8. Dezember 2022
Alphabet streicht Stellen: Sind das die richtigen Sparmaßnahmen?

Alphabet streicht Stellen: Sind das die richtigen Sparmaßnahmen?

Die aktuelle Krise macht auch vor Milliardenkonzernen nicht Halt. Auch Google, respektive der Mutterkonzern Alphabet, sieht sich zu drastischen Sparmaßnahmen gezwungen.

Derzeit rollt eine Entlassungswelle durch die amerikanischen Technologieunternehmen. In der ersten Phase waren es vor allem unrentable oder weniger rentable Unternehmen der zweiten Reihe, die auf die Verlangsamung des Geschäfts nach dem Ende der Corona-Lockdowns reagieren mussten. Nach den jüngsten Quartalszahlen ziehen nun zunehmend auch die großen Tech-Konzerne wie Meta Platforms, Amazon und Microsoft nach. Auch bei Alphabet mehren sich die Gerüchte, dass es bald zu einem massiven Stellenabbau kommen könnte.

Zu viele teure Mitarbeiter…

In einem offenen Brief kritisierte der Hedgefonds TCI Mitte November den zu hohen Personalbestand und die Vergütung der Mitarbeiter bei Alphabet. Amerikanischen Medienberichten zufolge wurden die Google-Manager aufgefordert, in einem neuen Beurteilungssystem sechs Prozent der Beschäftigten als Low Performer einzustufen. Nach der alten Methode waren nur 2 Prozent des Personals als leistungsschwach zu klassifizieren. Wenn Alphabet alle auf diese Weise identifizierten Mitarbeiter entlassen würde, entspräche dies etwa 11.000 Angestellten.

Es bleibt natürlich abzuwarten, ob das Management diese Entscheidung tatsächlich treffen wird. Ein Indiz dafür könnte sein, dass Sundar Pichai bereits in einem Interview angekündigt hat, Alphabet um 20 Prozent effizienter machen zu wollen. Das ist ohne Stellenabbau kaum möglich, und Low-Performer helfen in der Regel nicht, solche Ziele zu erreichen.

Ist der Stellenaufbau wirklich so unkontrolliert?

Ein wichtiger Kritikpunkt der Hedgefonds-Manager betrifft den beschleunigten Personalaufbau ab 2018. Tatsächlich ist diese Ansicht jedoch sehr einseitig und entspricht nicht der ganzen Wahrheit. Im gleichen Zeitraum ist der Umsatz nämlich noch schneller gewachsen. Lag der Umsatz pro Mitarbeiter im Jahr 2013 noch bei 1,16 Millionen US-Dollar, so waren es 2021 bereits 1,65 Millionen US-Dollar. Die Effizienz des Unternehmens hat also sehr wohl zugenommen.

Dies ist bemerkenswert, da Alphabet mit den Other Bets stark in zukünftige Geschäftsfelder investiert, die noch keine nennenswerten Umsätze generieren. Daneben hat das Unternehmen laut The Information die Zahl der Mitarbeiter in Bereichen wie der Google Cloud, Hardware und YouTube zwischen dem ersten Quartal 2019 und diesem Herbst etwa verdoppelt. Die Cloud-Sparte beschäftigt nun etwa ein Viertel der Belegschaft, während hier nur zehn Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden.

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Der Blick in die Gewinn- und Verlustrechnung

Alphabet gab im Jahr 2021 13,5 Prozent seiner Einnahmen für Forschung und Entwicklung aus. Das bedeutet, dass die Ausgaben von Alphabet im Vergleich zum Rest der Branche leicht überdurchschnittlich sind, aber das allein ist nicht die Erklärung. Die Begründung ist eher in der Bruttomarge zu suchen. Diese ist in den letzten zehn Jahren um etwa zehn Prozent gesunken.

Viele Kosten für neue Produkte werden diesen direkt zugerechnet. Das Management ist bereit, in neuen Geschäftsfeldern über einen längeren Zeitraum Verluste in Kauf zu nehmen, um langfristig erfolgreich zu sein. Positiv ist für mich, dass das die Geschäftsleitung langfristiger denkt als die Hedge-Fonds-Manager.

Google sucht weiterhin und zahlt sehr gut

Derzeit sind über 2240 Stellen auf dem Stellenportal von Google ausgeschrieben. Für die offenen Stellen in den Vereinigten Staaten werden Gehaltsspannen angegeben. Für die meisten Stellen liegt das Mindestgrundgehalt tatsächlich im sechsstelligen Bereich.

Alphabet konkurriert weltweit und vor allem in den USA mit den anderen Tech-Konzernen um die besten Köpfe. Dennoch scheint die Kritik des Hedgefonds hier viel angebrachter zu sein. Immerhin zahlt Alphabet im Median 67 Prozent mehr als Microsoft. Es wäre wünschenswert, wenn Alphabet zu diesem Thema in den nächsten Monaten ein wenig mehr Transparenz schaffen oder zumindest leichte Gegenmaßnahmen ergreifen würde.