Die Haushaltssperre, auch Shutdown genannt, könnte schon bald in den US-Wirtschaftszahlen sichtbar werden und das BIP erheblich belasten. Josh Feinman, US -Chefökonom von DWS hat dazu einige Überlegungen angestellt.
Mit zunehmender Dauer der Haushaltssperre und Schließung vieler Bundesbehörden (Shutdown) werden die Fragen aus Anlegersicht dringender, wie sich das auf die Wirtschaft auswirken könnte. Die direkten Auswirkungen des Shutdown auf das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Vereinigten Staaten ergeben sich in erster Linie durch Lohnausfälle. Einerseits von den beurlaubten Regierungsangestellten und andererseits von jenen Angestellten, die ohne Bezahlung weiter arbeiten müssen. Sobald der Shutdown beendet ist, erhalten diese Angestellten Nachzahlungen. Wenn das vor dem Ende des ersten Quartals geschieht, reduziert das entsprechend die negativen Konsequenzen der Lohnausfälle. Schätzungen deuten darauf hin, dass die direkten Auswirkungen das reale BIP in der Größenordnung von rund 0,1 Prozentpunkten pro zehn Tage reduzieren, so dass im Falle eines dreimonatigen Shutdowns das BIP um ein Pro- zentpunkt weniger wachsen würde.
Hinzu kommen die indirekten Effekte (Produktionsausfall und Lohnausfall privater Regierungsunternehmen, Multiplikatoreffekte bei anderen Ausgaben usw.), die viel schwieriger zu quantifizieren sind, obwohl sie mit zunehmender Dauer der Stilllegung sicherlich zunehmen. Die Schätzungen gehen von 0,1 bis 0,2 Prozentpunkten BIP- Wachstumsverlangsamung aus. Selbst die Verwendung der konservativeren Schätzungen würde laut DWS-Einschätzung darauf hindeuten, dass der Shutdown das reale BIP-Wachstum jede Woche um rund 0,1 Prozentpunkte oder mehr reduzieren könnte. Diese Effekte werden wahrscheinlich umso größer, je länger der Shutdown andauert. Wenn dieser also das ganze Quartal über andauert, könnte er insgesamt das reale BIP um zwei Prozentpunkte oder mehr schmälern – auch wenn dies nur eine grobe Schätzung sein kann. Außerdem hätten die DWS-Experten bisher wenig Klarheit darüber, wann der Shutdown enden wird. Sollte es soweit sein, wird erwartet, dass ein Großteil der verlorenen Produktion wieder aufgeholt wird. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe man aber noch davon ab, die BIP-Schätzungen für das erste Quartal wesentlich zu ändern (DWS erwartet weiterhin ein Wachstum von rund zwei Prozent). Aber diese Zahl wird sinken, wenn der Shutdown länger andauert, und vor allem, wenn es so aussieht, als würde er sich über einen Großteil des ersten Quartals strecken.
Auch der private Sektor könnte betroffen sein
Der Shutdown kann aber noch ganz andere Folgen mit sich bringen. Zunächst einmal werden einige Daten (z.B. Einzelhandelsumsätze, Lagerbestände, Wohnungsbau, Konsumentenpreise) während des Shutdown nicht veröffentlicht. Und es wird wohl auch nach dem Ende des Shutdown noch eine Weile brauchen, bevor sie veröffentlicht werden können. Dies wird dazu führen, dass es für einige Zeit weniger Klarheit über den Zustand der Wirtschaft geben wird. Zweitens können selbst manche Daten, die freigegeben werden (z.B. der Arbeitsmarktbericht), durch den Shutdown verzerrt werden. Zwar werden sowohl die beurlaubten (rund 380.000) wie auch die unentgeltlich arbeitenden Regierungsangestellten in dem am 1. Februar zu veröffentlichen- den Bericht als Beschäftigte aufgeführt. Dennoch könnte es einige geringfügige indirekte Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen geben, wenn etwa private Dienstleister, die für die Regierung arbeiten, bis zum 12. Januar (Ende der Berichtswoche der Erhebung) entlassen worden sind. Wie die Arbeitnehmer, die im privaten Sektor entlassen werden, können auch die beurlaubten Staatsbediensteten Arbeitslosenansprüche geltend machen. Diese tauchen aber nicht in den wöchentlich veröffentlichten Gesamtzahlen auf (sie werden separat eingeordnet; außerdem müssen sie, sobald sie Rückzahlungen erhalten, ihre Arbeitslosenunterstützung zurückerstatten). Die Arbeitslosenquote könnte um bis zu 0,2 Prozent höher ausfallen, wenn die beurlaubten Arbeitnehmer in der Haushaltserhebung als „arbeitslos, befristet beurlaubt“ erfasst werden, was technisch gesehen der Fall ist. Das BLS wird wahrscheinlich zu all dem Schätzungen abgeben, wenn der Bericht veröffentlicht wird. Darüber hinaus können wir auf Umfragen zum Verbrauchervertrauen oder zum Geschäftsklima zurückgreifen, um zu sehen, welche Effekte der Shutdown auf die Stimmung haben könnte.
Fazit:
Die Märkte Quittierten den Shutdown bisher konträr zum eigentlich erwarteten Ereignis und stiegen in den vergangenen Handelstagen gen Norden. Hier spielte insbesondere die Entspannungen im Handelsstreit mit China eine entscheidende Rolle. Sollte der US- Haushaltsstreit beigelegt werden, könnte noch einmal zusätzliche Dynamik in den Markt kommen. Bei einer langwierigen Hängepartie dürfte die schlechte Stimmung im Parlament jedoch auch auf die Märkte durchschlagen, niedrigere Kurse sind dann zu erwarten.
Autor Redaktion
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