Ist die chinesische KI Deepseek eine Gefahr für die US-Tech-Sparte?
Das KI-Programm Deepseek ließ im Januar die großen Player aufhorchen. Sind die Chinesen eine Gefahr für die US-Platzhirsche?
Wenn es ein neues KI-Programm in die Fernsehnachrichten schafft, muss mehr dahinter stecken. Ende Januar lautete die Meldung: Deepseek aus China verbraucht weniger Strom und liefert ähnliche Ergebnisse wie das bekannte ChatGPT. „Deepseek und Mistral AI haben für ihre stark reduzierten Kosten erhebliche Medienaufmerksamkeit erhalten, aber auch andere weniger bekannte Namen wie Qwen 2.5 des chinesischen Unternehmens Alibaba und das kanadische Unternehmen Cohere könnten für Furore sorgen“, sagt Kevin Thozet, Mitglied des Investment Committee bei Carmignac. Eine kurze Einordnung der jüngsten Entwicklungen.
Ist Deepseek nun eine Gefahr für die US-KI-Riesen?
Für Nutzer ist es positiv, dass durch neue Unternehmen der Kostendruck in der KI-Branche steigt. „Doch selbst für die etablierten Unternehmen ist die Disruption eine gute Nachricht“, meint Thozet. Denn der Kostenrückgang bei der Entwicklung neuer KI-Modelle könnte eine stärkere Verbreitung bewirken, was wiederum höhere Produktivitätsgewinne durch KI zur Folge haben könnte. Betrachtet man nun, dass nach Zahlen von Carmignac bisher nur 25 bis 35 Prozent der Unternehmen KI-Anwendungen einsetzen, dürfte das Wachstumspotenzial im Falle sinkender Preise erheblich sein. Auf der anderen Seite werde durch diese mögliche Demokratisierung der KI künftig eine robuste Nachfrage nach Rechenleistung sichergestellt, was neuen Wettbewerbern ebenso zugutekommen werde wie den etablierten Playern.
Die Ausgangsfrage lässt sich damit beantworten: Gegenwärtig rechnen Experten nicht damit, dass durch Deepseek die US-Tech-Sparte ins Wanken gerät. Als breit streuender Anleger kann es dir ohnehin zweitrangig sein, welche Unternehmen im KI-Rennen die Sieger sein werden. Anders sieht es möglicherweise für dich in der Eigenschaft des Verbrauchers aus. Diesen Aspekt beleuchten wir nachfolgend.
Datenschutz- und Sicherheitsbedenken bei Deepseek
Bisher gibt es in Deutschland keine rechtliche Einschränkung für die Nutzung von Deepseek. Die IT-Experten der Arag-Versicherung weisen allerdings auf bedenkliche Datenschutzpraktiken des Unternehmens hin. Ein zentrales Problem sehen die Fachleute in der Datenspeicherung auf Servern in China. Dass diese Daten nach chinesischem Recht an staatliche Stellen weitergegeben werden dürfen, stelle einen Verstoß gegen europäische Datenschutzgesetze dar.
Auch die Erfassung von Nutzereingaben, bei der laut Arag-IT-Experten nicht nur Texte, sondern auch Tastatureingabemuster protokolliert werden, sei bedenklich. Denn mit diesen individuellen Tippmustern ist eine genaue Identifizierung von Nutzern und Nutzerprofilen möglich. Während bereits Datenschutzbehörden in Italien, Taiwan, Australien und Südkorea gegen Deepseek vorgegangen sind und die App teilweise aus den App-Stores entfernt haben, überprüfe in Deutschland das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), ob die App gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union verstößt.
Zudem befürchten Datenschützer eine potenzielle Gefahr für die Privatsphäre, weil Daten sogar mitgelesen werden könnten, bevor sie abgeschickt werden. Darüber hinaus könnte der chinesische Chatbot für Spionagezwecke missbraucht oder zum Werkzeug für Cyberkriminelle werden, indem Nutzerdaten zentralisiert und analysiert werden.
Fazit: Deepseek ist keine Gefahr für die US-Tech-Sparte
Die US-Tech-Sparte kann von neuen KI-Anbietern wie Deepseek sogar profitieren. Denn Kostensenkungen machen die gesamte Branche attraktiver und beschleunigen eine Etablierung von KI im alltäglichen Leben. Die jüngst deutlichen Rücksetzer an der Börse zeigen jedoch einmal mehr, dass du nicht ausschließlich auf verheißungsvolle Anlagethemen wie KI setzen solltest. Nichts geht über eine breite Streuung. Erfahre also alles über das Investieren in Welt-ETFs.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.