XXL-Dax im Anmarsch: Was bedeutet das für Ihren Dax-ETF im Depot?
Es ist derzeit ein heißes Thema: Des deutschen Anlegers liebstes Kind, der Dax, soll bald 40 Unternehmen umfassen und wird zum XXL-Dax. Was das für Ihren Dax-ETF bedeutet.
Zu klein, zu sehr auf einzelne Branchen ausgerichtet. Das ist kurz gesagt, die Hauptkritik am Dax. Seit dem 1. Juli 1988 tummeln sich die 30 größten deutschen Unternehmen im Leitindex. Vorläufer war der seit 1961 bestehende FAZ-Index. Dieser war mit 100 Unternehmen wesentlich breiter als der Dax. Doch nun dürfte es nicht mehr lang dauern, bis der XXL-Dax Realität wird, wie wir bereits vor zwei Wochen berichtet haben.
Dax, diese drei Buchstaben haben es Anlegern hierzulande angetan. „Der Dax ist immer noch einer der bekanntesten Indizes, das lässt sich an dem verwalteten Vermögen der entsprechenden ETFs ablesen. Unser Xtrackers DAX UCITS ETF (WKN: DBX1DA) ist einer der ältesten und bis heute einer der größten Produkte unserer Palette. Aktuell werden rund 4,5 Milliarden Euro auf Basis des Dax in Xtrackers ETFs gemanagt, das spricht schon für die Wertschätzung bei Investoren“, sagt Patrick Diel, DWS-Vertriebsleiter für passive Anlageprodukte in Deutschland und Österreich.
Auch Privatanleger beobachten die Entwicklung des deutschen Leitindex. „Da der Xtrackers DAX UCITS ETF besonders stark bei ETF-Sparplänen eingesetzt wird, können wir davon ausgehen, dass er auch bei vielen Privatanlegern einen hohen Stellenwert einnimmt. Zeitgleich haben Anleger auch immer stärker erkannt, dass Diversifikation und die damit verbundene Risikostreuung eine wichtige Eigenschaft ist, was man z.B. an den hohen Volumina ablesen kann, die in ETFs auf den MSCI World investiert sind“, so Diel.
Kritiker: 30 Unternehmen sind zu wenig
Doch nicht nur in diesem historischen Kontext wird deutlich, dass 30 Unternehmen nicht besonders viel sind für eine Volkswirtschaft wie die Deutsche. So sind etwa im französischen Hauptindex 40 Unternehmen gelistet, im britischen sogar 100. Für die Verantwortlichen der Deutschen Börse scheint der Dax mittlerweile zu klein. Wie in Frankreich sollen es auch hierzulande bald 40 Unternehmen sein, quasi ein XXL-Dax. „Wir würden eine Aufstockung des Dax auf 40 Unternehmen begrüßen“, sagt Thomas Meyer zu Drewer, Leiter öffentlicher Vertrieb bei Lyxor ETF.
Wie kam es zur Änderungsidee?
„Ein Katalysator für die geplante Dax-Aufstockung war mit Sicherheit der Fall Wirecard. Neben der generell breiteren Aufstellung des Dax, könnten Unternehmen künftig schneller aus dem Dax ausgeschlossen werden, Überprüfungen könnten halbjährlich und nicht mehr nur jährlich stattfinden“, meint Meyer zu Drewer. Doch aus Sicht des ETF-Experten sind die Würfel noch nicht endgültig gefallen. Mit einer Entscheidung rechnet er Richtung Jahreswechsel, eine Umsetzung könne dann im März 2021 erfolgen.
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Was bedeutet der XXL-Dax für Ihren ETF?
Privatanleger fragen sich nun, wie eine Umsetzung der Aufstockung auf 40 Dax-Titel vonstattengehen würde. Erst einmal vorab: Es handelt sich um eine geräuscharme Indexanpassung, wie sie immer mal wieder bei ETFs vorkommt. Anleger werden also in solchen Fällen meist nicht vorher angeschrieben, sie müssen sich aber auch um nichts kümmern. „Wir würden die Umsetzung entsprechend des Regelwerks der Deutschen Börse vornehmen. Aus heutiger Sicht kommen zehn Unternehmen hinzu, die wir für den ETF-Anleger entsprechend gewichten“, erklärt Meyer zu Drewer.
Auch DWS-Mann Diel blickt einer möglichen Dax-Anpassung gelassen entgegen: „Das wäre für Anleger unspektakulär, nicht viel anders, als wenn ein einzelner Dax-Wert regelgemäß ausgetauscht wird. Solche Indexanpassungen sind für einen ETF-Anbieter ein Teil unseres Alltagsgeschäftes. Im Laufe der Jahre nehmen Indexanbieter immer wieder kleinere Anpassungen an ihren Indizes vor, die wir am entsprechenden Termin umsetzen. Der ETF-Anleger bekommt davon gar nichts mit. Da auch die Dax-40-Aktien sehr liquide sein würden, wäre es auch für unsere Market Maker kein Problem, einen Dax-40-Aktienkorb als Basis eines „neuen“ Dax-ETF-Anteils für Anleger zur Verfügung zu stellen.“
Breitere Alternativen zum Dax
Der eingangs beschriebene FAZ-Index ist über einen ETF investierbar. Möglich macht das der ComStage F.A.Z. Index UCITS ETF (WKN: ETF006). Hierüber investieren Anleger physisch in 100 deutsche Aktien. Noch etwas breiter geht es mit einem ETF von Vanguard, der nun mit rund 155 deutschen Unternehmen wesentlich breiter auftritt als früher. Der Vanguard Germany All Cap UCITS ETF (WKN: A2JF6S) deckt damit rund 95 Prozent des Volumens des deutschen Aktiensektors ab.