10. Oktober 2016
Vermögensverwaltung für Siemens-Mitarbeiter Scalable Capital Erik Podzuweit

Scalable Capital: Unsere Kunden haben ein hohes Bildungsniveau

Ende September traf die Redaktion des EXtra-Magazins, am Rande der Multi Asset Konferenz des ETF-Anbieters Source, Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Scalable Capital aus München und sprach mit Ihm über seine Erfahrungen seit Start der Online-Vermögensverwaltung vor einem Jahr.

Sie sind rund einem Jahr sind Sie mit Ihrem Angebot am Markt aktiv. Welche Key-Learnings können Sie uns dazu mitteilen?

Unser wichtigstes Learning und mein größter Ratschlag für Unternehmer: wisse, wer Deine Kunden sind und entwickele Deinen Service für diese. Unsere Hypothese war von Anfang an, dass es für smarte Anleger derzeit keine guten Anlagemöglichkeiten gibt. Die Bankberatung ist faktisch ein Produktverkauf, selber Handeln kostet zu viel Zeit und Nerven. Die Lösung: eine online ETF-Vermögensverwaltung, die durch den Einsatz von Technologie kosten-effizient ist und losgelöst von Emotionen agiert.

Gerade Anleger, die sich bereits mit Geldanlage auskennen fragen sich, welchen Mehrwert ein Robo-Advisor bietet. Wie würden sie diesem entgegnen?

Wir machen eine ganz andere Erfahrung. Gerade bei den Anlegern, die sich sehr gut mit Geldanlage auskennen, müssen wir wenig Überzeugungsarbeit leisten. Die verstehen den Mehrwert unseres Angebots sofort. Wir suchen vollkommen unabhängig die besten ETFs für sie aus und verwalten das ETF-Portfolio vollständig für sie. Kurzum: Wir bieten eine professionelle Vermögensverwaltung für Privatanleger. Dabei senken wir die Kosten durch eine konsequente Automatisierung und den Einsatz passiver erheblich.

Gleichzeitig gilt natürlich, dass Robo-Advisor nicht gleich Robo-Advisor ist. Deshalb unterscheiden sich die derzeitigen Angebote erheblich in Servicetiefe, Innovationsgrad und Kostenstruktur. Einen echten Mehrwert bieten in meinen Augen nur Anbieter, die als regulierter Finanzdienstleister agieren, die das Geld ihrer Kunden also eigenständig verwalten dürfen.

So nehmen wir unseren Klienten die Geldanlage komplett und in deren Sinne ab. Dazu nutzen wir eine eigens entwickelte Risikomanagement-Technologie, die die Portfolios unserer Anleger permanent überwacht und dafür sorgt, dass die individuell bei Kontoeröffnung festgelegte Risikokategorie eingehalten wird. Unsere Klienten wissen also zu jedem Zeitpunkt, welches Risiko ihr Portfolio hat, statt nur zu mutmaßen was Bezeichnungen wie „moderat“ oder „chancenorientiert“ bedeuten. Ein solcher Service stand bislang nur Anlegern mit einem Vermögen von über einer Million Euro zur Verfügung.

Welche Kunden nutzen eigentlich Ihr Angebot? Können Sie uns hier einen Einblick geben?

Unser Kundenspektrum ist ziemlich bunt und spiegelt letztlich alle Alters- und Vermögens-klassen wieder. Der größte gemeinsame Nenner ist das hohe Ausbildungsniveau – mehr als 90 Prozent unserer Kunden haben einen Universitätsabschluss. Unser Service begeistert sowohl junge Software-Ingenieure, die ihre ersten gesparten 10.000 Euro bei uns anlegen, als auch Banker im Ruhestand, die siebenstellige Beträge investieren.

Im Grunde begeistern wir Menschen von unserer Dienstleistung, die sich von ihrem Bankberater keine überteuerten Vertriebsprodukte mehr verkaufen lassen wollen und die zu beschäftigt sind, um sich selbst um Ihre Geldanlage zu kümmern.

Welche Entwicklungen sehen Sie für die Robo-Advisor-Industrie in Deutschland? Werden sich die Angebote weiterentwickeln, und wenn ja wohin?

In Deutschland steht die Entwicklung noch ganz am Anfang. Wir rechnen aber auch hier mit einer ähnlichen Wachstumsdynamik und einem vergleichbaren Potential wie in den USA. Dort sammelte Betterment im ersten Jahr zehn Millionen Dollar ein, bis zur ersten Milliarde hat es vier Jahre gedauert. Danach ging’s richtig schnell: Von der ersten bis zur fünften Milliarde vergingen nur noch 18 Monate.

In zehn Jahren wird auch jeder deutsche Privatanleger eine Form von Robo-Adivse nutzen. Bis dahin wird sich das Produktangebot deutlich weiterentwickeln. Zum einen werden sich nur Anbieter durchsetzen, die von der BaFin reguliert sind. Anlagevermittler nach §34f Gewerbeordnung, die Kundengelder lediglich an Drittfonds vermitteln werden es schwer haben. Hier fehlt der echte Mehrwert für den Kunden.

Banken haben Kunden, aber oft schlechte Technik. Start-Ups genau das Gegenteil. Wie kommt man als unbekanntes Unternehmen an Kunden? Welche Erfahrungen haben Sie hier bisher gemacht?

Das Fundament ist eine Dienstleistung mit einem echten Mehrwert für den Kunden. Der Privatanleger hatte bisher keinen Zugang zu einer fairen, kosteneffizienten und professionellen Vermögensverwaltung. Gleichzeitig wissen sie, dass ihr Bankberater provisionsgetrieben handelt und aktive Fondsmanager horrende Gebühren verlangen. Zudem steigen das generelle Verständnis für und die Affinität zu technologiebasierten Lösungen. Wir bedienen also eine echte Nachfrage und treffen den Nerv der Zeit.

Und dann geht es natürlich darum, sein Produkt glaubwürdig an die richtige Zielgruppe zu bewerben. Hier geht es vor allem um Vertrauen. Deshalb investieren wir sehr viel Zeit in eine informative Website mit einem Blog mit alle Themen rund um die Geldanlage und Risikomanagement. Außerdem legen wir sehr viel Wert auf Transparenz. Zusätzlich bieten wir Informationsveranstaltungen und Webinare an, schalten Radio- und TV-Werbung und nutzen Medien, um über uns und unsere Dienstleistung zu sprechen.

Die beste Werbung aber bleibt die Empfehlung unserer Klienten.