Dividenden – warum du lieber auf sie verzichten solltest!
ETF-Anleger können bequem auf Dividendentitel setzen. Hierzu bieten sich ausschüttende oder sogar auf Dividenden spezialisierte Produkte an. Ob das sinnvoll ist, ist nicht so ganz leicht zu sagen, hier scheiden sich die Geister.
Viele Anleger wünschen sich von ihrer Investition regelmäßige Erträge. Entweder möchten sie davon leben, sich ein Zubrot verschaffen oder einfach schon erste Früchte ihrer Geldanlage ernten. Anderen erscheinen Dividendentitel gerade in Zeiten geringer Zinsen von Bankprodukten attraktiv.
„Im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld mit geringen Anleiherenditen und Nullzinsen auf dem Sparbuch sind Anleger auf der Suche nach regelmäßigen Einnahmen“, erklärt Martijn Rozemuller, Geschäftsführer bei Vaneck Europa. „Gewinnausschüttungen von Dividendenaktien sind hierzu eine gute Möglichkeit. Um von verlässlichen Ausschüttungen profitieren zu können, ist sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Investoren wichtig, über verschiedene Regionen und Sektoren gestreut in solche Unternehmen zu investieren, die eine hohe Dividendenstabilität bieten.“
Pro Dividende
Auch dieses „Pro und Contra“ beginnt mit dem Pro-Teil. Hier schließt sich Thomas Brummer in den Teilen den Argumenten Rozemullers an und zeigt dir, was aus seiner Sicht für Dividenden-ETFs spricht und für welchen Anlegertyp diese Strategie sinnvoll ist.
Die echten Überflieger zahlen keine Dividende
Dividendentitel sind oft nicht die spannendsten Aktien, die es gibt, meinen wieder andere Beobachter. Und ja, dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn man sich die Überflieger-Aktien der großen Indizes ansieht. Denn solche Wachstumswerte sind in der Regel keine Dividenden-Unternehmen. Außerdem lässt sich sagen, dass langfristig Dividendenausschüttungen den Vermögensaufbau hemmen können. Das geschieht etwa, wenn die Erträge nicht konsequent wieder angelegt werden. Das ist im Übrigen das Konzept, welches thesaurierenden ETFs zugrunde liegt. So investiert der ETF-Anbieter die Erträge automatisch in neue Anteile.
Contra Dividende
Das Contra zur Frage, ob Dividenden- ETFs ins Depot gehören, übernimmt diesmal Kollege Timo Baudzus. Als Tech-Fan ist er naturgemäß kein großer Anhänger von Dividendenwerten. Er berichtet uns von einer ganz persönlichen negativen Erfahrung mit der Dividende – Stichwort: „ex Dividende“. Können Sie dieser Haltung etwas abgewinnen? So oder so, wir wünschen dir viel Lesevergnügen mit unserem Dividenden-Duell.
Pro Dividende: Die Dividenden-Strategie ist für viele Anleger ratsam
Dividenden sind aus verschiedenen Gründen sinnvoll. Unternehmen, die Dividenden zahlen, haben meist solide Geschäftsmodelle. Daneben sorgen Dividenden für eine Disziplinierung des Vorstands. Und es ist doch auch schön, immer wieder eine Kontogutschrift zu erhalten.
Dividenden-Aktien mögen Tech-Fans für etwas antiquiert und angestaubt halten. Doch es gibt viele gute Gründe, die für Dividenden-Aktien sprechen. Legen wir gleich los mit den handfesten Vorteilen solcher Papiere: Dividendentitel sind grundsätzlich weniger volatil und die dahinterstehenden Firmen finanziell wesentlich stabiler aufgestellt als Wachstumsaktien. Denn um eine gute Dividende zahlen zu können, müssen dem auch solide, reale Gewinne des Unternehmens gegenüberstehen. Jene Unternehmen haben bereits heute und meist auch schon seit Jahrzehnten tolle Gewinne eingefahren und stellen somit nicht nur rosige Verheißungen für die Zukunft dar. Luftschlösser können dann andere bauen.
Dividendentitel sind sicherer
Krisenresistente Geschäftsmodelle, solide Bilanzen und stabile Aussichten sind essenziell für Dividendenwerte. Vorrangig sind es deshalb Konzerne aus der Pharma- und der Konsumgüterindustrie, bei denen stetig die Dividenden nur so sprudeln. Sie haben etablierte Geschäftsmodelle und fahren mit ihren Produkten, die am Markt gut etabliert sind, stetige Gewinne ein.
Dividenden disziplinieren Manager
Eine Studie von NED Davis (USA) zeigte zudem, dass ein Investment in reine Dividendenzahler aus dem S&P 500 zwischen 1972 und 2010 eine durchschnittliche Rendite von 8,8 Prozent erzielt hätte. Alle anderen Werte haben in diesem Zeitraum „nur“ um 1,7 Prozent pro Jahr zugelegt. Die Zahlen sind nicht verwunderlich. Denn hohe Ausschüttungen setzen den Vorstand unter Druck. Schließlich sollen die Gewinne Jahr für Jahr steigen, um nachhaltig gute Ausschüttungen gewährleisten zu können. Dividenden sind also auch ein Kontrollinstrument für vorausschauende Unternehmensführung.
Regelmäßige Ausschüttungen
Vielen Anlegern sind stete Erträge wichtig. Das ist uns von klassischen Bankprodukten, aber auch etwa vom Immobilienkauf bekannt. Also ähnlich wie bei Zinserträgen oder Mieteinnahmen erzielen Anleger mit Dividenden-ETFs regelmäßige Einnahmen. Wobei der vielzitierte Zins *-Vergleich natürlich hinkt, denn es gibt bei Dividenden-Aktien keine Garantie auf die Zahlung der Dividende. Das hängt vom erzielten Gewinn und von dessen Verwendung ab. Mit speziellen Dividenden-ETFs können Sie aber den Faktor „Dividende“ dennoch ganz gut vereinnahmen. Das kann sogar so weit führen, dass ein Dividendendepot monatliche Ausschüttungen generieren kann.
Hierzu geben wir dir übrigens auf unserer Musterportfolio-Seite unter extraETF.com konkrete Tipps. Das kann durchaus interessant sein, wenn du etwa bereits im Ruhestand sind und deine monatlichen Bezüge etwas aufstocken möchtest.
Tipp: Hier findest du eine vielfältige Auswahl von Musterportfolios zum Nachbauen. |
Aber es kann auch in jüngeren Jahren schon psychologisch angenehm sein, bereits etwas von seiner Geldanlage zu haben. Regelmäßige Ausschüttungen können für Bestätigung der gewählten Geldanlage sorgen und man sieht unmittelbar die Früchte.
Breit auf Dividenden setzen
Jüngere Anleger sollten aus meiner Sicht nicht unbedingt auf Ausschüttungen schielen, da beim Vermögensaufbau die automatische Neuanlage den Turbo zündet. (Ältere) Anleger, die sich über regelmäßige Ausschüttungen freuen würden, sollten unbedingt auf weltweite Streuung setzen. Das senkt das Risiko erheblich.
ETFs zum Investieren in Dividenden ETFs
ETF-Name | TER in % | Ausschüttung | Replikationsart | Volumen in Mio. € |
---|---|---|---|---|
Lyxor 1 DivDAX UCITS ETF | 0,25 | Ja | Physisch | 60 |
iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF (DE) | 0,46 | Ja | Physisch | 2.115 |
SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF | 0,45 | Ja | Physisch | 958 |
iShares UK Dividend UCITS ETF | 0,40 | Ja | Physisch | 931 |
Deka EURO STOXX Select Dividend 30 UCITS ETF | 0,30 | Ja | Physisch | 153 |
Contra Dividende: Die besten Aktien zahlen keine Dividende
Viele Anleger schwören auf Dividenden. Dagegen lässt sich nichts sagen. Doch sind Dividenden tatsächlich der maximale Mehrwert, den wir als Aktionäre erhalten können? Definitiv nein! In manchen Fällen ist es sogar lukrativer, ganz bewusst auf Dividenden zu verzichten.
Ein flüchtiger Blick auf die Zahlen und schon ist alles klar. In Anbetracht der Tatsache, dass Dividenden seit 1975 mehr als 30 Prozent zum Gesamtertrag von Aktieninvestments beigetragen haben, ist es gar nicht so leicht, sich für die Position „Contra Dividenden“ stark zu machen. Und da Dividenden den Traum vieler Menschen vom passiven Einkommen wahr werden lassen – insbesondere bei Vermögen in sechs- bis siebenstelligen Regionen –, stehen Dividenden-ETFs bzw. ausschüttende ETFs bei vielen Anlegern nicht umsonst sehr hoch im Kurs.
Was „ex Dividende“ bedeutet
Ich möchte dennoch einen Versuch wagen, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Erlaube mir daher einen kleinen Rückblick ins Jahr 2018. Damals bin ich ein kurzzeitiges Investment in die Aktie von Aurelius eingegangen, einer deutschen Beteiligungsgesellschaft, die sich auf die Sanierung von angeschlagenen Firmen spezialisiert hat. Die Firma hat 2018 für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Sonderdividende ausgeschüttet. Der Gesamtbetrag der Dividende lag bei 5 Euro je Aktie, die Dividendenrendite bei fast 10 Prozent. Von den 5 Euro Ausschüttung je Aktie habe ich einen Teil meines Sommerurlaubs bezahlt – und mich gefreut. Doch letztlich ist es ein Nullsummenspiel, ob das Geld im Depot verbleibt oder auf das Bankkonto fließt. Denn am Tag der Dividendenausschüttung – und darüber muss man sich bewusst sein – sinkt der Kurs der Aktie genau um den Wert der Ausschüttung. Die Aktie wird dann „ex Dividende“ gehandelt, der Kurs sinkt.
Wer Vermögensaufbau betreibt, ist also gut beraten, dies eher nicht mit Dividenden-Aktien oder Dividenden-ETFs zu tun. Denn man erhält zwar viel Cashflow und kann sich davon etwas gönnen, doch meiner Auffassung nach sind Wertzuwächse, die sich in Form von Kursgewinnen ausdrücken, attraktiver. Lassen Sie mich das anhand von Beispielen ausführen.
Was waren die attraktivsten Aktien der vergangenen zehn Jahre? Da fallen dir sicher sofort Werte wie Amazon, Alphabet (Google) oder auch Tesla ein. Keines dieser Unternehmen zahlt übrigens eine Dividende. Warum nicht? Ganz einfach, weil das Management genügend Ideen hat, wie das Geld innerhalb der Unternehmen in Form von Investitionen einen höheren Mehrwert für die Aktionäre generieren kann als auf ihrem Bankkonto.
„Amazon Prime“ oder Dividende?
Wären Produkte wie „Amazon Prime“ entstanden, wenn Jeff Bezos sich und seinen Anteilseignern jedes Jahr 30 bis 40 Prozent des Firmengewinns aufs Konto überwiesen hätte? Möglicherweise nicht. Das wäre schade, nicht nur für die Kunden sondern auch für die Aktionäre. Heute ist „Amazon Prime“ eine milliardenschwere Cashmaschine, die den Aktionären sehr viel Geld eingebracht hat – und zwar in Form von Kursgewinnen.
Will sagen: Wenn das Geld im Unternehmen verbleibt, bei den richtigen Leuten mit den richtigen Ideen, kann oft viel größerer Mehrwert entstehen als bei 2 bis 3 Prozent Dividendenrendite. Die Amazon-Aktie hat binnen fünf Jahren um mehr als 250 Prozent an Wert gewonnen. Das hat die fehlende Dividende mehr als überkompensiert. Ich setze daher in meiner persönlichen Anlagestrategie nicht auf Dividenden. Dennoch kann ich jeden Investor verstehen, der das anders handhabt. Denn auf eins können wir Börsianer uns sicher alle einigen: Lieber erhalten wir Ausschüttungen von soliden Unternehmen, als unser Geld von Strafzinsen und Inflation auffressen zu lassen.