14. Dezember 2012
risiko

Wer kein Risiko aushält, verliert

 


Im Interview äußert sich Markus Steinbeis, Leiter des Fondsmanagements bei der Huber Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung, zu aktuellen Lage in der Eurozone, den USA, sowie zum Wirtschaftswachstum in China.

Herr Steinbeis, welcher Fall tritt eher ein? Dass die USA über ihre Haushaltsklippe stolpern, Griechenland aus der Eurozone fliegt oder Frankreich zum größten ESM-Rettungsfall wird?

Markus Steinbeis
Markus Steinbeis

Markus Steinbeis: Da muss ich einen kurzen Blick in meine Kristallkugel werfen. Aber im Ernst: Die Entscheidung um bevorstehende Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in den USA ist völlig offen. Ich glaube, dass sich Demokraten und Republikaner in der Mitte treffen müssen – und werden.

Welche Auswirkungen hätte dies auf das amerikanische Wirtschaftswachstum?

Steinbeis: Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Probleme in die Zukunft verschoben wird. Trotzdem dürfte die Regierung kurzfristig Maßnahmen ergreifen, die sich negativ auf das Wachstum in 2013 auswirken. Eine Kombination aus kleineren Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen könnte leicht ein Prozent des Wirtschaftswachstums kosten.

Und die Griechen? Bleiben sie in der Eurozone?

Steinbeis: Diese Entscheidung liegt nicht primär in der Hand der Politiker. Sollte sich die wirtschaftliche und soziale Lage in Griechenland nicht bessern oder gar verschlechtern, wird das griechische Volk den Austritt erzwingen.

Griechenland ist ja nicht das einzige Sorgenkind. Wie geht es 2013 mit dem Rest der Eurozone weiter?

Steinbeis: Die Rezession im Euroland wird sich verschärfen. Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas, könnte große Probleme bekommen, wenn der Kapitalmarkt Reformen erzwingt. Trotz strukturell defizitärer Staatsfinanzen und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit zahlen die Franzosen für ihre Anleihen noch ähnlich niedrige Zinsen wie Deutschland. Verlieren Anleger das Vertrauen in Frankreich, steigen die Zinskosten.

Deutschlands Unternehmer hingegen zeigten sich im November überraschend optimistisch. Haben wir den Tiefpunkt der Krise bereits überwunden?

Steinbeis: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zuletzt tatsächlich gestiegen. Der Index befindet sich aber seit Frühjahr 2011 im Abwärtstrend. Eine einzige positive Zahl ist noch kein Indiz für eine Trendwende. Die kommenden zwei bis drei Monate sollten genau beobachtet werden. Ich bleibe eher skeptisch.

Zuletzt flaute das Wirtschaftswachstum in Fernost ab. Nimmt China 2013 wieder an Fahrt auf?

Steinbeis: Offiziell wird China 2012 etwa um 7,5 Prozent wachsen. Für ein Land, das in den vergangenen Jahren Raten von rund zehn Prozent gewohnt war, ist das ein Rückschlag. Das tatsächliche Wachstum dürfte in meinen Augen sogar noch niedriger ausfallen. Darauf deuten Indizien wie der sinkende Stromverbrauch chinesischer Unternehmen, die Kapazitätsauslastung oder Exportzahlen der wichtigsten Handelspartner hin. Daher sollte man die Erwartungen zurückschrauben.

China ist der größte Rohstoffverbraucher der Welt. Wenn das Land die Nachfrage drosselt, verheißt das für Rohstoffpreise nichts Gutes oder?

Steinbeis: Industrierohstoffe wie Eisenerz dürften weiter unter Druck geraten. Um diese sollten Anleger vorerst einen Bogen machen. Das gilt jedoch nicht für Edelmetalle. Die amerikanische Fed wird ihre lockere Geldpolitik ausweiten, um den heimischen Aktienmarkt anzuschieben. Die Europäische Zentralbank wird es ihr gleichtun, um die Zahlungsfähigkeit von Staaten und Banken aufrechtzuerhalten. Das kommt Edelmetallen zupass, insbesondere Gold.