Comeback europäischer Dividenden-Stars: Wie Trump unfreiwillig den Turbo zündet
US-Präsident Donald Trump hat ungewollt den europäischen Aktienmarkt gestärkt. Wie nachhaltig ist die Renaissance europäischer Dividenden-Aktien?
Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump wirkt sich auf die globalen Märkte aus. „Seine aggressive Handelspolitik und die zunehmende Isolation der USA haben Europa gestärkt. Länder wie China und Kanada suchen verstärkt neue Abkommen mit dem Kontinent, während der US-Dollar merklich an Stärke eingebüßt hat“, sagt Andreas Kraft, Senior Portfolio Manager bei First Private. Die Schwäche des Dollars verleihe europäischen Aktien und dem Euro Rückenwind. Dazu kommen in Europa umfangreiche staatliche Investitionsprogramme, die manche Beobachter an den Marshall-Plan erinnern. „Die Staatsausgaben liegen deutlich über dem Niveau der USA – ein entscheidender Faktor für die positive Entwicklung europäischer Aktien“, so Kraft. Während die Vereinigten Staaten jahrzehntelang von höherer Staatsverschuldung profitiert hätten, beginne sich das Blatt nun zu wenden.
Neue Ära für Dividenden-Strategien?
„Anstatt blind auf die höchsten Ausschüttungsrenditen zu setzen, sollte zwischen zwei Segmenten unterschieden werden: dynamische Dividendenwachstumstitel und etablierte, stabile Dividendenzahler. Das erste Segment umfasst Titel mit noch geringen Dividendenrenditen, die aber sehr dynamisch gesteigert werden können“, erklärt Kraft. Solche Unternehmen befänden sich oft in der Wachstumsphase und reinvestieren einen Großteil ihrer Gewinne, können mittelfristig aber attraktive Dividendensteigerungen bieten. Der zweite Teilbereich seien Aktien mit bereits attraktiven Dividendenrenditen. Diese Unternehmen seien seit vielen Jahren mit stabilen Geschäftsmodellen etabliert und würden ihre Dividendenzahlungen auch in Schwächephasen nicht aussetzen.
Einen entscheidenden Faktor bei der Wahl liefert nach Ansicht Krafts die Cashflow-Analyse: Dividenden sollten demnach aus operativen Cashflows stammen und nicht aus der Substanz. „Unternehmen mit optisch sehr hohen Dividendenrenditen von zehn Prozent oder mehr haben meist fundamentale Probleme. Der Markt antizipiert hier bereits Dividendenkürzungen oder -ausfälle. In der Regel haben diese Firmen längst jeden Spielraum in der Bilanz ausgenutzt – ein starkes Warnsignal“, hält der Experte fest.
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Auch Aktienrückkäufe als alternative Ausschüttungsform seien von Investoren zu berücksichtigen. „Letztendlich ist es dasselbe, ob eine Firma eine zu versteuernde Dividende zahlt oder die Zahl der Aktien reduziert und damit zu steuerlich günstigeren Bedingungen Mehrwert schafft. Gerade im Wachstumsbereich bieten Rückkäufe größere Flexibilität, da Unternehmen bei großen Investitionsprojekten Dividendenzahlungen nicht unterbrechen oder kürzen müssten“, meint Kraft.
Nachfolgend zeigen wir dir einen entsprechenden ETF, der genau auf solche Aktienrückkäufe setzt:
Die Zinswende unterstützt Dividenden-Titel
Nach dem starken Inflationsanstieg und den massiven fiskalischen Maßnahmen der Pandemiejahre normalisiert sich nach der Beobachtung Krafts das Marktumfeld allmählich. Das wiederum spielt Dividendenfreunde in die Karten. Zum einen werden Alternativen (Tages- und Festgeld) in Relation unattraktiver, was Kapital wieder Richtung Aktienmarkt fließen lässt. Darüber hinaus freuen sich auch die Finanzvorstände von Dividenden-Unternehmen über geringere Zinsen. „Drittens steigen die Bewertungen von Dividendentiteln, da deren Ausschüttungen im Vergleich zu risikolosen Zinserträgen wieder attraktiver werden“, so Kraft. Der Effekt könnte anhalten, denn historisch betrachtet würden sich die positiven Effekte von Zinssenkungszyklen auf Dividendenwerte oft mit zeitlicher Verzögerung zeigen. Wachstumstitel sind häufig die
Rückenwind für europäische Dividendenwerte
Wie nachhaltig das Comeback europäischer (Dividenden-) Aktien ist, darüber scheiden sich die Geister. Kraft sieht allerdings in der Renaissance europäischer Dividendenwerte mehr als nur eine zyklische Marktkorrektur. Sie spiegele fundamentale Verschiebungen im globalen Wirtschaftsgefüge wider: die relative Schwächung der USA, die neue Investitionsdynamik Europas und die Normalisierung der Zinspolitik. Ein bewusster Fokus auf die Eurozone biete regionale Homogenität, die bei globalen Fonds oft fehle. Hier stellen wir dir einen ETF auf die Dividenden-Aristokraten der Eurozone vor:
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Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.