Mit amerikanischen Methoden aus der Krise?
Jetzt also doch die Bazooka: Bis September 2016 will die EZB monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen.
Eventuelle Verluste wälzt sie zu 80 Prozent auf die nationalen Notenbanken ab. Damit will Draghi die Banken in Euroland dazu bringen, mehr Kredite auszureichen und so auch die Deflationsgefahr bekämpfen.
Kritiker weisen darauf hin, dass die Banken die zusätzliche Liquidität womöglich nicht in die Kreditvergabe stecken, sondern in alternative Anlagen. Außerdem könnte das EZBProgramm dazu führen, dass wirtschaftlich schwache EU-Staaten die dringend nötigen Strukturreformen hinauszögern. Das würde den Zusammenhalt in der Währungsunion schwächen.
Gottfried Urban Bayerische Vermögen AG |
Andererseits: In den USA hat die Strategie gewirkt. Die Arbeitslosenrate hat sich seit Ausbruch der Finanzkrise auf fast fünf Prozent halbiert, die Wirtschaft wächst stabil. Die US-Aktienmärkte sind bereits 50 Prozent über das Vorkrisenniveau gestiegen, und die Unternehmen verdienen mehr als je zuvor.
Warum hat die EZB also so lange gewartet? Europa hat das Augenmerk immer auf die Haushaltsdefizite gerichtet. Der Deflationsgefahr und der wirtschaftlichen Lage wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Nun gehört das hier auch nicht zum Auftrag der Notenbank. In Euroland herrscht aber mit über elf Prozent hohe Arbeitslosigkeit.
Ein schwacher Euro, günstige Rohstoffpreise, Nullzinspolitik und die Schaffung von 1,1 Billionen Euro zusätzlicher Liquidität für die Kreditfinanzierung sind ein noch nie da gewesenes Maßnahmenpaket für Euroland. Die nun in Euroland angelangte Amerikanisierung der Notenbankpolitik wird uns die nächsten Jahre noch weiter tiefe Zinsen, deutlich höhere Aktienkurse und steigende Immobilienpreise bescheren. Banken und Altersvorsorgeunternehmen müssen daher ihre Depots umbauen: mehr globale Anlagen, schlechtere Schuldner, Fremdwährungen und mehr Aktien.
Für die europäischen Aktien spricht darüber hinaus der andauernde Anlagenotstand, der durch die aktuelle Politik der Zentralbanken der größten Industrieländer entstanden ist. Durch die günstigere Refinanzierung konnten viele Unternehmen ihre Kosten senken. Fundamentale Wendepunkte bei den europäischen Zinsmärkten und an den Aktienmärkten sind noch nicht in Sichtweite.
Leider sind anders als in den USA unsere Sparer nicht ausreichend in Aktien engagiert. Die Schere zwischen Reich und Arm wird weiter auseinanderklaffen. Neben den Staaten, großen Unternehmen und Banken, sind auch Vermögende sowie Besitzer von Sachwerten die Gewinner.
Vor diesem Hintergrund sind Aktien mit einer hohen Dividende 2015 das Investment der Wahl. Angesichts der hohen Liquidität der Unternehmen sind die Ausschüttungsquoten noch nicht ausgereizt. Europas Unternehmen verdienen etwa acht Prozent ihres Börsenwertes pro Jahr und schütten im Schnitt drei bis vier Prozent Dividende aus. Für Industrieanleihen bekommt der Sparer von den gleichen Unternehmen durchschnittlich nur noch zwei Prozent Zinsen. Für die Dividendensaison 2015 sind bereits Rekordausschüttungen geplant.