Frauen holen bei der Geldanlage auf
Was das Investieren betrifft, sichern sich die Männer weiterhin Platz eins: Verschiedene Studien belegen, dass deutlich weniger Frauen am Aktienmarkt aktiv sind. Die „Aktion pro Aktie“, eine gemeinsame Initiative von Comdirect, Consorsbank, Flatex Degiro und ING, hat dies bestätigt. Ihre Studie „Aktienkultur in Deutschland“ zeigt aber auch: Die Frauen holen auf.
Im Juli und August 2022 befragte das Marktforschungsinstitut Toluna im Auftrag von „Aktion pro Aktie“ 2.000 Deutsche ab 18 Jahren. Online gaben sie Auskunft zu ihren Geldanlagen, ihrem Wissen und ihrer Meinung zu Aktien. Die Resultate zeigen nicht nur eine Diskrepanz beim Anlageverhalten der unterschiedlichen Geschlechter, sondern auch, dass Sparen bei den Deutschen noch immer beliebter ist als Investieren. Den ersten Platz der Top-Ten-Geldanlageprodukte belegt das Girokonto mit 69 Prozent, gefolgt vom Sparbuch und vom Tagesgeldkonto. Aktienfonds rangieren mit 18 Prozent im Mittelfeld, knapp vor Festgeld und privater Rentenversicherung. Einzelaktien bilden mit 15 Prozent das Schlusslicht bei den Top Ten der aktuell genutzten Geldanlageprodukte der Befragten.
Die Frauen folgen den Männern schnellen Schrittes
Immerhin: Etwas mehr als ein Drittel legt aktuell Geld in Aktien an. Hier lässt sich schon der erste Unterschied zwischen dem Anlageverhalten der Geschlechter ausmachen: Nur 29 Prozent der Frauen setzen auf Wertpapiere – ETFs und Wertpapiersparpläne zählen hier ebenso dazu. Im Gegensatz dazu sind es bei den Männern 43 Prozent. Ein Blick in die gleiche Studie aus dem Jahr 2020 zeigt: Damals waren es noch 25 Prozent bei den Frauen und 42 Prozent bei den Männern. Die Steigerung ist bei den Teilnehmerinnen also deutlich höher. Die aktuelle repräsentative Studie belegt außerdem, dass ein Viertel der Frauen 2020 oder 2021 erstmalig in Aktien investiert hat, bei den Männern war es nur ein Fünftel. Die Frauen holen demnach eindeutig auf und entdecken den Aktienmarkt für sich. Dabei setzen sie aktuell noch vermehrt auf Aktienfonds und Wertpapiersparpläne. Einzelaktien und ETFs sind eher beim männlichen Geschlecht beliebt.
Corona wirkte als Treiber bei Investments
Die Corona-Pandemie sorgte für einen Auftrieb in Sachen Investments – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Die Mehrheit der Männer gab an, dass die günstigen Einstiegskurse Grund für ihr erstmaliges Investieren oder das Aufstocken ihrer Wertpapiere waren. Die Frauen führten hauptsächlich die zusätzliche Zeit an, die ihnen zur Verfügung stand, um sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen.
Apropos informieren: Der Großteil der Frauen lässt sich von der Bank beraten (38 Prozent) oder informiert sich bei Freunden, der Familie oder Bekannten (29 Prozent). Fachzeitschriften, Blogs und Social Media spielen für Frauen beim Informieren zu Finanzthemen eine untergeordnete Rolle. Mit 45 Prozent schätzt knapp die Hälfte der befragten Teilnehmerinnen ihr Finanzwissen als sehr gut und eher gut ein; bei den Männern sind es 60 Prozent.
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Nachhaltig investieren ist vor allem für Frauen wichtig
Auch beim Thema Nachhaltigkeit gibt es Unterschiede. Anlegerinnen legen mehr Wert auf ESG-Aspekte, also Themen aus den Bereichen Umweltschutz, Soziales und Unternehmensführung. Für 61 Prozent passen nachhaltige Anlagen zu ihren Werten und Zielen, 60 Prozent bezeichnen sie als zukunftssicher. 38 Prozent der Studienteilnehmerinnen geben sogar an, dass ihnen Nachhaltigkeit beim Anlegen wichtiger ist als die Rendite. 42 Prozent wollen ihr bestehendes Portfolio nachhaltig ausrichten bzw. ihre Geldanlage ESG-konform umwandeln.
Anlegerinnen aus Deutschland international auf Platz 1
Dass noch immer mehr Männer als Frauen ihr Geld in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs investieren, zeigt sich auch außerhalb von Deutschland. J.P. Morgan Asset Management ließ Anfang 2021 4.000 Frauen aus zehn europäischen Ländern zu ihrer finanziellen Situation befragen. Dabei gaben nur 18 Prozent der 30- bis 60-Jährigen an, regelmäßig zu investieren. Bei den Männern sind es 29 Prozent. Dafür sind die befragten Teilnehmerinnen aus Deutschland und Österreich Spitzenreiterinnen bei der Wertpapieranlage: 71 Prozent von ihnen gaben an, am Investmentmarkt aktiv zu sein. In Frankreich und Großbritannien sind es dagegen nur 50 Prozent. Die weiteren Ergebnisse von J.P. Morgan ähneln denen der „Aktion pro Aktie“-Befragung: Nachhaltigkeit spielt für Frauen eine zentrale Rolle; alles in allem wünschen sie sich detaillierte Informationen zu Produkten und vor allem mehr Unterstützung beim Start am Kapitalmarkt.
Frühzeitige Informationen sind notwendig
Die einzelnen Ergebnisse der Studien zeigen deutlich, dass Frauen bei der Geldanlage in Wertpapieren aufholen. Das könnte sogar noch schneller gelingen, wenn sie sich besser informiert fühlen. Frauen wünschen detaillierte Informationen zu ihren Anlageprodukten und agieren womöglich deshalb zurückhaltender an der Börse. Wenn sich die Branche nun noch besser auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden einstellt, ist die nächste Generation von Frauen und Männern mit noch größerem Selbstverständnis an der Börse unterwegs.
Fazit
Immer noch ist Geldanlage eher ein männlich dominiertes Thema. Doch Frauen holen in großen Schritten auf. Ein wichtiger Aspekt ist die nötige Finanzbildung. Hierzu möchten wir mit unserem Magazin, unserem Anlegerportal extraETF sowie unserem ETF-Guide einen Beitrag leisten.