könnten.“
Im Vaneck-ETF erhalten die 250 investierten Aktien die gleiche Gewichtung. Das Aktienuniversum enthält alle Industrieländer in Nordamerika, Europa und Asien, und jede der drei Regionen wird auf einen Anteil von maximal 40 Prozent begrenzt.