Scalable Capital: "Unser Algorithmus hat früh umgeschichtet"
Die Online-Vermögensverwaltung Scalable Capital zählt zu den führenden Robo-Advisor-Anbietern in Europa. Das Unternehmen ist mit seinem Angebot in Deutschland, UK und Österreich aktiv. Im Gespräch mit Erik Podzuweit blicken wir auf die Marktchangen in Europa und wie sich die durch einen Algorithmus gesteuerten Anlagestrategien im Zuge des Brexit-Votums geschlagen haben.
Scalable Capital ist neben Deutschland und UK nun auch in Österreich aktiv. Welche Chancen sehen Sie bei dieser Expansion? Gibt es in diesen Märkten bereits einen Markt für Robo-Advisor?
Wir wollen der führende automatisierte Investment Manager in Europa werden. Dafür ist der britische Märkte extrem wichtig. Schließlich handelt es sich um den größten Markt für Finanzdienstleistungen in Europa. Außerdem haben Briten traditionell weniger Berührungsängste mit dem Kapitalmarkt. Hinzu kommt, dass jeder Brite über 56 seit April 2015 selbst über seine Ansprüche aus privaten Pensionstöpfen verfügen kann. Das sind riesige Summen, die derzeit neu angelegt werden.
Da müssen wir in Deutschland und Österreich etwas mehr Aufklärungsarbeit leisten. Deutsche wie Österreicher sparen zwar vergleichsweise viel, sie sparen aber falsch. Das führt in beiden Ländern zu massiven Vermögensdefiziten. Das wollen wir mit unserem Service ändern. In Österreich sind wir der bislang einzige echte digitale Vermögensverwalter, d.h. der erste Anbieter mit offizieller Erlaubnis der BaFin, der Kundengelder tatsächlich selbst verwalten darf. Deshalb sehen wir auch hier großes Potential.
Können Sie bereits Unterschiede bei den Kundengruppen z.B. in UK und Deutschland feststellen?
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht valide beurteilen. In Deutschland sind wir seit einem halben Jahr aktiv. In Großbritannien haben wir gerade die Vorbereitungsphase abgeschlossen, in der wir nach und nach Klienten von der Warteliste auf unsere Plattform gehoben haben.
Im April haben Sie eine Kooperation mit der KSW Vermögenverwaltung angekündigt. Wie ist diese angelaufen, welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht und sind noch weitere Partnerschaften in Planung?
Die Kooperation läuft sehr gut an. Letztlich stellen sich genau die Synergieeffekte ein, die sich beide Seiten erhofft haben. Insbesondere die Kinder der KSW-Klienten sind offen für eine unkomplizierte Möglichkeit zum Vermögensaufbau. Dafür kann ihnen die KSW mit unserem Service eine kosteneffiziente und professionelle Lösung bieten. Es gibt auch weiteres Interesse von etablierten Vermögensverwaltern aber noch keine spruchreifen Ergebnisse.
Sie stellen bei Ihrer Anlagestrategie den Algorithmus Ihres Risikomanagements in den Vordergrund. Wie haben sich die Strategien während der Turbulenzen um das Brexit-Votum geschlagen?
Der Tag nach dem Brexit-Votum war ein Paradebeispiel dafür, dass ein professionelles Risikomanagement die erfolgversprechendste Anlagestrategie für einen langfristigen Vermögensaufbau ist.
Unser Algorithmus hatte die Kundengelder aufgrund der hohen Volatilität an den Aktienmärkten rechtzeitig in „weniger riskante“ ETFs umgeschichtet. Insgesamt waren die Portfolios vor dem Referendum global sehr breit gestreut und hatten eine starke Gewichtung in Staats- und Unternehmensanleihen. Selbst in den riskantesten Portfolios lag die Aktienquote am 24. Juni bei nur rund 40 Prozent, in den mittleren Risikoklassen sogar nur bei 25 Prozent. Und während die Aktien-ETFs an dem Tag ins Minus schlossen, haben sich die anderen ETFs kaum bewegt oder lagen sogar im Plus. Viele Kunden waren mit der Performance so zufrieden, dass sie ihr Portfolio nochmal aufgestockt haben.
Welche wichtigen Meilensteine haben Sie sich für das zweite Halbjahr vorgenommen?
Der wichtigste Meilenstein ist der vollständige Marktstart in Großbritannien. Dieser steht kurz bevor. Außerdem arbeiten wir mit Hochdruck an einigen Produkterweiterungen. Bis Endes des Jahres wollen wir Kinder-, Gemeinschafts- und Mehrfachkonten im Angebot haben. Dann können unsere Klienten auch Konten für ihre Kinder oder mehrere Konten mit unterschiedlichen Risikokategorien anlegen.
Details über den Anbieter finden Sie auf der Scalable Capital Themenseite. Interessant ist auch das Interview „20 Fragen an Robo-Advisor Scalable Capital„. Hier gibt es zudem eine umfassende Aufstellung der in Deutschland aktiven Robo-Advisor.