18. Januar 2018
Uwe Zimmer

Uwe Zimmer: Totgesagte performen besser

Lufthansa, Commerzbank und die Energieversorger führen die Liste der größten Gewinner im DAX 2017 an. Wer hätte das gedacht, denn in der Wahrnehmung der meisten Marktteilnehmer handelt es sich dabei um Verlierer aus Prinzip. Es kann sich also lohnen, auf solche Verlierer zu setzen.

Uwe Zimmer über die DAX-Gewinner 2017

Die Energieversorger galten – und gelten weiterhin – als sterbende Branche, als Dinosaurier, die aus der Zeit gefallen sind. Das mag alles sein, die Politik geht ja ihre eigenen Wege, was Energiewende und CO2-Reduktion angeht. Aber es zeigt sich auch, dass Unternehmen immer wieder die Kraft zur Innovation haben, dass sie sich wandeln und neu erfinden können. Und dass damit auch gutes Geld zu verdienen ist.

Die Commerzbank war über Jahre das Sorgenkind der Finanzbranche. Staatsbank schimpfte man sie; Patient im Endstadium, nur noch genährt vom Steuergeld. Nun ja, auch hier hat sich ein gewisses Maß an Unternehmertum durchgesetzt. Die Bank arbeitet solide, hat sich auf ihre Stärken konzentriert und verdient Geld damit. Nicht, dass es gut wäre, wenn der Staat solche taumelnden Institute immer stützen würde. Aber hier hat es einmal geklappt und für Anleger ist ein hübscher Gewinn entstanden.

Bei der Lufthansa galt als ausgemacht, dass sie angesichts ihrer Lohnkosten auf Dauer kaum wettbewerbsfähig sein würde. Da sie zudem aus dem Hochpreisland Deutschland heraus operiert, schienen alle Fakten für die Konkurrenz aus den Emiraten oder aus Fernost zu sprechen. Die Zukunft ist noch nicht entschieden. Aber es zeigt sich, dass gut geführte Unternehmen immer wieder das Potenzial für Überraschungen haben.

Wobei Lufthansa natürlich von der Pleite der Air Berlin profitiert und sich so einiges an Umsatz und Gewinn hereinholt. Als Monopolist auf manchen Strecken steigt die Marge, was die Lufthansa international wettbewerbsfähiger dastehen lässt. Nicht schön, dass Businesskunden in Deutschland dafür sorgen, dass Lufthansa mit den Golf-Airlines mithalten kann. Aber verkraftbar für diejenigen, die Lufthansa-Aktien halten und sich über ein Kursplus von 150 Prozent freuen können.

Jetzt ist die Frage, ob die Entwicklung vorhersehbar war. Teilweise war sie es, wenn man in den vergangenen Monaten die Daten der Unternehmen wälzte und analysierte. Dazu allerdings ist es notwendig, seine eigene Meinung und Stimmung hintanzustellen und tatsächlich auf das nackte Zahlenwerk zu schauen.

Über den Autor

Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Willich.