26. April 2022
Nachhaltigkeit: Gibt es derzeit eine ESG-Blase?

Sorgen nachhaltige ETFs für eine Finanzblase? Das sagen Experten!

Kritiker halten den Trend zu nachhaltigen Geldanlagen für gefährlich. Es entstehe eine „grüne“ Finanzblase. ETF-Anbieter Amundi hat die These unter die Lupe genommen. Das sagen die Experten!

Nachhaltige ETFs werden immer beliebter. Doch mancher Marktbeobachter hält diesen Trend für gefährlich. Der Ökonom Peter Seppelfricke beispielsweise veröffentlichte im vergangenen Jahr einen Artikel, in dem er die Meinung vertrat, die hohen Mittelzuflüsse in ESG-Fonds hätten zu einem sich selbst verstärkenden Nachfrageplus geführt – und somit die Kurse von grünen Aktien drastisch ansteigen lassen. Es drohe Gefahr, dass eine dadurch eine „grüne“ Finanzblase entstehe. Die Gefahr sei groß, dass die ESG-Blase bald platzen werde, so Seppelfricke.

Die Analysten des Asset Managers Amundi haben sich diese These zur Brust genommen. „Es ist zwar richtig, dass es einen ESG-Trend gibt, aber die Möglichkeit einer ESG-Blase wird stark überschätzt“, lautet das Urteil der Amundi-Experten. Es sei unwahrscheinlich, dass ESG-Investoren den Anlagen  in schwierigeren Marktphasen den Rücken zukehren würden, da es sich um eine strukturelle Veränderung und nicht um einen kurzfristigen Hype handle. ESG sei gleichbedeutend mit einem Paradigmenwechsel, die Gefahr einer Blasenbildung damit gering.

Wie entsteht eine Finanzblase?

Eine Finanzblase ist durch einen starken Anstieg des Marktpreises bestimmter Vermögenswerte gekennzeichnet, zum Beispiel von Aktien, Rohstoffen oder Kryptowerten. Da durch die stark anziehenden Kurse ein heftiges Ungleichgewicht zwischen dem fundamentalen Wert und dem Marktwert entsteht, sind oftmals heftige Kurseinbrüche die Folge. „Eine Finanzblase bedeutet, dass auf einen Kaufdruck ein Verkaufsdruck der Anleger folgt“, konstatiert Thierry Roncalli, Head of Quantitative Research beim Amundi Institute.

Bei ESG-Investitionen ist dies aus Sicht der Amundi-Ökonomen aber nicht der Fall. „ESG-Anleger investieren in Vermögenswerte nicht ausschließlich aus finanziellen Gründen, sondern auch aus ethischen Aspekten. Sie kaufen ESG-freundliche Vermögenswerte nicht mit der Basismotivation, diese in der Zukunft zu verkaufen, falls sie sich nicht bewähren“, so Roncalli. Daher seien die klassische Fundamentalanalyse sowie außerfinanzielle Analysen, wie beispielsweise die ESG-Analyse, heutzutage nicht mehr voneinander zu trennen.

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ESG-ETFs sind kein Renditekiller

Es hält sich zudem hartnäckig das Gerücht, ESG-ETFs würden die Rendite im Portfolio nach unten ziehen. Auch zu dieser These hat Amundi eine klare Haltung. „Mehr als 2.000 weltweit durchgeführte Studien – darunter auch Amundi-Studien – haben bewiesen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten die Performance nicht beeinträchtigt. Nachhaltigkeitsaspekte und ESG-Kriterien können, wenn sie pragmatisch eingesetzt werden, sogar die Performance steigern“, sagt Thierry Bogaty, Leiter der Abteilung ESG/SRI von Amundi.