25. Juli 2022
Revolution der Finanzindustrie: Jetzt greifen die BigTechs an

Revolution der Finanzindustrie: Jetzt greifen die BigTechs an

BigTechs wie Apple und Alphabet haben neue Geschäftsfelder entdeckt, die noch bis vor wenigen Jahren traditionellen Banken vorbehalten waren. In Windeseile krempeln sie die Finanzindustrie um. Wie geht’s weiter?

Banken gelten als Auslaufmodell. Immer größere Teile der Wertschöpfungskette wurden in den vergangenen Jahren von kleinen, schnellen FinTechs übernommen. Während einige davon diese wieder vom Markt verschwunden sind, sind die Banken immer noch da. Selbst die vorhergesagte große Konsolidierungswelle ist ausgeblieben. Die FinTechs haben die Finanzindustrie nicht umgekrempelt. Sie werden es auch nicht mehr. Denn jetzt kommt der Angriff der BigTechs.

Direkter Draht zum Kunden

Apple, Amazon, Meta Platforms und Alphabet stehen nicht mehr länger nur in den Startlöchern. Sie sind losgelaufen und haben erste Schritte auf dem Feld der Finanzdienstleistungen hinter sich gebracht. Bezahlsysteme wie Apple Pay, Amazon Pay oder Google Pay leben davon, dass ihre Mutterunternehmen den direkten Draht zu Kundinnen und Kunden haben.

Sie wickeln die Zahlung ab und es ist ihnen egal, welche Kreditkarte oder welches Konto im Hintergrund belastet wird. BigTech ist der Gatekeeper zwischen der Welt der Waren und Dienstleistungen und den Finanzen. Diese Stellung werden sie stärken und ausbauen.

Banken rücken immer weiter an den Rand

Nach der Kreditkarte, die noch in Zusammenarbeit mit einer „echten“ Bank ausgegeben wurde, bietet Apple jetzt Ratenkaufkredite für seine Produkte an. „Buy now pay later“ heißt das Geschäftsmodell. Apple wird sich hier einen nennenswerten Anteil sichern. Irgendwann wird das Unternehmen nicht nur die eigenen Produkte auf Kredit anbieten, sondern weiter in den Markt eintreten. So wie Apple, Amazon oder Alphabet ihre Payment-Systeme bereits auf Hunderttausenden Webshops etabliert hat, werden die Kreditangebote der BigTechs wachsen.

Die etablierten Banken werden hier Marktanteile verlieren. Da das nicht die margenstärksten Geschäfte sind, wird es ihnen nicht schwerfallen, dieses Geschäft als Masse ohne Klasse abzuqualifizieren. Was sie vergessen: Sie verlieren nicht nur Marktanteile, sondern Kunden. Zumal es schwer ist, jemanden aus einer intuitiv funktionierenden Markten- und Servicewelt wie der von Apple wieder herauszulösen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Apple & Co. den Banken weitere Kunden abnehmen und diesen noch mehr Produkte anbieten.

Banken müssen umdenken

Produkte, die zu den Kernkompetenzen der Traditionsinstitute des Finanzwesens gehören, bis hin zum klassischen Immobilienkredit. Diese Zukunft könnte die Banken schneller ereilen, als die sich das wünschen. Gerade als sie ihre Bilanzen dank hilfreicher Notenbankpolitik etwas in Ordnung bringen konnten, droht also neue Gefahr. Der Ausweg?

Die Banken müssen die digitale Welt endlich verstehen. Sie müssen die Wünsche der Kunden begreifen, vorausdenken und Systeme anbieten, die nicht nur funktionieren, sondern Spaß machen. Das ist kein echtes Bankgeschäft, aber genau das Bankgeschäft, das Kundinnen und Kunden wollen. Denn ohne Kunden lässt sich nur sehr schwer Geschäft machen.

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Über den Autor: Uwe Zimmer

Uwe Zimmer ist Finanzexperte aus Köln