
Europäische Verteidigungs-ETFs im Fokus: Milliarden fließen in Rüstung
Die Militärausgaben in Europa steigen. Das wiederum eröffnet Anlegern Chancen in Bezug auf europäische Verteidigungs-ETFs.
Der Februar 2022 hat ein Umdenken in der europäischen Sicherheitspolitik bewirkt. Durch den Ukraine-Krieg sind militärische Konflikte bis an die Grenzen der Europäischen Union (EU) und der Nato gerückt. Ein jahrzehntelang vernachlässigter Sektor rückt damit nun in den Mittelpunkt: die europäische Verteidigungsbranche. So steht Europa heute sicherheitspolitisch vor großen Herausforderungen. Die geopolitische Lage, neue Bedrohungen im Cyberraum und klassische Konflikte an den Außengrenzen machen eine starke militärische Verteidigung immer wichtiger. Die EU setzt dabei zunehmend auf gemeinsame Strukturen, wie die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (PESCO) oder den Europäischen Verteidigungsfonds, um Fähigkeiten zu bündeln und Abhängigkeiten zu reduzieren. Gleichzeitig bleibt die Nato der zentrale Pfeiler europäischer Sicherheit.
Europa investiert in Rüstung
Die „Friedensdividende“ vergangener Jahrzehnte ist möglicherweise aufgezehrt. Die Bundeswehr und andere europäische Armeen rüsten auf und streben nun an, den materiellen und technischen Rückstand aufzuholen. Das zeigt sich in Zahlen des Europäischen Rats. Demnach legten die Verteidigungsinvestitionen 2024 außergewöhnlich stark zu. Sie kletterten im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent und erreichten einen Rekordwert von 106 Milliarden Euro. Und der Rat geht von weiter steigenden Militärausgaben in Europa aus. 2025 rechnet man mit 130 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lagen die Rüstungsinvestitionen bei 31 Milliarden Euro.
Gerade in europäischen Nato-Staaten in unmittelbarer geographischer Nähe zu Russland zeigt sich eine hohe Bereitschaft, einen übermäßig hohen Anteil der Wirtschaftsleistung in Verteidigung zu investieren. Dazu zählen insbesondere Polen, Estland, Lettland, Litauen und Finnland. Allerdings erreichen selbst diese Staaten noch nicht das von US-Präsident Donald Trump geforderte Ziel, fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung zu investieren.
Doch auch große Staaten in Europa haben ihre Bemühungen massiv ausgeweitet. Selbst Deutschland übertrifft mittlerweile längst das ursprüngliche Zwei-Prozent-Ziel. Und auch hierzulande könnte die Tendenz eher steigend sein, zumal Experten immer wieder die Ausstattung der Bundeswehr kritisieren. Doch moderne Kriegsführung ist weit mehr als Panzer und Kampfflugzeuge. Vor allem auch in Sachen Software und Künstlicher Intelligenz hinkt Europa hinterher und ist noch auf US-amerikanische Technik angewiesen. Somit ergibt sich auch in diesem Feld ein beträchtlicher Spielraum für europäische Investitionen.
Europäische Verteidigung als Langzeit-Investment
Die potenzielle Bedrohung gepaart mit der jahrelangen Zurückhaltung in Bezug auf Militärausgaben motiviert gegenwärtig sämtliche europäische Regierung mehr in die Landesverteidigung zu investieren. Das dürfte Experten zufolge auch kein kurzfristiger Trend sein, denn militärische Investitionen werden von Staaten getragen und sind oft über lange Zeiträume angelegt. Von Bestellung bis Auslieferung eines Panzers vergehen oft Jahre. Auch die Errichtung einer modernen Software-Infrastruktur ist ein Großprojekt, das so schnell nicht beendet ist. Ein Investment in einen europäischen Verteidigungs-ETF dürfte daher keine Eintagsfliege sein.
Europäische Verteidigungs-ETFs sind einen Blick wert
Privatanleger, die nun in den europäischen Verteidigungssektor investieren möchten, können dies breit gestreut über Verteidigungs-ETFs tun. Hierzu gibt es etwa den BNP Paribas Easy Bloomberg Europe Defense UCITS ETF (Acc) (WKN: A417F7), der die Erträge thesauriert, also automatisch neu anlegt. Wer dagegen Ausschüttungen bevorzugt, kann sich den BNP Paribas Easy Bloomberg Europe Defense UCITS ETF (Dist) (WKN: A418KL) näher ansehen.
Die beiden ETFs investieren in europäische Rüstungsunternehmen, die sich auf die Entwicklung neuer Technologien fokussieren. Besonders stark vertreten sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande. Beide ETFs erreichen eine Gesamtkostenquote (TER) von 0,18 Prozent, was sogar noch geringer ist als bei vielen Welt-ETFs auf den MSCI World.