Amazon: Ist jetzt ein günstiger Einstiegszeitpunkt bei der Aktie?
Es war kein gutes Jahr für Amazon. 2022 droht, für den E-Commerce-Giganten das schlechteste Börsenjahr seit 2000 zu werden. Die Quartalszahlen enttäuschen. Lohnt sich die Aktie dennoch?
Das Jahr hat für Big Tech-Anleger nicht viele gute Nachrichten gebracht. Der GAFAM-Index – er enthält die fünf größten Tech-Unternehmen der Welt, Alphabet (Google), Amazon, Meta (Facebook), Apple und Microsoft – steht seit Jahresbeginn satte 35 Prozent im Minus. Am härtesten hat es dabei Amazon erwischt. 45,7 Prozent hat die Aktie seit Januar an Wert eingebüßt. Nur das Jahr 2000 war für den amerikanischen E-Commerce-Riesen noch schlechter: Damals ging es um ganze 80 Prozent abwärts.
Schwache Quartalszahlen – schwacher Ausblick
Nun hat die Veröffentlichung der Quartalszahlen und ein Ausblick auf das Jahresendgeschäft am 27.10.2022 der Aktie noch einmal einen kräftigen Einbruch beschert. Der Konzern rechnet aufgrund der anhaltenden Inflation und Rezessionsängsten in vielen Ländern mit einem schwachen Weihnachtsgeschäft. Man erwarte Erlöse zwischen 140 und 148 Milliarden US-Dollar. Das entspräche einem Wachstum zwischen zwei und acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum – und somit deutlich weniger, als von Analysten angenommen.
Die Gewinnprognose des Unternehmens fiel ähnlich verhalten aus. Für das vierte Quartal 2022 rechne man bei Amazon mit einer Gewinnspanne zwischen 0 und 4,0 Milliarden US-Dollar. Das passt zu den Gewinnen im abgelaufenen Quartal: 2,9 Milliarden US-Dollar flossen in die Kassen von Jeff Bezos – und somit etwa neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zwar ist der Umsatz insgesamt gewachsen, um insgesamt 15 Prozent auf 127,1 Milliarde US-Dollar, doch den Markterwartungen wurde das Unternehmen auch damit nicht gerecht.
Die Gewinne hat der Konzern vor allem seinem Cloud-Service Amazon Web Services (AWS) zu verdanken. Diese Sparte bleibt wichtigster Wachstumstreiber für Amazon, der Umsatz stieg hier um immerhin 27 Prozent auf 20,53 Milliarden US-Dollar.
Amazon muss sparen
Das Unternehmen kündigte nun Sparmaßnahmen an. Brian Olsavsky, Finanzchef bei Amazon, sagte, man werde Maßnahmen ergreifen, um den Gürtel enger zu schnallen. Dazu zählen Einstellungspausen in einigen Geschäftsbereichen, bestimmte Services und Produkte werden eingestellt und Investitionen sollen überdacht werden.
Aktie auf Talfahrt
Die Aktie war im Anschluss zunächst über 20 Prozent gefallen, steht im November nun bei einem Verlust von 11,6 Prozent. So einen schlechten November gab es zuletzt 2008 – damals lagen die Verluste sogar bei 25 Prozent.
Dennoch sind viele Analysten zuversichtlich. 54 von 57 derer, die die Aktie covern, raten zum Kauf. Und Julian Skelly vom Beratungshaus Publicis Sapient etwa kommentiert den Quartalsbericht durchaus wohlwollend: „Obwohl Amazon ein schwieriges Jahr 2022 hinter sich hat, zeigen die Ergebnisse des dritten Quartals die Stärke eines diversifizierten Unternehmens“. Tagesaktuell steht der Aktienkurs bei 90,80 Euro – wer an den langfristigen Erfolg des E-Commerce-Konzerns glaubt, kann jetzt also noch günstig einsteigen.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.
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