Ausblick Aktien 2023: Die Aussicht ist zwar besser, aber...
… nicht rosig. So kann man die Aussichten für den deutschen Aktienmarkt 2023 zusammenfassen. Mit dem Jahreswechsel begleiten uns die meisten Hürden weiter. Denn Geld, Strom, Lebensmittel – alles ist teurer – außer Aktien.
„2022 war für Anleger ein Jahr zum Vergessen“, bringt es Thorsten Weinelt, Chief Investment Officer der Commerzbank, auf den Punkt. Die Notenbanken, die die Inflation erst unterschätzt hatten, hatten mit einer Kehrtwende den größten Bondmarkt-Crash seit gut 100 Jahren ausgelöst und zugleich enormen Druck auf die Aktienmärkte.
Spielraum – aber wie viel?
Doch 2023 gibt es am deutschen Aktienmarkt Spielraum nach oben. Die Frage ist nur wie viel. Denn die meisten Volkswirte schließen eine Rezession für Deutschland 2023 nicht mehr aus. Folglich kommt wenig Rückenwind von der Konjunktur für Aktien.
Denn eine stagnierende Wirtschaft und die Inflation, auch wenn sie zurückgeht, dürften fallende Gewinnmargen der DAX-Unternehmen mit sich bringen. Steigende Kosten für Energie und Löhne konnten sie 2022 meistens noch an ihre Kunden weiterreichen. Das ändert sich und in der Folge werden viele Analysten auch ihre Gewinnerwartungen zusammenstreichen.
Weniger Unternehmensgewinne, mehr Dividenden
„Nach den deutlichen Kursgewinnen am deutschen Aktienmarkt im Oktober und November erwarten wir einen nervösen Start in das Börsenjahr 2023“, kommentiert die Commerzbank. Immerhin dürften die Notenbanken FED und EZB ihre geplanten Leitzinserhöhungen im ersten Halbjahr abschließen, weil die Inflation im Jahresverlauf sukzessive zurückgehen dürfte. „Die Gewinne der DAX-Unternehmen werden in unserem Szenario im Geschäftsjahr 2023 um 12 Prozent fallen“, heißt es weiter. Aber 24 DAX-Unternehmen dürften 2023 wahrscheinlich ihre Dividende erhöhen.
Die Bewertungen sind günstig
Recht optimistisch ist Markus Reinwand von der Helaba mit Blick auf’s neue Jahr. 16.000 DAX-Punkte wären bis Ende 2023 denkbar, denn die zahlreichen Belastungen sollten inzwischen ausreichend in den Kursen berücksichtigt sein. „Beim DAX steht die Ampel auf grün“, fasst er zusammen. „Die Bewertung ist günstig, die Konjunkturerwartungen sind noch sehr negativ, die Stimmung unter den Anlegern war ausgesprochen pessimistisch und der DAX mittelfristig technisch überverkauft. Die Chancen, dass das deutsche Börsenbarometer seinen Boden erreicht hat, stehen somit nicht schlecht.“
Etwas verhaltener schaut Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat und Firmenkunden der Deutschen Bank, ins neue Jahr.15.000 DAX-Punkte sind seine Einschätzung für das Jahresende 2023, obwohl das neue Jahr wirtschaftlich schwieriger als das alte werden dürfte. Aber die Börse laufe der Konjunktur voraus, so sei auch eine Rezession eingepreist. Die aber moderat ausfallen dürfte.
Da die Inflation gekommen sei um zu bleiben, werden Renditen oberhalb der Inflation eine Herausforderung. Denn die bisherigen Risikofaktoren bleiben: „Beunruhigende Faktoren sind weiterhin der Verlauf des Russland-Ukraine-Krieges, die europäische Energieversorgung oder der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Es gibt aber auch Chancen“, sagt der Experte. „Sobald sich eine wirtschaftliche Erholung abzeichnet, sollten die Kurse steigen“. Vor allem die zurzeit niedrigen Bewertungen sprechen für Aktien. „Vor allem europäische Aktien sind wieder günstig“, erklärt Ulrich Stephan. Deshalb würde die Deutsche Bank europäische Aktien übergewichten.
Autor Antje Erhard
Antje Erhard arbeitet als freie Journalistin für extraETF. Seit mehr als 15 Jahren sind Börse, Finanzen und Wirtschaft ihr Thema als Journalistin und Moderatorin. Ihr Motto: Börse ist einfach - Geldanlage kann jede:r. Und genau das möchte sie erreichen.
Aktien sollten die Hauptrolle spielen, meint Thomas Metzger, Leiter Portfolio Management beim Bankhaus Bauer. Besonders interessant seien US-Nebenwerte.