KI im Cyberkrieg: Wird das digitale Wettrüsten jetzt unaufhaltsam?
Künstliche Intelligenz (KI) verändert den Cyberkrieg – er wird schneller, intelligenter und schwerer zu stoppen. Droht das große Wettrüsten?
Die neue Bundesligasaison steht bereits in den Startlöchern. Doch wusstest du, dass beim Fußball bereits jede Menge Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommt? „Der Liverpool Football Club nutzte Daten, KI und Analysen und wurde damit zu einem Team, das die UEFA Champions League und die englische Premier League gewann“, wie Graeme Clark, Alison Porter und Richard Clode, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors, in einem Kommentar feststellten. Es geht noch weiter: „Dank Machine Learning ist das Netzwerk für die Auswahl von Fußballtalenten viel größer geworden. Mit der App von Footbao können Möchtegern-Neymar-Spieler einen Clip von sich selbst hochladen oder man kann ein Talent von seinem Handy zeigen. Diese Clips werden von der KI so gefiltert, dass sie den spezifischen Anforderungen von Fußballvereinen entsprechen. Auf diese Weise wurden Talente von den brasilianischen Vereinen Corinthians und Flamengo verpflichtet.“
Doch so erfreulich die Fortschritte der KI in einigen Bereichen sind, es können auch Probleme entstehen – so etwa bei der Cybersicherheit, die dem rasanten Tempo standhalten muss. „Einer der strukturellen Wachstumstreiber in unserem Sicherheits-Anlagethema ist die anhaltende Digitalisierung der Gesellschaft“, sagt Patrick Kolb, Senior Portfoliomanager für die Security Equity Strategie bei UBS Asset Management.
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Dieser Trend hat zwar die Zugänglichkeit von Informationen, Produktivitätssteigerungen und operative Effizienzen mit sich gebracht, jedoch auch eine neue Welle von Herausforderungen in Verbindung mit der IT-Sicherheit. „Die Grenzen zwischen klassischer Kriegsführung und Cyberkonflikten verschwimmen zunehmend, da die durch KI betriebenen Cyberangriffe in rasantem Tempo größer und auch ausgefeilter werden“, so Kolb.
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In einem unstetigen geopolitischen Umfeld werden von Staaten geförderte Cyberangriffe nach Einschätzung Kolbs zunehmend aggressiver und technisch fortschrittlicher. Er nennt dafür beispielhaft die Beschuldigung im Vorjahr durch die US-Behörden, die der chinesischen Hackergruppe ‚Volt Typhoon‘ des Versuch verwarfen, in US-amerikanische Computernetzwerke einzudringen, mit dem Ziel, während eines künftigen Konflikts kritische Infrastrukturen wie Wasser, Strom oder Verkehr zu stören.
Das kostet Untätigkeit
Die Verbreitung von KI, insbesondere generativer KI (GenAI) mit ihrer natürlichen Sprachschnittstelle und ihren Programmierfähigkeiten hat Vor-, aber auch Nachteile. „Sie bietet zwar leistungsstarke Tools für Innovationen, ermöglicht aber zugleich Hackern die Konzeption überzeugenderer Phishing-Kampagnen und die automatische Entwicklung von Malware, wodurch Cyberangriffe schneller ausgeführt werden können und schwerer zu erkennen sind“, erklärt Kolb, der noch Zahlen mitliefert:
- Die durchschnittliche Anzahl der wöchentlichen Cyberangriffe je Organisation erreichte im Jahr 2024 insgesamt 1.624, was einem Anstieg um 44 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht.
- Die weltweit (ohne die USA) durchschnittlichen Kosten für eine Datenschutzverletzung sind im Vergleich zum Vorjahr auf 4,88 Millionen US-Dollar angestiegen (ein Anstieg um 10 Prozent), wobei Verletzungen in den USA im Durchschnitt nahezu das Doppelte kosten, nämlich 9,36 Millionen US-Dollar.
KI als Schutzschild
Die KI mag zwar Risiken bergen, bietet jedoch zugleich auch die vielversprechendsten Lösungen für die Cybersicherheit unserer Zeit. Es gibt bereits mehrere KI-gestützte Technologien, die die Cyberverteidigung neu gestalten. Hierbei nennen die Experten von UBS Asset Management folgende Aspekte:
- Vorfallsreaktion: Die KI kann Gefahren erkennen und mindern, was eine schnellere Erkennung, autonome Reaktionen, dynamisches Lernen und effizientes Warnungsmanagement ermöglicht.
- Erkennung von Anomalien und Verteidigung von Zero-Day-Angriffen: Durch die kontinuierliche Analyse des Traffics im Netzwerk und der Verhaltensweisen kann die KI Abweichungen von historischen Mustern identifizieren und Gefahren noch vor ihrer Eskalation erkennen.
- Echtzeiterkennung von Cyberangriffen: KI-betriebene Systeme können die Erkennungsmethoden auf dynamische Weise anpassen, wodurch es für die Gefahren schwieriger wird, unerkannt zu bleiben.
- KI-basierte SOAR (Security Orchestration, Automation and Response): Diese Plattformen rationalisieren den Umgang mit Vorfällen, indem beschädigte Systeme isoliert und die IT-Sicherheitsteams umgehend informiert werden, was den Schaden mindert und tieferes Eindringen verhindert.
Cybersicherheit als Anlagethema
„Das Wettrüsten in der Cybersicherheit verschärft sich. Da die Digitalisierung zunimmt, ist die Verbesserung der Resilienz von kritischen IT-Sicherheitsinfrastrukturen zu einer dringenden Priorität geworden“, so Kolb. Somit würden attraktive Anlagechancen entstehen, vor allem bei führenden Unternehmen der Cybersicherheit, die Fähigkeiten im Bereich der generativen KI in ihr Dienstleistungsangebot integrieren.
„Unserer Ansicht nach gibt es weltweit etwas mehr als 30 börsennotierte Firmen, die wir als ‚Pure Player‘ bezeichnen, das heißt Firmen, welche mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes im Bereich IT Sicherheit generieren. Die meisten Firmen stammen entweder aus den USA oder Israel“, erklärt Kolb. Da jedoch Investments in einzelne Unternehmen relativ riskant sind, bietet sich ein entsprechender Themen-ETF an. Hierzu ein Investitionsbeispiel: