Die Dividendenstrategie mit ETFs umsetzten
Wer langfristig und berechenbar investieren will, braucht einen Plan und eine Strategie. Dabei geht es nicht immer nur um höhere Renditen, sondern auch um Sicherheit und Berechenbarkeit. Wir stellen in unserer Reihe Anlagestrategien Möglichkeiten zur Optimierung eines ETF-Investments vor. Mit der Dividendenstrategie profitieren Anleger gleich mehrfach: Sie setzen auf starke Titel, streichen Ausschüttungen ein, sind unabhängiger von Marktschwankungen und gleichen schlechte Kursphasen aus. Langfristig steigern sie die Performance bei einem attraktiven Rendite-Risiko-Verhältnis.
Der Grundgedanke der Dividendenstrategie ist so naheliegend wie einfach: Unternehmen, die regelmäßig einen Teil ihrer Gewinne an die Aktionäre ausschütten, sind solide, erfolgreich und versprechen Kursgewinne. Überdies darf sich der Anleger über eine jährlich ausgezahlte Dividende freuen, die er reinvestieren kann, um so den Ertrag seiner Geldanlage zu steigern. Und, anders als die Kursentwicklung, unterliegt sie nicht nur den Launen des Marktes. Somit lassen sich auch schwierige Börsenzeiten gut überstehen. Die Dividendenstrategie gilt als sicher und konservativ, denn sie setzt auf Werte, die Substanz schaffen.
Dogs of the Dow
Die Idee, dass Titel von Firmen mit einer hohen Dividendenrendite, die grob gesagt das Verhältnis der gezahlten Ausschüttung zum Aktienkurs misst, besser abschneiden, geht auf den Amerikaner Benjanim Graham zurück, der in den 30er Jahren zehn entsprechende Werte aus dem damaligen Dow Jones Index auswählte und ein Jahr lang hielt, um sie danach zu überprüfen und auszutauschen. Bekannt wurde diese Strategie später unter dem Begriff „Dogs of the Dow“ durch den US-Vermögensverwalter Michael O´Higgins, der die Methode weiterentwickelte.
Langfristig besser
Die Dividendenstrategie, die sich inzwischen hervorragend mit ETFs umsetzen lässt, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Es wurden eigene Indizes geschaffen, die sich aus den größten Dividendenzahlern zusammensetzen, wie etwa der DivDax oder der Euro Stoxx Select Dividend 30. Lediglich im katastrophalen Jahr der Finanzkrise funktionierte die Strategie nicht und es verabschiedeten sich etliche Anleger von der Strategie. Offenbar jedoch etwas voreilig. Abgesehen von Ausnahmen, schütteten die meisten traditionellen Dividendenzahler weiterhin aus, wenn auch zum Teil geringer. Und im langfristigen Vergleich schnitten die genannten Dividendenindizes letztlich besser ab als die regulären Marktindizes, wie der ETF-Spezialist Günter Stibbe von der Münchner AVANA Invest weiß: „Der Euro Stoxx Select Dividend 30 zeigt, dass ein Anleger seit etwa 2002 im jährlichen Durchschnitt von einer um 20 Prozent besseren Performance profitiert hat, und zwar trotz des Rückschlags der schlechten Jahre.“ Die teils ungewöhnlich hohen Dividendenrenditen auf dem Höhepunkt der Krise führt er auf das Missverhältnis zum Aktienwert zurück: „Einige Unternehmen zahlten unverändert hohe Dividenden, während der Kurs ihrer Aktie nach zuvor hoher Notierung plötzlich am Boden lag.
Dividenden als Puffer
Gleichzeitig verweist Stibbe darauf, dass sich die Dividendenstrategie auch in schlechteren Zeiten als guter Sicherheitspuffer erweist. „Die Dividende macht einen erheblichen Teil der Gesamtperformance aus. Das wird deutlich, wenn man die Differenz zwischen dem EURO STOXX Select Dividend 30 Total Return und dem Price Index, der die Dividendenzahlungen beinhaltet, bemisst. Letzterer hat sich seit Anfang des Jahrhunderts um rund vier Prozent pro Jahr besser entwickelt. Dieser Effekt geht komplett auf die gezahlten Dividenden zurück“.
Günstiger Zeitpunkt
Mittlerweile hat sich der Markt erholt. Die Konjunktur boomt und die Fundamentaldaten der Unternehmen geben allen Anlass zur Hoffnung auf hohe Dividenden und steigende Kurse. Den Zeitpunkt zum Einstieg in die Dividendenstrategie hält Günter Stibbe auch im Vergleich mit Anleihen für günstig: „Zehnjährige Staatsanleihen bringen derzeit zwischen zwei und drei Prozent. Die Dividendenrendite im EURO Dividenden- Index aber liegt bei vier Prozent. Man hat also einen höheren laufenden Ertrag und das Risiko muss aktuell nicht höher sein als bei einer 10-jährigen Bundesanleihe.“ Ähnlich das Bild beim DivDax. Noch höher liegen die Renditen in Ländern wie zum Beispiel Großbritannien, wo üblicherweise höhere Dividenden gezahlt werden. Anhaltend niedrige Zinsen legen insofern die Überlegung nahe, ob nicht auch Unternehmensanleihen die schlechtere Variante sind.
Nachhaltigkeit
Die Dividendenstrategie ist nichts für schnelle Trader. Sie setzt auf Kontinuität und Nachhaltigkeit. Zwar müssen schlechtere Titel hin und wieder ausgetauscht werden. Doch bei der Auswahl neuer Unternehmen muss sich die Höhe einer Dividende an den Fundamentaldaten orientieren. „Sie darf auf keinen Fall die Substanz des Unternehmens gefährden“, sagt Günter Stibbe. „So was kommt vor, wenn sie von Hedgefonds dazu gezwungen werden.“ Einige Indizes haben hierfür jedoch einen Schutzmechanismus eingebaut und listen Firmen aus, die mehr als 60 Prozent ihres Cashflows ausschütten. Richtige Schnäppchen hingegen sind beispielsweise Unternehmen, die aus einer Restrukturierung kommen und am Markt noch unterbewertet sind. Was die Nachhaltigkeit anbelangt, so beruht die Erwartung weiterer Dividendenzahlungen weitgehend lediglich auf den Erfahrungswerten aus der Vergangenheit. Deshalb wird die letzte Ausschüttung von den Indexprovidern in der Regel nur so lange zur Berechnung herangenommen, bis die nächste Dividende kurz vor einer Hauptversammlung verbindlich verkündet wird. Damit der Korb eines Index nur die stärksten Titel enthält, wird ihre Zusammensetzung bei der Deutschen Börse zum Beispiel einmal im Jahr überprüft.
Umfangreiches Angebot
Letztlich hat der Anleger die Wahl, ob er auf deutsche, europäische oder internationale Indizes setzt. Dabei kann die Gewichtung einzelner Länder oder Branchen stark variieren. Entsprechende ETFs gibt es in verschiedenen Varianten – mit Swaps oder auch voller Replikation. Wer langfristig auf eine gute Performance setzt und die Vorteile der Dividendenstrategie ausnutzen will, der sollte seine Ausschüttungen wieder reinvestieren, also thesaurierende Fonds auswählen.