Sutor Bank: Häufiges Umschichten zahlt sich nicht aus
Langfristig orientierte Anleger stellen sich häufig die Frage, ob sie der Börsenweisheit „Kaufen und schlafen legen“ folgen oder nicht doch auf bestimmte Kauf- und Verkaufssignale achten sollten, um eine bessere Rendite zu erzielen. Die in Hamburg ansässige Sutor Bank weist am Beispiel des Deutschen Aktienindex (DAX) in einer aktuellen Analyse nach, dass selbst bei einer strikten Beachtung von Kauf- und Verkaufssignalen, wie dies in der technischen Analyse der Fall ist, keine Mehrrendite gegenüber dem Index erzielt wird. Der wesentliche Grund dafür sind die Kosten.
- Sutor Bank vergleicht Entwicklung des DAX mit charttechnischem Portfolio, das Kauf- und Verkaufssignale anhand der 200-Tage-Linie konsequent umsetzt.
- Handels- und Depotkosten schmälern die Rendite deutlich.
- Anleger sollten langfristig investiert bleiben und weniger auf die „richtigen“ Kauf- und Verkaufszeitpunkte achten.
DAX vs. charttechnisches Depot: wer gewinnt?
Die Charttechnik ist ein etabliertes analytisches Instrument, um Kauf- und Verkaufssignale möglichst konkret zu identifizieren. Die sogenannte 200-Tage-Linie wird von vielen Experten benutzt, um den DAX oder andere Indizes zu schlagen. Bezogen auf den DAX besagt die Regel: Durchbricht der DAX die 200-Tage-Linie – die aus dem Mittelwert der Schlusskurse der vergangenen 200 Tage gebildet wird – nach oben, ist dies ein Kaufsignal. Durchbricht der DAX die 200-Tage-Linie nach unten, dann heißt es verkaufen.
„Wir haben dem DAX ein Modell-Portfolio gegenübergestellt, das die 200-Tage-Regel für den DAX konsequent anwenden würde und beide über einen Zeitraum von 28 Jahren verglichen – also seit Auflegung des DAX“, erklärt Lutz Neumann, Leiter der Vermögensberatung der Sutor Bank. Dabei gab es von 1988 bis heute mit mehr als 7.000 Börsentagen nur 68 Kauf- und 68 Verkaufssignale. Das Ergebnis: Das charttechnische Depot, das alle Kauf- und Verkaufssignale über den Zeitraum der letzten 28 Jahre strikt ausgeführt hätte, käme ohne jegliche Kosten zwar auf eine jährliche Rendite von 8,61 Prozent pro Jahr – gegenüber einer DAX-Rendite von 8,18 Prozent pro Jahr. „Doch ein Portfolio ohne Kosten ist eine Utopie – nicht nur angesichts von Handels- und Depotkosten, sondern auch aus steuerlichen Gründen“, sagt Lutz Neumann.
Charttechnisches Depot mit 1% Kosten schafft weniger als die Hälfte der DAX-Performance
Nimmt man eine Kostenquote von 1 Prozent für ein Depot an, wie es bei Filialbanken üblich ist, hinkt das charttechnische Depot der DAX-Performance um fast 60 Prozent hinterher. Gegenüber 8,18 Prozent pro Jahr beim DAX erreicht das Modell-Portfolio lediglich 3,38 Prozent pro Jahr. Selbst bei einer Kostenquote von 0,5 Prozent liegt das Portfolio mit 5,97 Prozent pro Jahr deutlich hinter dem DAX, bei lediglich 0,1 Prozent Kosten ist es mit 8,08 Prozent pro Jahr ebenfalls noch knapp schlechter als der DAX.
„Wer aktiv handelt, muss mit hohen Kosten rechnen. Handels- und Depotkosten sind wesentliche Faktoren, die die Rendite deutlich schmälern“, sagt Lutz Neumann. „Der Kostenblock beschränkt sich jedoch nicht nur auf Handels- und Depotkosten. Jeder Gewinn wird zusätzlich geschmälert – um die Abgaben für Abgeltungsteuer, Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.“
Quelle: Sutor Bank
Langfristig ausgewogenes Portfolio statt „richtige“ Kauf- und Verkaufszeitpunkte
„Anlegern bringt der Versuch nichts, selbst mit ausgefeilten analytischen Methoden einen Index zu schlagen“, sagt Neumann. Anstatt sich auf die „richtigen“ Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu konzentrieren, sollten Anleger auf ein langfristig ausgewogenes Portfolio setzen. Indexfonds seien nach Ansicht von Lutz Neumann dafür gut geeignet.
„Blickt man auf die Charttechnik, gab es in der Nachbetrachtung nur ein einziges Mal ein wirklich gutes Verkaufssignal“, erklärt Neumann. In der ungewöhnlich langen Baisse von März 2000 bis März 2003 wäre nach Meinung von Lutz Neumann ein konsequentes Verkaufen richtig gewesen. Während dieser Periode gab es eine Vielzahl von isolierten Ereignissen wie das Platzen der Tech-Blase, den 11. September 2001 oder die Pleite von Enron. Ansonsten gab es in dem Betrachtungszeitraum von 28 Jahren vor allem viele kurz aufeinanderfolgende Kauf- und Verkaufssignale, an die sich keine länger anhaltenden Baisse-Phasen anschlossen.