Lange hat es gedauert, bis Adidas auf die antisemitischen Äußerungen Kanye Wests reagiert und die Kooperation beendet hat. Die Aktie hat im Anschluss deutlich verloren.
Kanye West, offiziell seit einiger Zeit unter dem Namen Ye bekannt, fällt seit einigen Wochen vor allem mit massiv antisemitischen Äußerungen in den Medien auf und hat dadurch bereits in der vergangenen Woche seine Kooperation mit dem Luxuslabel Balenciaga und der amerikanischen Marke Gap verloren. Auch seine Agentur und die Bank JP Morgan beendeten die Zusammenarbeit mit ihm. Seitens Adidas hieß es zunächst nur, man werde die Zusammenarbeit prüfen.
Teures Beziehungsende
Dabei ging es vor allem um das Label „Yeezy“, das Adidas in den vergangenen Jahren hohe Umsätze beschert hat und ihnen auch auf dem schwierigen amerikanischen Markt ein Standing verschaffen konnte. Die Partnerschaft wurde vom Konzern als eine der erfolgreichsten Kollaborationen in der Geschichte der Branche bezeichnet – die Umsätze beliefen sich Schätzungen zufolge im Milliardenbereich.
West selbst war sich bis zuletzt sicher, dass das deutsche Unternehmen sich nicht von ihm trennen würde. „Ich kann antisemitischen Mist sagen, aber Adidas kann mich nicht fallen lassen“ hatte er in einem Video behauptet. Dem vorausgegangen waren Drohungen und Verschwörungstheorien gegenüber Juden und andere Behauptungen, die als Hassrede zu werten sind.
Adidas beugt sich dem Druck
Adidas war zunehmend unter Druck geraten. Nicht nur viele Prominente forderten den Konzern auf, die Zusammenarbeit zu beenden. Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats für Juden, hatte noch am Dienstag gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt, „Adidas muss seine Zusammenarbeit mit Kanye West umgehend einstellen. Als deutsches Unternehmen erwarte ich schlichtweg von Adidas eine klare Haltung, wenn es um Antisemitismus geht. Unternehmerische Interessen dürfen dabei nicht im Vordergrund stehen.“
Auf LinkedIn hatte sich außerdem eine jüdische Adidas-Managerin äußerst kritisch ihrem Arbeitgeber gegenüber geäußert. „Als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft kann ich im Namen der Marke, die mich beschäftigt, nicht länger schweigen. Nichts zu sagen, heißt alles zu sagen.“ Schrieb Sarah Camhi auf ihrem Profil. Nun hat das Unternehmen endlich reagiert.
Aktie sackt ab
Auf den Aktienkurs wirkte sich die Entscheidung zunächst nicht positiv aus. Zeitweise sackte er um mehr als 8 Prozent ab. Zum Handelsschluss gestern lag sie bei einem Minus von 4,6 Prozent. Das hieß für die Adidas AG (WKN: A1EWWW) den letzten Platz im DAX.
Generell ist 2022 für den Konzern aber ein schwieriges Börsenjahr. Seit Jahresbeginn hat die Aktie 61 Prozent eingebüßt. Im selben Zeitraum hat im DAX nur Zalando noch schlechter abgeschnitten.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.