Zehn Prozent: Die Inflation geht, der Bullenmarkt kommt?
Die Inflation in Deutschland ist überraschend auf 10 Prozent gesunken, vieles spricht dafür, dass sie in den kommenden Monaten weiter sinken wird. Nicht, dass Produkte und Dienstleistungen billiger würden. Der Preisanstieg wird sich lediglich abschwächen. An den Aktienmärkten dürfte eine kräftige Erholung einsetzen.
Für diese These spricht, dass die geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der Zentralbanken die Konjunktur in den Industrienationen weiter bremsen werden. Die Inflation dürfte als Spätindikator diesem Konjunkturabschwung schnell folgen. Schon jetzt lassen die Rezessionssorgen die Preise für Energie und Rohstoffe fallen.
Diese Indikatoren sprechen dafür
Es gibt vor allem in den USA weitere Indikatoren, die auf eine sinkende Inflation hindeuten.
So wird die bevorstehende wirtschaftliche Flaute für Abkühlung auf dem bisher sehr stabilen US-Arbeitsmarkt sorgen. Schon jetzt sind die Baugenehmigungen und die Baubeginne in den USA deutlich rückläufig. Die potenziellen Interessenten können sich Eigentum oder Hypotheken schlicht nicht mehr leisten.
Im Groß- und Einzelhandel werden große Preisaufschläge immer unwahrscheinlicher, da die Lagerbestände deutlich ansteigen. Es scheint, dass die Händler vorsichtshalber etwas mehr Ware bestellt haben, um ihre Lieferfähigkeit zu gewährleisten. Mittlerweile warnen sogar einige Chiphersteller vor Überbeständen im Chipmarkt. Außerdem entfällt die pandemiebedingt erhöhte Nachfrage nach bestimmten Produkten. Ein Blick auf den fallenden Frachtpreisindex, der die Auslastung der weltweiten Containerschifffahrt spiegelt, signalisiert eine Entspannung bei den Lieferketten.
Inflation kann schneller fallen als erwartet
Gut möglich, dass die Inflationsraten sogar noch deutlich schneller fallen, als erwartet. Für die Börsen wäre das ein Startsignal. Sobald die positiven Meldungen zur Entwicklung der Inflation zunehmen, dürfte eine kräftige Markterholung einsetzen.
Bis dahin braucht es noch etwas Geduld. Es wird keinen neuen Bullenmarkt geben, solange die Notenbanken weitere Zinsanhebungen signalisieren. Am Ende wird die Welt auf die US-Notenbank blicken. Sie wird sofort umschwenken, wenn sie ihr Ziel erreicht hat und bei Zins und Inflation die gleiche Zahl vor dem Komma steht.
Spätestens dann sollten Aktien in der Vermögensstruktur hoch gewichtet sein, selbst wenn sich die Nachrichten heute denkbar schlecht anhören.
Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Urban & Kollegen GmbH Vermögensmanagement in Altötting
Autor Redaktion
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