
KI-Hype: Reichen ausschließlich US-Aktien-ETFs für mein Depot?
Die großen US-Aktien haben jahrelang den globalen Aktienmarkt angetrieben und dominieren Welt-ETFs. Braucht es überhaupt andere Länder-Investments? So checkst du deinen Ländermix.
Ein Blick in die Top-10-Liste des MSCI World zeigt, wie dominant die USA an der Börse sind. Darin befinden sich ausnahmslos US-Titel. Insgesamt erreichen die USA einen Anteil von mehr als 72 Prozent. Schaut man sich Weltindizes an, die auch noch Schwellenländer hinzunehmen, sieht es nicht viel anders aus. Dann landet erst auf Platz zehn ein „Nicht-Amerikaner“. Der US-Anteil beträgt aber immer noch gut 63 Prozent. Vergleichst du den breiten US-Index S&P 500 mit Welt-Indizes, so wirst du feststellen, dass ein Investment in den US-Aktienmarkt in den vergangenen zehn Jahren wesentlich mehr Rendite gebracht hätte. Bremsen also die anderen Staaten nur? Reicht es, sich auf die USA zu konzentrieren?
Tech und KI-Erwartungen treiben den US-Aktien-Markt
Die Ausnahmestellung der USA liegt vor allem in deren Tech-Konzerne, den sogenannten Glorreichen Sieben (Magnificent Seven). Und nun kommt noch der Hype um die Künstliche Intelligenz (KI) hinzu, die wesentlich durch US-amerikanischen Unternehmen gekennzeichnet ist. Kommt das echte goldene Zeitalter der US-Aktien also erst noch?
„Auf der einen Seite stehen unrentable Unternehmen, die mit hochfliegenden Versprechungen handeln. Ein Trend, der vor einigen Wochen durch die Welttournee des CEO von OpenAI beschleunigt wurde, der mit einer Flut von Ankündigungen neuer Produkte und Kooperationen den KI-Boom weiter anheizte. Bei einigen dieser Unternehmen spiegeln die aktuellen Nachrichten bereits die Erwartungen für Entwicklungen wider, die noch drei Jahre in der Zukunft liegen“, sagt Kristofer Barrett, Head of Global Equities bei Carmignac. Das bedeute, dass Investoren die Zukunftsprognosen vorwegnehmen und damit das Potenzial für künftige Renditen schmälern. Darüber hinaus seien in jüngster Zeit Anzeichen für Spannungen auf dem Markt für Private Debt aufgetreten, die möglicherweise die fremdfinanzierten Segmente des Technologiesektors schwächen könnten.
| Tipp: Du hast Interesse an US-Aktien? Hier ist eine Auflistung von Aktien-ETFs auf den US-amerikanischen Markt. |
„Auf der anderen Seite tätigen die wahren Wegbereiter der KI – Alphabet, Microsoft und Amazon – massive Investitionen, um ihre Kerngeschäfte zu schützen. Sie finanzieren diese Investitionen mit ihrer eigenen Liquidität, erzielen Renditen aus bestehenden Dienstleistungen und erzielen durch die Integration von KI operative Einsparungen“, so Barret.
Auch Asien mischt mit
Doch auch hier schläft die Konkurrenz nicht. „Obwohl die bekanntesten Namen im Bereich der KI meist US-amerikanische Unternehmen sind, darf Asien nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere wenn wir die gesamte KI-Wertschöpfungskette betrachten. Taiwan beispielsweise spielt eine entscheidende Rolle und stellt 90 Prozent der weltweit fortschrittlichsten Chips her. Diese Chips versorgen Rechenzentren, KI-Trainingscluster und Edge-Geräte weltweit mit Energie und machen moderne erst KI möglich“, berichtet Barret. Sein Kollege Somesh Batra,Technologieanalyst bei Carmignac, stellt damit fest: „China hingegen ist ein echter Herausforderer im Bereich der KI. DeepSeek war aus Sicht des LLM (Anmerkung der Redaktion: Eine KI, die menschliche Texte verarbeitet) ein Weckruf, aus Sicht der Infrastruktur jedoch weniger.“
Europa solltest du nicht abschreiben
Geldanlage an der Börse ist weit mehr als nur KI. Denn immer wieder zeigen sich auch die Vorteile solider, konservativer Geschäftsmodelle, die häufig in Europa beheimatet sind. Nämlich genau dann, wenn Tech-Titel deutlich nachgeben und Investoren die Sparte für überbewertet halten. Das kam in jüngerer Vergangenheit immer wieder mal vor. Chancen tun sich in Europa außerdem im Verteidigungssektor und im Bereich der Infrastruktur auf.
Trends setzen sich nicht ewig fort
Der US-Aktienmarkt speiste und speist noch immer seine Potenz aus der KI-Sparte. Doch natürlich weist kein Trend permanent nach oben und auch hier wird es Enttäuschungen geben. Du solltest auch nicht vergessen, dass andere Regionen der Erde ihre Stärken und dominante Industriebereiche haben und so zur Stabilität deines Portfolios beitragen können. Gerade in der Unterbewertung liegen Chancen.
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So sieht dein Depot jetzt aus
Vielleicht weißt du gar nicht so genau, wie hoch dein US-Anteil und dein Branchenmix ist. Das kann sich jetzt ändern. Probiere dazu gleich den extraETF Portfolio Tracker aus. Dann erhältst du sofort einen tollen Überblick über dein bestehendes Depot und kannst so Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen.
Fazit: Nutze die geballte Kraft der globalen Märkte
Wenn du einen der üblichen Welt-ETFs hast, hast du einen mehr als ausreichenden US-Anteil. Kritiker monieren sogar eher, dass der Anteil eher zu hoch sei. An den Chancen, aber auch den möglichen Rücksetzern der KI-Konzernen bist du damit umfangreich beteiligt. Und bei der Geldanlage geht auch nicht darum, ausschließlich die Chancen-, sondern auch die Risikoseite im Blick zu haben. Das Risiko senkst du weltweiter Streuung, über Brachen und Länder hinweg.