Industriegasriese Linde will weg von der Frankfurter Börse
Der deutsch-amerikanische Industriegaskonzern Linde ist das wertvollste Mitglied des deutschen Leitindex DAX. Jetzt kündigt er Pläne zum Rückzug von der Frankfurter Börse an.
In Zukunft sollen die Aktien des Münchner Unternehmens nur noch an der Wall Street gehandelt werden können. Als Grund nennt Vorstandschef Sanjiv Lamba, die doppelte Notierung an beiden Börsen habe negativen Einfluss auf die Bewertung.
Deutsches Schwergewicht
Zwar ist die Linde AG 2018 mit dem amerikanischen Konkurrenten Praxair fusioniert, dennoch gilt der Industriegaskonzern als eines der wertvollsten Unternehmen Deutschlands und ist mit einem Börsenwert von 145 Milliarden Euro die Nummer eins im DAX, vor SAP und der Deutschen Telekom.
„Wir sind sehr stolz auf unsere reiche Geschichte und starke Präsenz rund um die Welt, einschließlich unserer Herkunft aus Deutschland“ kommentiert Sanjiv Lamba die Entscheidung. Aufgrund von Beschränkungen in Europa sei die Kursentwicklung wegen der Doppel-Listung gebremst.
Der DAX hat eine Kappungsgrenze von 10 Prozent für jeden Wert, eine Erhöhung dessen wurde von Investoren im Juni abgelehnt. Entwickelt sich eine Aktie besser als der DAX, müssen Fonds, welche den Index abbilden, Linde-Aktien verkaufen. Für amerikanische Indizes wie den S&P 500 sind solche Maximalwerte unüblich, sie spielen nur in Europa eine Rolle.
Mitarbeiter bleiben
Eine finale Entscheidung steht aber noch aus – die Aktionäre sollen das letzte Wort haben und bis Mitte Februar 2023 über die Pläne abstimmen. Gibt es mehr als 75 Prozent Ja-Stimmen, so können die Pläne zum Rückzug aus Frankfurt im März umgesetzt werden. Werden die Pläne konkret, würde eine neue Holdinggesellschaft gegründet. Aktionärinnen und Aktionäre würden dann für jede Linde plc Aktie eine Aktie dieser Holdinggesellschaft erhalten, die an der Börse in New York notiert werden solle. Der Konzern solle im Anschluss in Linde umgetauft werden.
Außerdem, so Lamba, werde der Rückzug keine Auswirkungen auf die Organisationsstruktur, Mitarbeiter, Kunden oder die Präsenz von Linde in Deutschland haben.
Zunächst zeigten sich Investoren mäßig begeistert – an der New Yorker Börse verlor die Aktie am Montag 3,5 Prozent, gestern in Frankfurt fiel sie um fünf Prozent.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.