Antizyklisches Investieren: Mit diesen vier ETFs schwimmen Sie gegen den Strom
Manche Sektoren litten unter der Coronapandemie deutlich mehr als andere. Mit einer antizyklischen Anlagestrategie können mutige Anleger auf eine Kurserholung setzen.
Wer kennt sie nicht, die alte Börsenweisheit von Carl Mayer von Rothschild (1788–1855): „Kaufe, wenn die Kanonen donnern, verkaufe, wenn die Violinen spielen“. Das bedeutet, dass man als Anleger am besten nicht auf den bereits fahrenden Zug aufspringen sollte (opportunistische Anlagestrategie), sondern besser günstige Einstiegskurse für sich nutzt, um dann langfristig von der Kurserholung der „ausgebombten“ Aktien zu profitieren (antizyklisches Investieren). Diese Binsenweisheit klingt zwar sehr einleuchtend, ihre Umsetzung erweist sich in der Praxis jedoch meist als schwierig. Denn nur mit viel Glück findet man selbst als Anlageprofi den perfekten Einstiegskurs. Da Market Timing nur in den seltensten Fällen zu Überrenditen führt, empfiehlt das Extra-Magazin gerade für langfristige Investments eine breite Anlagenstreuung, so dass Verluste begrenzt werden.
An Börsen wird die Zukunft gehandelt
Wie schwierig Market Timing in der Praxis ist, zeigt auch die anhaltende Coronapandemie. Da an der Börse in der Regel nicht die Gegenwart, sondern die Zukunftserwartungen gehandelt werden, konnten sich inzwischen viele unter der Coronakrise leidende Branchen- und Länderindizes deutlich von ihren Tiefstkursen erholen. Nichtsdestotrotz befinden sich einige von ihnen noch in der tiefroten Verlustzone. Doch was bringt die Zukunft? Gibt es noch eine zweite Welle der Pandemie mit abermaligem Lockdown? Verfällt die globale Wirtschaft trotz billionenschwerer Rettungspakete in eine länger anhaltende Rezession? Sind die bisherigen Kurserholungen vielleicht schon zu stark gewesen? Fragen, die sich jeder Anleger selbst beantworten muss. Aus aktueller Sicht ergeben sich für den spekulativen Anleger kurzfristig einige Chancen, die wir vorstellen möchten.
Lateinamerika-ETFs
Während zumindest die erste Welle der Coronapandemie in Asien, Europa und teilweise auch den USA am Abklingen ist, ist nun Lateinamerika der Hotspot der Pandemie. In Lateinamerika haben sich inzwischen mehr als zwei Millionen Menschen mit dem Virus infiziert, ganz besonders ist Brasilien betroffen. Das hat die bereits zuvor angeschlagene Wirtschaft weiter in den Abgrund gerissen. Mit dem Amundi MSCI EM Latin America UCITS ETF (WKN: A2H58P) können Anleger auf eine Kurserholung nach dem Abklingen der Pandemie setzen. Der ETF verlor seit Jahresbeginn fast 34 Prozent an Wert. Er bildet synthetisch einen Index mit 109 Aktien aus Lateinamerika ab. Zu den Top-Positionen zählen Vale, American Movil SAB oder Itau Unibanco.
ETFs auf Öl- und Gasindustrie
Am 20. April 2020 wurde ein kurz vor Ablauf stehender Nymex WTI-Kontrakt negativ gehandelt, ein einmaliger Vorgang für Rohöl-Futures. Grund waren der dramatische Rückgang des Ölverbrauchs infolge der Coronapandemie und überfüllte Öllager in Cushing, Oklahoma. Dank einer drastischen Ölförderquote vonseiten der OPEC und Russlands haben sich die Preise wieder leicht erholt. Manche Experten gehen sogar schon wieder von einem Unterangebot nach Wiederanspringen der globalen Wirtschaft aus. Mit dem iShares Stoxx Europe 60 Oil and Gas (WKN: A0H08M) können Anleger auf die Kurserholung von 22 europäischen Öl- und Gas-Unternehmen wie Total, Royal Dutch Shell oder BP setzen.
Dividenden-ETFs
Lange Zeit wurden Dividenden von vielen Medien als der neue Zins bezeichnet. Dass dies nicht so ist, zeigte die Coronakrise. Reihenweise strichen oder kürzten Unternehmen ihre Gewinnausschüttung. Betroffen davon waren selbst Firmen, die seit Jahrzehnten stabile Gewinnausschüttungen vorweisen konnten. Dividenden-ETFs erlitten daher deutliche Kursverluste. Doch mit einer Rückkehr zur Normalität könnte sich die Lage wieder verbessern. Mit dem iShares Euro Stoxx Select Dividend 30 UCITS ETF (WKN: 263528) setzen Anleger auf die Kurserholung der 30 dividendenstärksten Aktien Europas wie Aegon, ING oder die NN Group sowie eine Normalisierung bei Dividendenzahlungen.
Reise- und Freizeitbranche
Kaum eine andere Branche war vom Lockdown weltweit so stark betroffen wie der Reise- und Freizeitsektor. Luftfahrtgesellschaften mussten ihren Flugverkehr nahezu vollständig einstellen, Hotels und Gaststätten waren lange Zeit geschlossen, Konzerte und andere Freizeitaktivitäten konnten nicht stattfinden. Das belastete natürlich auch die Aktienkurse der Branche. Mit dem iShares Stoxx Europe 600 Travel & Leisure UCITS ETF (WKN: A0H08S) partizipieren Anleger an der Kurserholung von 19 Unternehmen wie der Compass Group, Flutter Entertainment, Intercontinental Hotels Group, Evolution Gaming oder der Fluggesellschaft Ryanair.
Fazit
Antizyklisches Investieren heißt, möglichst günstig werthaltige Aktien zu kaufen. Infolge der Coronapandemie bieten sich Kaufgelegenheiten. Dabei können Anleger auf Regionen und Sektoren setzen wie Lateinamerika, Tourismus und Freizeit, Öl und Gas oder Dividendentitel, die zuletzt starke Kursverluste hinnehmen mussten.