Börse und Geldanlage: Erwarten wir weniger Stress in 2023?
Das Jahr 2022 war für alle Kapitalanleger sehr nervenaufreibend. Man hatte den Eindruck, dass sich die Welt nur noch von Krise zu Krise hangelt. Was passiert dieses Jahr an der Börse?
In China haben die repressiven Corona-Regeln in der Arbeiterschaft zu Krawallen und Demonstrationen geführt. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, wurden Lockerungen auf den Weg gebracht. Denn die Exporte sind massiv zurückgegangen. Das hat die Wirtschaftsleistung reduziert und zu höherer Arbeitslosigkeit geführt. Sollte das länger anhalten, wären erneute Spannungen in der Bevölkerung unvermeidbar. Mit den Lockerungen sollte die Wirtschaftsleistung in China nach und nach wieder steigen, was weltweit zu einer Reduzierung der Lieferkettenproblematik und damit zu sinkenden Preisen führen dürfte.
Krieg, Energie und Inflation – wie geht’s weiter?
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wird sich in den kommenden Monaten aufgrund der Winterzeit voraussichtlich nicht wesentlich verändern. Somit sollten aus dieser Richtung kaum Meldungen kommen, welche die Börse beeinflussen.
Es scheint, dass der Ölpreis sich wieder auf einem Niveau von etwa 80 US-Dollar pro Barrel eingependelt hat. Die russische Produktion wird nun primär in Asien verkauft. Die bisherigen Abnehmer von russischem Öl decken sich im Rest der Welt ein. Der Preis für Erdgas hat sich ebenfalls beruhigt, da sich die Nachfrage aufgrund der hohen Kosten reduziert hat. Zudem kommt erheblich mehr Flüssiggas in Europa an.
Trotz der hoch bleibenden Strompreise sollte der Inflationsdruck von der Energieseite insgesamt zurückgehen. Die vereinbarten Lohnerhöhungen in Deutschland sind recht moderat im Vergleich zur derzeitigen Inflationsrate. Bei einer weiteren Entspannung der Lieferketten sollten elektronische Bauteile und elektronische Produkte wieder günstiger werden. Gleiches gilt für Baumaterial. Der Bauboom kühlt aufgrund gestiegener Zinsen deutlich ab und sorgt für eine Entspannung an der Preisfront. Somit sollten die Inflationsraten in Europa deutlich in Richtung fünf bis sieben Prozent zurückgehen.
Sofern sich die Inflationsraten kontinuierlich zurückentwickeln und die Zinserhöhungen durch die Notenbanken moderat ausfallen, könnten die vorhandenen Ängste der Anleger schwinden und für eine bessere Stimmung an den Aktienmärkten sorgen.
Breite Streuung beachten
Investments in Aktien sollten daher die größten Chancen bieten. Dabei ist es sinnvoll, weltweit zu diversifizieren. Gerade die in den letzten Monaten stark gefallenen Technologie-Aktien könnten eine Wiederauferstehung feiern. Eine Mischung zusammen mit stabilen Qualitätsaktien mit starken Marken kann die Volatilität der Portfolios in Grenzen halten.
Sofern Anleihen als Beimischung eingesetzt werden, sollten wegen der Zinssteigerungsrisiken eher kurze Laufzeiten bevorzugt werden. Dabei bieten Anleihen in Emerging-Market-Währungen die besten Renditen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass diese Volkswirtschaften eine stabile wirtschaftliche und politische Basis haben. Dies trifft zum Beispiel auf Mexiko, Indien, Indonesien oder Vietnam zu.
Uwe Eilers ist Vorstand der FV Frankfurter Vermögen AG in Königstein im Taunus
Autor Redaktion
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