26. September 2020

Dax 30 bald Geschichte? Diese Pläne müssen ETF-Anleger kennen

Das Wirecard-Desaster hat das Image des Dax ramponiert. Die Deutsche Börse arbeitet mit Hochdruck an einer Änderung des Regelwerks für den Dax 30. Für ETF-Anleger haben die Pläne gravierende Folgen. 

Er ist zuletzt stark in die Kritik geraten, der Dax! Die Deutsche Börse, der Betreiberkonzern des wichtigsten deutschen Aktienindex, kam insbesondere wegen seines Umgangs mit dem insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard in Erklärungsnot. Nachdem sich ein Großteil des Wirecard-Geschäfts als Lügengebilde entpuppt hatte und der Konzern Ende Juni in die Insolvenz abrutschte, verblieb die Aktie danach noch wochenlang in der Spitzenauslese der deutschen Aktiengesellschaften. Anders als die meisten internationalen Index-Regelwerke sah die Deutsche Börse für einen solchen Fall keine sofortige Herausnahme der Aktie aus dem Dax 30 vor.

Eigentlich hätte die Aktie des Pleite-Konzerns erst am 21. September entfernt werden können, doch das öffentliche Unverständnis darüber wurde zu groß. Insbesondere vielen ETF-Anbietern und anderen Fondsgesellschaften war es ein Dorn im Auge, in ihren Produkten weiterhin die Aktie des Pleite-Konzerns „mitschleppen“ zu müssen. Schließlich änderte die Deutsche Börse ihr Regelwerk. Seither gilt: Meldet ein Dax-Konzern Insolvenz an, kann er sofort entfernt werden. So konnte die Deutsche Börse die Wirecard-Aktie bereits im August vorzeitig aus dem Dax schmeißen.

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Delivery Hero hätte im S&P 500 keine Chance gehabt

Doch auch der Nachrücker Delivery Hero sorgte bei so manchem Marktteilnehmer für Erstaunen. Schließlich ist die Lieferdienstplattform weit davon entfernt, profitabel zu arbeiten. Im Gegenteil: Das Unternehmen operiert mit Dauerverlusten. Für die Aufnahme in den Dax ist dies kein Hindernis. International wird dies jedoch anders gehandhabt. Eine Aufnahme in den S&P 500 zum Beispiel wäre für Delivery Hero nicht möglich gewesen. Nur Unternehmen, die vier Quartale in Folge Gewinne erwirtschaften, können in den amerikanischen Leitindex einziehen.

Für den Dax jedoch reichte es. Der Essenslieferdienst erfüllt die beiden Aufnahmekriterien der Deutschen Börse: Sein Marktwert und der Aktienhandelsumsatz waren groß genug, um in den Kreis der 30 wichtigsten Konzerne des Landes aufgenommen zu werden. Künftig wird sich dies wohl ändern. Bereits im Juli wurde bekannt, dass die Deutsche Börse an einer Reform des Dax-Regelwerks arbeitet. Bis Ende September will sie ihre Vorschläge dem Index-Arbeitskreis vorlegen und dann erneut die Marktteilnehmer darüber abstimmen lassen. Über die Inhalte hält sich die Deutsche Börse bis dato bedeckt. 

Bald Dax 40 statt Dax 30?

Doch nun kam heraus, was hinter verschlossenen Türen diskutiert wird. Die möglichen Änderungen haben es in sich – und würden insbesondere für ETF-Anleger, die über Indexfonds in den Dax investieren, schwerwiegende Änderungen bedeuten. Laut Manager Magazin lotet die Deutsche Börse aktuell aus, anstatt 30 künftig 40 Unternehmen im Dax zu führen. Die Folge wäre, dass sich die Gewichtung einzelner Unternehmen (SAP, Linde, Siemens) reduziert. Aber auch der sehr dominante Autosektor würde an Gewicht verlieren. Für ETF-Anleger birgt dies möglicherweise Vorteile. Schließlich ist der deutsche Autosektor durch Angreifer wie Tesla unter Druck geraten. 

Auch sollen offenbar nur noch profitable Konzerne eine Chance haben, in das deutsche Aktienoberhaus aufzusteigen. Das Argument: Dividendenfähigkeit sei ein wichtiger Bestandteil der deutschen Aktienkultur. Allerdings würde dies potenziell dazu führen, dass wachstumsstarke Tech-Werte, die noch nicht nachhaltig profitabel sind, es schwerer hätten, in den Dax einzuziehen. Dies wiederum könnte ein Nachteil sein.

Als relativ sicher gilt es, dass qualitative Kriterien wie gute Unternehmensführung (Governance) bei der Zusammensetzung des Leitindex künftig eine wichtigere Rolle spielen sollen. Nähere Infos dazu werden Ende September erwartet, wenn der Arbeitskreis Aktienindizes zusammenkommt, um über eine Reform des Dax sowie der Nebenwerteindizes MDax, TecDax und SDax zu beraten. Ab Anfang Oktober sollen Marktteilnehmer zu den Vorschlägen Stellung nehmen. Bis Jahresende könnten die Änderungen verkündet werden. Vielleicht heißt es schon bald Dax 40 statt Dax 30. 

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