Rezession und Inflation: Der Burggraben für dein Depot
Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Gerade in dieser Zeit kommt es auf stabile Unternehmen an. Wie wäre es also mit einem Burggraben-ETF?
Wirtschaftsflaute, Inflation, Energie-Abhängigkeit, und aus dem Risiko Krieg ist das Risiko Kriege geworden. Jüngst bestätigte der Internationale Währungsfonds (IWF): Deutschland wird in diesem Jahr das einzige große Industrieland sein, das nicht wächst. Und auch im nächsten Jahr geht es nur langsam aufwärts, zu langsam. Die Energie-Abhängigkeit und die immer noch hohe Inflation machen unserer Volkswirtschaft mehr zu schaffen als anderen. Und so senkte der IWF die Wirtschaftsprognose einmal mehr.
Risiken, wohin man schaut – Burggraben kann schützen
Globale Risiken – auch ein möglicherweise eskalierender Konflikt in Israel – verschärfen die Lage weiter. Der IWF sieht Deutschland deshalb in diesem Jahr noch tiefer in der Rezession als bisher gedacht: Und da sind mögliche Auswirkungen des Israel-Konflikts noch gar nicht eingerechnet. Aktuell sehen Volkswirte die Folgen dessen, was in Israel passiert, für die deutsche Wirtschaft als überschaubar an: Nur 0,4 Prozent der Exporte gehen nach Israel. Nur halb so viel wird von dort nach Deutschland importiert. Wenn aber die Ölpreise durch den Konflikt weiter steigen, dann wird das weitere wirtschaftliche Folgen haben.
Das ist derzeit nicht absehbar: Die wichtigen Ölproduzenten im Nahen Osten wie der Iran sind in den Konflikt bis dato nicht involviert. Der Iran fördert nach wie vor Öl, ohne Unterbrechung. Sein Output beträgt drei Millionen Barrel pro Tag. Das sind rund drei Prozent dessen, was die Welt täglich an Schmierstoff der Wirtschaft braucht. Eigentlich sanktionieren die USA seit 2018 den Iran, doch die Kontrollen sind lax. Vor allem angesichts der ohnehin teuren Ölpreise haben die USA auf allzu harte Umsetzungen der Sanktionen verzichtet; der Iran fördert so viel Öl wie zuletzt vor fünf Jahren. Auf der anderen Seite liefern Saudi-Arabien und Russland derzeit weniger als gewöhnlich.
Die Folgen sind weltweit spürbar: Seit dem Sommer ist Öl 30 Prozent teurer geworden. Und das hat auch Spuren am Aktienmarkt hinterlassen: Das Allzeithoch des Dax von 16.470 Punkten vom Sommer ist Geschichte. Aktien sind erheblich günstiger geworden, die Konkurrenz der Anleihen hingegen stärker.
Stark, tragfähig, unique
Unternehmen mit starken, langfristig tragfähigen Geschäftsmodellen leiden unter all den schwierigen Rahmenbedingungen weniger. Sogenannte Burggraben-Aktien. Das sind Unternehmen mit einem langfristigen Wettbewerbsvorteil. Mit Geschäftsmodellen, die nicht einfach kopiert werden können. Und es Unternehmen ermöglicht, konstant besser abzuschneiden als der Wettbewerb. Kurz: Es sind Unternehmen hinter dem Burggraben. Ein Begriff, den der Investor Warren Buffett 1999 geprägt hat. Sein Credo: Je tiefer und breiter dieser Graben, desto optimaler die Wettbewerbsposition. Doch wie findet man solche Burggraben-Aktien?
Tipp: Hier erfährst du mehr über das Investieren in Burggraben-ETFs. |
Im Pharma-Sektor sind das Unternehmen mit vielen, mit seltenen Patenten und entsprechend margenstarken Produkten. Bei Lebensmitteln, Sport, Lifestyle sind es Unternehmen, die auch ein Lebensgefühl transportieren und auf die Kundengewohnheiten schnell und innovativ mit neuen Produkten reagieren. Im Luxus-Geschäft sind es die mit einer besonderen Markstellung, mit noch begehrteren Marken als die Konkurrenz hat. Oder es sind Produkte, die man nicht so ohne Weiteres wechseln kann, weil das hohe Folgekosten produziert oder weil es ganze Produkt-Familien sind, die miteinander verknüpft sind – etwa im Elektronik-Bereich. Oder es sind Vorreiter, die mit disruptiven Produkten an den Markt gehen und ihre Vormachtstellung mit immer neuen Innovationen halten oder gar ausbauen. Oder aber Unternehmen mit Quasi-Monopolen.
Achtung, Klumpenrisiko
Das heißt aber auch: Ganz einfach zu finden sind solche Unternehmen bzw. Aktien nicht. Mit ETFs lässt sich in solche Unternehmen investieren, lassen sich die Vorteile in einem einzigen Produkt ins Depot holen. Allerdings gilt es zu bedenken: Es gibt wenige Burggraben-ETFs. Und die, die es gibt, sind anderen Indizes sehr ähnlich. Es gibt also ein Klumpenrisiko. Das heißt, wer hier investiert, hat diese Titel bereits längst über einen anderen ETF im Depot. Tipp: Erfahren mehr zum Thema Klumpenrisiko.
Beispiel: VanEck Morningstar Global Wide Moat UCITS ETF (WKN: A2P6EP).
Er investiert hauptsächlich in den USA (55 Prozent) und in Technologiewerte (knapp 20 Prozent). Damit sind Überschneidungen mit dem MSCI World oder dem S&P 500 vorprogrammiert. Darüber hinaus ist er mit 61,4 Millionen Euro Fondsvolumen relativ klein und mit 0,52 Prozent Gesamtkosten auch teurer als ein klassischer MSCI-World-ETF. Immerhin – im Schnitt hat er seit Auflage 7,4 Prozent Performance pro Jahr erzielt.
Der VanEck Morningstar US Sustainable Wide Moat UCITS ETF (WKN: A12CCN), sieht da schon anders aus: Fast 500 Millionen Euro groß, ist er schon deutlich liquider. Mit 0,49 Prozent auch etwas günstiger. Doch die Allokation mit 98 Prozent USA deckt eben auch einen großen Teil des US-Marktes ab, genau wie andere Indizes. Nach Einschätzung von Morningstar sollen die enthaltenen Unternehmen die nächsten zwanzig Jahre Bestand haben. Seine Performance: 12,7 Prozent pro Jahr.
Fazit: Burggraben-Aktien sind eine sinnvolle Idee, um das Depot zu stärken und zu stabilisieren. Die Frage ist jedoch, ob ein heutiger Wettbewerbsvorteil, eine heutige Stärke auch noch morgen Bestand hat. Solche Aktien zu finden ist nicht einfach, aber ETFs gibt es einfach (zu) wenig Auswahl. Außerdem sind die in Deutschland zugelassenen so zusammengesetzt, dass das Klumpenrisiko im Depot steigt.